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Vorsichtig streckte Draco seinen Fuß in die Badewanne, das Wasser war viel zu heiß und schien ihn förmlich zu verbrennen. Doch wie zuvor, als der dunkle Lord den Elfen gefoltert hatte, ohne dass dieser überhaupt irgendwas getan hatte, zuckte er nicht zurück. Stattdessen stieg er auch mit seinem zweiten Fuß in die weiße Wanne, sah dabei zu wie seine Haut langsam einen aggressiven, roten Ton bekam, und rang sich ein schmales Lächeln ab. 

Das hier war so viel leichter zu ertragen als das Essen mit dem dunklen Lord. Dabei hatte er nichtmal gegessen, saß nur am Tischende an dem Platz seines Vaters und sah ihnen beim Essen zu, während er sich leise mit der riesigen Schlange unterhielt. Als diese an ihm vorbeigeschlängelt war und sein Bein berührt hatte, war Draco kurz davor sich etwas anmerken zu lassen. Glücklicherweise war der dunkle Lord nicht darauf eingegangen das er sein Bein weggezogen hatte. 

Doch erst danach hatte der Horror tatsächlich angefangen. Draco ertrug den Gedanken daran kaum während er genau wusste das er nicht daran denken sollte. Niemand wusste genau wie groß die Macht des dunklen Lords war, er wollte es nicht riskieren das dieser Mann herausfand, wie er wirklich empfand und was er inzwischen wollte. 

Langsam atmete Draco aus, während er sich in die Wanne setzte, atmete den Schmerz und die kurz aufflammenden Gefühle weg, während er den Kopf in den Nacken legte und die kühle Luft jenseits der Wanne gierig einsog. 

Dennoch verschwanden die hohen, schmerzerfüllten Laute des Elfen nicht aus seinem Kopf. 

Das Elfen bestraft wurden, das kannte er, immerhin mussten sie für ihre Fehler bezahlen und lernen, wie es richtig ging. Aber dieser Elf hatte nichts falsch gebracht, hatte lediglich Wein nachgeschenkt und wollte dies auch beim dunklen Lord tun, der selbstverständlich auch ein Gedeck hatte, obwohl er nicht zu Essen schien. Doch sobald der Lord seine blasse, knochige Hand über das Glas gehalten hatte, hatte sich der Elf zurückgezogen, um weiterzumachen. So wie es nunmal üblich war, diskret und gehorsam. Es hatte keinen Fehler, kein Versehen gegeben und doch hatte Draco zusehen müssen, wie der dunkle Lord einen der unaussprechlichen Flüche gegen dieses Wesen wandte. 

Egal welche Bestrafung er schon mitbekommen hatte, ob von seinem Vater direkt ausgeführt oder von dem Elfen selbst, nie hatte er derartige Schreie vernommen. Der Elf hatte sich auf dem Boden gewandt und geschrien... der Wein um ihn herum auf dem teuren Teppich verteilt, während die Glasscherben des Kruges sich immer wieder in die Haut des Elfen bohrten. 

Es hatte nicht lange gebraucht bis der Teppich nicht nur vom Wein rotgefärbt war. Und keiner der anderen am Tisch hatte irgendeine Reaktion gezeigt. Nicht, dass er es anders gehalten hatte, er wollte auf keinen Fall, dass der dunkle Lord ihm mehr Aufmerksamkeit entgegenbracht als notwendig. 

Doch selbst, nachdem der Elf dem Lord egal geworden war, hatte man ihn nicht einfach gehen lassen. Stattdessen musste er auch noch hinter sich selbst aufräumen. Zitternd und kaum bei Bewusstsein hatte das hässliche Wesen die winzigen Scherben aus dem Teppich geklaubt, selbst noch immer blutend, ehe er angefangen hatte sauber zu machen und die Flecken zu entfernen. Und dass alles obwohl noch immer einige von den größeren Scherben sichtbar aus der Haut des Wesens hervorstanden. 

Alleine daran zu denken, das riesige Glasstück kurz unter dem Nacken des Elfen oder das in dessen Oberarm... erneut stieg diese Übelkeit in ihm auf von der er gehofft hatte, dass sie nach den letzten Ferien verschwunden war. 

Doch daran durfte er nicht denken, niemals daran denken. Tief atmete Draco aus, versuchte seine Gedanken gehen zu lassen, während er sich einzig und alleine auf das Brennen seiner Haut konzentrierte. Zuließ das der Schmerz sich tief in seinen Geist brannte, bis nichts anderes mehr übrig war. 

Mit fester Hand, er zitterte nicht länger, griff er nach dem Stück Seife und fing an, damit über seine Arme, seine Brust und seine Beine zu fahren. Versuchte den Schmerz wegzuwaschen, während dieser gleichzeitig nur noch schlimmer wurde. 

Doch solange er an nichts anderes mehr dachte, war alles gut. Seine wunde Haut half ihm, im hier und jetzt zu bleiben, sich nicht zu verlieren und dem dunklen Lord in seinen Gedanken treu zu bleiben. 

Das hier war das Beste für seine Familie und er würde es unterstützen. Und sobald er es sollte, würde er genauso zu den Todessern gehören wie sein Vater. 

Dem dunklen Lord zu dienen war nun seine oberste Pflicht, um sicher zu bleiben. 

Erst als er sich selbst glaubte, erlaubte er sich die Wanne zu verlassen und sich mit einem der Handtücher das brennende Wasser von der Haut zu tupfen. Er würde seine Pflicht erfüllen und an nichts anderes mehr denken. Denn das war der einzige seiner Gedanken der ihn nicht ins Grab bringen würde.

On the run (Drarry)Where stories live. Discover now