Kapitel 9

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Draco redete noch weniger mit mir. Er hatte oft schlechte Laune, nachts wälzte er sich neben mir hin und her. Sein blasses Gesicht wurde von dunklen Augenringe geziert. Ich überlegte, ob meine kleine Show solche Folgen haben könnte oder ob es doch etwas anderes war, was ihn beschäftigte.

Der heutige Tag war anders, die Anspannung beim Frühstück war förmlich greifbar gewesen. Mr. Malfoy hatte mich gebeten, auf dem Zimmer zu bleiben. Natürlich wollte ich nicht unhöflich sein oder es mir mit meinem Schwiegervater vermasseln, also gehorchte ich.
Ich vertrieb mir die Zeit mit lesen. Auf einmal klopfte es an der Tür. Es war Narzissa, doch sie schien nervös zu sein. „Komm mit", warf sie mir lediglich entgegen, ehe sie auch schon schnellen Schrittes voran lief. Mein enges Kleid machte es mir schwer schnell zu laufen und ich hatte Mühe ihr zu folgen.

Wir blieben vor einer großen Tür stehen, ihre Augen trafen meine. Sie sah verzweifelt aus, gar ängstlich. „Narzissa was ist los?" Doch sie öffnete die Tür und wir traten ein. „Hier ist sie", ihre Stimme war monoton, ihre Haltung gerade und ihr eben noch so verzweifelter Blick war verschwunden. Ich schaute zu der Person, mit der sie sprach. Mir stockte der Atem, mein Blut gefror in meinen Adern.
Wenige Schritte von mir entfernt, stand niemand geringeres als Voldemort.
Ich spürte die Angst in mir aufkommen. Dies war mein Ende.

„Hailie!", zischte meine Mutter neben ihm. Erst jetzt realisierte ich das gesamte Bild. Auf der einen Seite standen meine Eltern, sie waren von ein paar Todessern umzingelt, gegenüber von ihnen stand Draco. Er war noch blasser als sonst, sein Gesichtsausdruck war leer. Bellatrix tänzelte um in herum. Nein. Nein. Nein.
Er würde ihm nichts antun, schließlich war er einer von ihnen, das würde er doch niemals machen . . oder?

Meine eigene Angst verschwand, doch eine viel größere, schlimmer Angst überkam mich. Ich hatte Angst um Draco - Angst um meinen Mann.
Denn, auch wenn wir gezwungen wurden zu heiraten, ich für meinen Teil liebte ihn über alles. Zwar konnte ich meine starken Gefühle für ihn noch immer nicht verstehen, aber sie waren eben da und ich würde es nicht überleben, wenn ihm etwas zustoßen würde.
„Hailie, komm her", zischte meine Mutter erneut. Doch ich nahm ihre Worte kaum wahr, mir war so undenkbar schlecht. Ich musste mich beherrschen, nicht vor all den Leuten das Weinen anzufangen. Meine Beine trugen mich zu meinem Mann.
„Draco was ist hier los?", meine Stimme war nur ein zittriges Flüstern.

„Eine wirklich hübsche Gemahlin hast du bekommen, Draco", fing Voldemort an zu sprechen. Mein Körper spannte jeden Muskel, jede einzelne Faser an. Seine Stimme war unheimlich, rau und klang wie von einem Sterbenden, dennoch hatte sie eine ungewöhnlich starke Kraft in sich.
„Hailie, ja?" Seine viel zu weit hinten stehenden Augen musterten mich. Sein Gesicht sah ohne Nase so merkwürdig aus, es fühlte sich falsch an, ihn anzugucken. Dennoch nickte ich stumpf. „Du kommst auf der Stelle her", zeterte meine Mutter wütend.
Zum ersten Mal in meinem Leben, erlebte ich sie öffentlich so giftig und kalt, wie sie immer hinter geschlossenen Türen zu mir war. Ich kannte ihren Ton zu gut, aber Außenstehende hatten sie so nie erlebt. „Ruhe!", kreischte nun Bellatrix und verfluchte sie mit dem Cruciatus Fluch. Sie lag auf dem Boden und wandte sich hin und her, ihre Schreie hallten durch den Raum. Doch ich fühlte nichts.
Ich stand einfach da und starrte sie regungslos an. Mein Vater fing an Bellatrix zu beleidigen und schrie herum. Damit brachte er das Fass zum Überlaufen, Voldemort erhob seinen Zauberstab. „Avada Kedavra."

Mein Vater verstummte und fiel leblos auf den Boden. Er war tot. Die Schreie meiner Mutter verstummten und als sie realisierte, was eben passiert war, brach sie in Tränen aus. Erstarrt beobachtete ich diesen Moment.
Ich war erschrocken, wie kalt mich sein Tod ließ, doch ebenso überrascht war ich, dass meine Mutter Trauer zeigen konnte. Ich hatte sie nie weinen sehen.
Draco griff nach meiner Hand und drückte diese leicht. Wir standen eng nebeneinander und unsere kurze Berührung blieb unentdeckt. Voldemort wandte sich nun uns zu, seinen Zauberstab noch immer in der Hand. Er war ein Monster.

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