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Nachdem sie ihre Crêpes aufgegessen und ihren Mull in eine von den dafür vorgesehenen Tonnen entsorgt hatten, gingen sie Hand in Hand Richtung Ausgang des Weihnachtsmarktes. 

,,Gut, hier trennen sich unsere Wege.", kündigte Rezo etwas betroffen an. ,,Für Heute!", beschwichtigte Ju. ,,Ja! Nur- für Heute", stimmte er eindeutig zu. Dann lächelten sie beide. Sie standen sich gegenüber, sahen sich tief in die Augen. Dann beugte Ju sich, fest entschlossen zu ihm vor und vereinte ihre Lippen ein letztes Mal an diesem Tag. Sie waren weich aber kalt und etwas trocken. Dennoch genoss er die Nähe die es ihm gab. Die Chance, einem Menschen, nach welchem er eh schon so süchtig war, so nah zu sein. Auch Rezo genoss den Kuss. Er spürte, wie Glücksgefühle in Form von Kribbeln durch seinen Körper gingen. Es wurde mehr und mehr, fing langsam an zu kitzeln, was ihn in den Kuss lächeln ließ. Ju unterbrach ihn kurz, öffnete seine Augen und lächelte Rezo mehr als zufrieden an, bevor sie ihre Lippen noch einmal kurz vereinten. Als sie sich dann lösten, war der Blauhaarige etwas traurig darüber, da es sich wunderschön angefühlt hatte, jemandem nach langer Zeit mal wieder so nah zu sein, andererseits war er mega happy, endlich wieder jemanden gefunden zu haben, den er wirklich bewusst lieben konnte, ohne das Gefühl zu haben, verarscht oder verletzt zu werden. 

,,Okay, jetzt aber wirklich", fing Rezo an, ließ ihn langsam los und packte seine Hände in seine Jackentasche. ,,Bis wann?!", forderte Ju direkt, konnte gerade gar nicht genug von ihm bekommen. ,,Ich weiß nicht.. Wollen wir schreiben? Zu Hause hab ich das etwas besser unter Kontrolle, was ich wann mache.", erklärte er, woraufhin der Halbasiate lächelnd nickte. ,,Gut, dann bis irgendwann", verabschiedete er sich, drehte sich um und ging in Richtung seines Hauses. Sollte er Thomas damit nerven?

Rezo blieb noch kurz stehen, bevor auch er sich umdrehte und in Richtung seiner Wohnung ging. Er drehte sich noch einmal um, sah, dass Ju es ihm gleich getan hatte. Sie lachten, drehten sich zurück und gingen weiter. Er bekam sein Lächeln einfach nicht mehr aus seinem Gesicht. Wie konnte man so glücklich mit etwas sein? Vor allem so glücklich mit jemandem. Er liebte diesen Typen, vielleicht mehr als er sollte. Ob Ju dasselbe für ihn empfand? Er hatte ihn zumindest aus eigenen Stücken nochmal geküsst, und es war der Hammer gewesen. Aber was, wenn Ju jemand war, der vor allem auf One Night Stands stand, und ihr ganzes Beisammensein nicht so genoss, wie Rezo es tat? Oder vielleicht nicht "nicht genoss". Vielleicht eher nicht ernst meinte. Was würde er denn tun, wenn Ju ihn einfach abservieren würde, nur weil ihm klar geworden war, dass Männer doch nicht so sein Ding waren? Was würde er ohne ihn machen? Er hatte sich schon fast sein ganzes Leben mit ihm ausgemalt, alle erdenklichen Szenarien. Vom Kinder kriegen bis Heiraten.. war das zu viel? Bildete er sich Dinge ein, die nicht da waren? Wen hätte er denn eigentlich bekommen, wenn Ju sein Feuerzeug oder seine Vape nicht vergessen hätte? Sie hätten sich wahrscheinlich nie kennengelernt, oder doch? Hatten sie denn gleiche Freunde? Naja, einen vielleicht.

Chris hatte ihm mal durch Zufall ein Video von Ju gezeigt, noch bevor sie sich kennengelernt hatten. In dem Video war Bao, ein damaliger Freund von ihm, kurz aufgetaucht. Aber was soll's schon. Von ihm aus hätte er den "komischen Tanztypen" nie kennengelernt. Er konnte nicht tanzen und fand damals auch nicht, dass er besonders gut aussah. Aber jetzt, wo er sich in den Charakter des Halbasiaten verliebt hatte, hatte er sich auch in sein früheres Ich verliebt. Er liebte einfach alles an ihm. Alles, außer das Rauchen, welches ihn aber auch nicht sonderlich störte. 

Er hatte das Gefühl, noch nie etwas derartiges für jemanden gespürt zu haben. Diese Augen, diese Haare, dieses perfekte Lächelnd gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wie konnte jemand augenscheinlich so gut zu ihm passen? Oder, tat er das denn überhaupt? Empfand Ju das auch so? Was, wenn er ihn nicht so mochte, wie Rezo ihn mochte? Er war absolut in love mit ihm, aber er musste es akzeptieren, sollte Ju nicht so empfinden wie er. Aber er könnte ja verstehen, wenn Ju nicht verliebt war. Er war selbst ja auch im Kampf mit sich. Bevor sie sich kennengelernt hatten,. war er jeden Tag aufgestanden und hatte nur darauf gewartet, bis er den Kampf gegen sich selbst verlieren würde. Aber seit er angefangen hatte, Ju zu daten, war es einfach weg. Wie ausgeblasen. Er fühlte sich geliebt, gebraucht, und gewisser maßen verstanden. Sicher wusste Ju noch nicht, was wirklich in dem auf den ersten Blick glücklichen Mann abging, aber er würde es erfahren. Er hatte es nicht verdient, angelogen zu werden. Ju sollte wissen,. auf wen er sich hier einließ. Das war Rezo bewusst. 

Sein Blick schweifte hoch in den Himmel. Es war dunkel und durch die Lichterketten, konnte er auch nichts erkennen, außer ein zutiefst getränktes Dunkelblau. Keine Sterne, keinen Mond. Aber hey, wer weiß wer ihn von oben gerade beobachten würde. Wer wohl sein plötzlicher Schutzengel war? Kannte er ihn? Musste er wirklich erst sterben, um ihm sein Glück zu geben? 

Worüber dachte er schon wieder nach? Das war doch absurd. Niemand war gestorben. Er hatte einfach Glück gehabt, dass Ju schusselig gewesen war. Er hatte Glück gehabt, dass er zur richtigen Zeit am richtigen Ort gestanden hatte, mehr nicht. Wer sollte denn schon gestorben sein?

Das Fest der Liebe || Juzo "Adventskalender"Where stories live. Discover now