Kapitel 80

670 63 0
                                    

Harry P.o.v

Ich war gerade so stinksauer! Das Meeting war nun wirklich nicht so verlaufen, wie ich mir das erhofft hatte. Ich dachte, Mr. Johnson würde nicht mehr viel Überredungskunst brauchen, doch stattdessen wollte er unbedingt meinen Praktikanten anschreien. Dabei konnte der ja nichts dafür, dass sein inkompetenter Verantwortlicher, nicht seine Arbeit kontrolliert hatte!

«Komm runter, Harry, es hat sich ja jetzt erledigt. Johnson ist zufrieden und alles ist wieder gut.», versuchte Liam mich zu beruhigen, nachdem diese Pisser sich aus dem Staub gemacht hatten.

«Nichts ist gut, Marco war ganz offensichtlich aufgewühlt, als er raus ist. Ich hoffe, Louis hat sich gut um ihn gekümmert. Es ist nicht okay, dass Johnson ihn so fertig gemacht hat. Am liebsten hätte ich seinen Drecksvertrag genommen und ihn zerrissen. Soll er sich doch einen anderen Partner suchen!», fluchte ich vor mich hin. Ich wollte schon weiterreden, als ich Schritte hörte, die näher kamen. Mein Blick traf auf Louis, welcher gerade mein Büro betreten hatte. Sofort ging ich zu ihm rüber. Ich brauchte ihn jetzt. Wortlos legte ich meine Hände an seinen Hintern und hob ihn hoch, um ihn zu küssen. Wie gerne würde ich ihn jetzt gegen die Wand pressen und ihm die Seele aus dem Leib vögeln. Doch Liam war noch da und der hatte nun wirklich schon genug von uns gesehen.

«Alles in Ordnung?», fragte Louis, als er sich von mir löste. Ich presste meine Lippen wieder auf seine, ich war noch nicht fertig. Ich brauchte Louis jetzt, um wieder runterzukommen. Doch Liams Räuspern, liess uns dann doch wieder auseinanderfahren.

«Sollten wir uns nicht noch um was anderes kümmern?», fragte er. Mir war schon klar, was er meinte. Ich hatte noch ein weiteres Gespräch vor mir, bevor ich dieses Thema abschliessen konnte. Und das würde auf eine Kündigung herauslaufen. Seufzend liess ich Louis runter, jedoch nicht ohne ihn vorher nochmal zu küssen.

«Okay, Lou kannst du mir bitte Jeffords raufbringen? Er ist der, der eigentlich Verantwortlich für Marcos Arbeit wäre.», bat ich Louis. Dieser gab mir einen Kuss, ehe er aus meinem Büro verschwand. Ich drehte mich zu Liam und wir beide seufzten einmal.

«Soll ich dir helfen oder möchtest du es alleine machen?», fragte er.

«Oh, das mach ich ganz gerne selbst. Aber danke für deine Hilfe, Liam. Ich weiss das zu schätzen.», kurz schloss ich Liam in die Arme, auch wenn wir uns eigentlich mal darauf geeinigt hatten, es auf der Arbeit bei einem Handschlag zu belassen. Aber heute war Liam auch auf der Arbeit mehr ein Freund als sonst was.

«Ruf mich an, wenn du noch was brauchst.», damit verabschiedete sich Liam von mir und ich bereitete mich auf das kommende Gespräch vor. Von Horan liess ich mir die nötigen Papiere schicken, auch wenn ich seit dem Quartalsgespräch mit ihm, nicht mehr so begeistert von ihm war. Er war trotzdem noch der Leiter meiner Personalabteilung. Louis war schon ziemlich bald zurück von unten und gab mir Bescheid, dass Jeffords jetzt da war. Doch der sollte ruhig noch etwas vor meiner Tür warten. Er sollte schmoren, denn er wusste, dass er Ärger am Hals hatte. Einige Minuten wartete ich noch, ehe ich mich von meinem Stuhl erhob und zur Tür rüber ging, um diese zu öffnen. Mr. Jeffords sass auf dem Sofa beim Fenster, während Louis an seinem Tisch sass und arbeitete. Das Bein meines noch Angestellten zuckte nervös auf und ab, während seine Finger auf seinem Oberschenkel herumtippten.

«Mr. Jeffords.», sprach ich ihn an. Dieser hob sofort den Blick und sprang vom Sofa hoch. «In mein Büro.» Ich machte einen Schritt zur Seite, als er in meine Richtung kam und mir seine Hand geben wollte, doch ich sah ihn bloss weiterhin an, ohne die Anstalten zu machen, seine Hand zu schütteln. Mein Gegenüber schluckte hörbar, als er an mir vorbei in mein Büro ging. Ich deutete auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch und schloss die Tür hinter mir. Ihm gegenüber nahm ich auf meinem Stuhl platz und schaute ihn erstmal für einen Moment einschüchternd an. Es brauchte jeweils nicht viel. Da reichten ein paar Sekunden des Schweigens, um mein Gegenüber nervös zu machen. Das war er offensichtlich sowieso schon und dafür hatte er allen Grund.

«Mr. Jeffords, sie haben seit kurzem einen Praktikanten, nicht wahr?», fragte ich dann erstmal in einem ruhigen Ton, auch wenn es in mir drin brodelte.

«Richtig, Sir. Er hat sein Jurastudium vor zwei Jahren angefangen und ist jetzt seit drei Monaten bei uns.», erklärte er mir. Seine Stimme zitterte stark, was er krampfhaft versuchte zu unterdrücken, doch das gelang ihm nicht. Ich nickte leicht und sah ihn weiterhin an. Er versuchte meinem Blick standzuhalten, scheiterte aber kläglich. Nur nach wenigen Sekunden schon, sah er auf die Hände in seinem Schoss und räusperte sich.

«Wie macht er seine Arbeit denn so?», stellte ich eine weitere Frage. Mr. Jeffords sah nun doch wieder hoch, jedoch nur für einen kurzen Moment in meine Augen, ehe er wieder wegsah und weitersprach. Während dem Reden schien alles andere in meinem Büro interessanter zu sein als ich, denn er wich mir gekonnt aus.

«Nun, er macht es wirklich sehr gut. Er lernt sehr schnell und kann sein Wissen schon gut umsetzen.» War dem eigentlich nicht klar, dass ich von Marcos Fehler im Vertrag wusste und dass er richtig tief in der Scheisse steckte? Wollte er mir nicht sagen, dass er Mist gebaut hatte und sich dafür bei mir entschuldigen? Damit machte er mich nur noch wütender, als ich es eh schon war.

«Das ist interessant...», meinte ich noch ruhig, doch dann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. «Wollten Sie mir auch erklären, wie es sein kann, dass ein Student im dritten Studienjahr seine Arbeit besser macht als ein vierzigjähriger Sack, der seit fast zwanzig Jahren auf diesem Beruf arbeitet?!», schrie ich ihn an. Schluckend sah er wieder auf seine Hände und stotterte irgendwelche Entschuldigungen vor sich hin, jedoch nicht ein einziges ganzes Wort. Ich erhob mich von meinem Stuhl und stützte mich auf meinem Schreibtisch ab. «Wie kann man nur so dumm sein und den Praktikanten nicht überwachen?! Es ist Ihre Aufgabe, zu prüfen, ob Marco seine Arbeit richtig erledigt hat. Es ist Ihre Verantwortung, dass alles, was von Marco abgeschickt wird, seine Richtigkeit hat und gerade in der Rechtsabteilung erwarte ich, dass alles doppelt und dreifach kontrolliert wird!»

«E-Es tut mir sehr l-leid, Sir.», stotterte er vor sich hin. Schon traurig, der Mann war fast 15 Jahre älter als ich, sass aber da wie ein kleines Kind und konnte mir nicht mal in die Augen sehen, wenn ich mit ihm sprach.

«Das will ich doch hoffen! Wissen Sie eigentlich, was Sie angestellt haben? Ihretwegen hätten wir fast einen unserer wichtigsten Partner verloren! Nicht nur das! Wenn Johnson uns abgesprungen wäre, hätte er dafür gesorgt, dass unser Ruf durch den Dreck gezogen wird. Mein Name!» Ich machte eine Pause, um durchatmen zu können, denn vor lauter Wut, vergass ich das manchmal komplett. Jeffords murmelte wieder eine Entschuldigung und senkte den Blick. «Nun, ich hatte das Glück, dass ich ihn noch überreden konnte, als er heute mit Assistentin und seinem fucking Anwalt hier angekommen ist. Sein Anwalt war nur zwei Stunden hier im Raum und hat mehr Kompetenz ausgestrahlt, als Sie es in den letzten fünf Jahren getan haben! Und als wäre nicht alles schon schlimm genug, was Sie da angestellt haben, musste dann auch noch Marco antreten und sich bei Johnson entschuldigen, weil er darauf bestanden hat. Wissen Sie eigentlich, wie der den armen Praktikanten angeschrien hat? Für einen Fehler, den nicht er, sondern Sie begangen haben? Sie sollten sich schämen, wirklich! Sowas Inkompetentes wie Sie habe ich noch nie erlebt!» Ich liess mich wieder auf meinen Stuhl fallen und strich mir die Haare aus dem Gesicht.

«Mr. Styles es tut mir wirklich schrecklich leid. Ich weiss, dass ich Mist gebaut habe, und ich werde mich bei Marco dafür entschuldigen, dass er die Schuld für mich auf sich nehmen musste. Das war nicht in Ordnung. Ich verspreche Ihnen, dass sowas nicht mehr vorkommen wird.», brachte er nun tatsächlich auch noch ganze Sätze heraus. Ich schnaubte bloss, als ich die oberste Schublade meines Schreibtischs öffnete und die Dokumente von Horan herausholte.

«Richtig. Das wird nicht mehr vorkommen.», meinte ich und schob ihm das erste Blatt mit einem Kugelschreiber darauf entgegen. «Sie sind gefeuert.»


The little Assistant and the big Ass - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt