25. ruf doch die Polizei

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Als ich endlich aus der Bahn stieg, schob ich mein Rad neben mir her, während ich über den Gehweg rannte. Ich nahm im Treppenhaus immer zwei Stufen auf einmal, bis ich endlich außer Atem vor der Haustür stand und klingelte. 

Meine Mutter öffnete mit einem breiten Lächeln die Tür, bis sie sah, dass ich es war, die vor der Tür stand. >> Emma, was für eine Überraschung, was machst du hier? << 

Ich schob mich an ihr vorbei ins Haus. >> Wo ist Lotta? << 

Verblüfft blieb meine Mutter im Flur stehen, wo sie die Tür schloss. >> Was redest du da? In ihrem Zimmer wahrscheinlich. << 

>> Ich kann doch nichts dafür, dass er das Foto verschickt hat! <<, schrie sie in dem Moment. 

Meine Mutter räusperte sich. >> Ich wollte es dir eigentlich gar nicht erzählen. Deine Schwester hat ziemlichen Ärger an der Backe. << 

>> Ich weiß was passiert ist. Dad hat deshalb aber keinen Grund ihr eine zu scheuern. << 

In dem Moment kam Lotta aus ihrem Zimmer gestürmt und unser Vater schrie ihr wütend hinterher. >> Wir haben dich nicht dazu erzogen eine Schlampe zu sein! <<

Sofort stellte ich mich neben meine Schwester. Sie hatte rote Augen und Tränen liefen ihr über die Wangen. Die Unterlippe zitterte, als sie mich ansah. >> Rede nicht so mit ihr <<, fauchte ich meinen Vater an. 

>> Ich rede mit ihr, wie ich möchte. << 

>> Du hast kein Recht dazu deine Kinder zu schlagen. << 

Mein Vater war rot im Gesicht vor Wut und jetzt schaltete sich auch meine Mutter dazu. Natürlich auf Seiten ihres Mannes. >> Geschlagen... Hörst du dir eigentlich selbst zu? Die ein oder andere Backpfeife hat noch niemandem geschadet. << 

>> Du hast mir bereits mehrmals so stark ins Gesicht geschlagen, dass meine Lippe aufgeplatzt ist. <<

 >> Weil du dich in dem Moment gedreht hast. Emma jetzt sei nicht so kindisch. << 

Ich griff nach Lottas Arm und drehte sie, sodass meine Eltern sie anschauen konnten. >> Schau dir ihre Wange an. Man sieht seinen Abdruck darauf. << 

Meine Mutter verdrehte die Augen, während mein Vater den Mund öffnete. >> Nein. Nein, du sagst jetzt nichts. Lotta pack die Sachen die du brauchst, du kommst jetzt erstmal mit zu mir. << 

Meine Schwester sah auf und ihre Augen trafen meine. >> Wirklich? << 

>> Ja <<, sagte ich, in dem Moment, in dem unsere Eltern sagten: >> Nein. << 

>> Pack deine Sachen, los. << Lotta huschte in ihr Zimmer und schloss schnell hinter sich ab. Man hörte, wie sie ihre Schränke öffnete und in ihren Sachen herumkramte. 

>> Emma mach dich nicht lächerlich. Sie bleibt natürlich hier. Sie ist ja noch nicht mal erwachsen. << 

>> Ich soll mich nicht lächerlich machen? Ich lass nicht zu, dass ihr ihr Leben genauso kaputt macht wie meins. Ihr seid so schlechte Eltern. Außerdem bin ich alt genug, dass sie bei mir wohnen darf. << 

Mein Vater packte meinen Pullover und riss mich daran nach vorne zu sich. Mein Herz schlug unheimlich schnell, als sich seine andere Hand in meinen Nacken legte. >> So redest du nicht mit uns. << 

Ich trat meinem Vater mit so einer Kraft gegen das Schienbein, dass er mich ächzend losließ. Bei dem Versuch mich festzuhalten, traf sein Handrücken mein Auge und ich spürte sofort den Schmerz in meinem Wangenknochen. 

>> Lass mich in Ruhe. Lasst mich beide in Ruhe. Ich will keinen Kontakt mehr zu euch. << 

>> Ich glaube du vergisst, wer dich finanziert <<, spottete meine Mutter. 

>> Ich bekomme Bafög. Und damit komme ich mehr als genug klar. Euer Taschengeld habe ich in den letzten Monaten angespart. Ich brauche euch nicht. << 

>> Emma, wenn du jetzt mit Lotta abhaust, dann melden wir sie bei der Polizei als vermisst. << 

Lottas Zimmertür ging auf und sie kam mit zwei großen Taschen zu mir. >> Sehr gut, ruf sie an. Dann kann ich ihr sagen, dass ihr eure Kinder schlagt. Lottas Wange reicht als Beweis. Und ansonsten habe ich auch noch meinen Freund als Zeugen, der hat es nämlich gesehen. << 

Mit den Worten griff ich nach Lottas Arm und wir verließen eilig das Haus.

Emma und Lars ✔️Where stories live. Discover now