Ghost Memorys

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Schneeflocken, jede auf ihre Art einzigartig besonders, verfangen sich in meinen aufgesteckten Haaren, wo sie ihr Ende mit hunderten anderen finden. Die Flocken fallen zu tausendsten pro Moment auf die Erde, vom wolkenverhangenen stürmischen Himmel hinab, auf die Kinder, die Schneemänner aus matschigen Schnee bauen und Älteren, die versuchen aus den Schneesturm zu entkommen. Es schneit bereits seit gestern, seit ich ins kalte Quellenwasser gestiegen war. Das Wetter ist ungünstig, für mein Vorhaben, Hinweise nach dir zu finden.
Aber warten will ich nicht länger und Lan Yuan hat nur heute Zeit, ab übermorgen ist er bei seiner Angetrauten, besucht sie und trifft Vorbereitungen für ihre Vermählung. Mein Bruder Xichen hat seinen Hochzeit zugestimmt, auf seine höfliche warme Art und ihm gratuliert. Er hat ihn ein paar Ratschläge gegeben, wie er sich ihr gegenüber am besten verhält, wie er sie beglücken kann und auch über die Erziehung eines Kindes hat er ihn aufgeklärt. Es ist fast zum Lachen. Lan Xichen hat nie ein Kind aufgezogen, er hat sie nicht einmal berührt oder sich um eines gekümmert. Diese Wesen - mit ihren dichten winzigen Schopf Haar und dem klagenden Weinen - kennt er bis zum heutigen Tage nicht.
Lan Yuan sieht mich fröstelnd an, er tippelte verkühlt auf der Stelle umher, reibt seine Hände energisch gegeneinander und fragt bittend: "Kann ich schon vorgehen und fragen Hanguang Jun?"
"Ja, geh nur", erlaube ich es ihm und zeigte auf ein kleines Haus mit verschneiten Strohdach.
In den Hüten wird es wohl kaum wärmer sein, aber er soll seinen Willen bekommen. Ich gehe durch das Dorf und halte an einer besonders heruntergekommenen Tür an, die Farbe blättert zusammen mit den billigen Holz herunter, die Fenster sind klein und haben keine Fensterscheiben. Sie bestehen aus Lehm, sind mit Holzbrettern zugenagelt.
Unter meiner Faust fühlt sich das Holz kalt und rau an. Mein Klopfen vermischt sich mit den Zischen und Fallen des Schnees, wird Teil der unordentlichen Geräuschkulisse, winzige Geräusche, die in meinen Ohren laut wie das Brüllen eines mächtigen Rachegeistes ist.
Eine kleine gebückte Frau öffnete die Türe quitschend. Sie hat sich das graue Haar in den Nacken gelegt, in ihren wettergeerbten Gesicht sind tiefe Falten und Narben, rote Augenlider fallen müde über die blasse braunen Augen. Die Dame hat schon viel im Leben gesehen, sie ist alt und vom Leben ermüdet, lange wird sie nicht mehr leben.
Als sie mich sieht - scheinbar ein junger Mann, der nie zuvor gearbeitet hat - erstarrt sie erschrocken, blinzelt mich wortlos an.
"Ich habe ein paar Fragen für Euch."
Immer noch gibt sie keine Antwort oder Reaktion, außer ihre erschrockene Miene und die Hand die, die Türe wieder zuknallen will.
"Es geht um einen Freund, er ist hier gewesen, vor einigen Jahren. Ich suche ihn nun und hoffe Ihr könnt mir behilflich sein, in dem ihr meine Fragen beantwortet.
Es sind einfache Fragen, ich werde Euch nicht lange belästigen", sage ich zu ihr.
Endlich entspannt sie sich und ihr entkommt ein altes verzerrtes Lachen. Sie öffnete die Türe. Ich muss mich bücken, um hindurch zu passen und zwänge mich durch den engen Gang, hinter sie her, in ein staubiges Zimmer mit alten Holzdielen und einer Menge Personen, die sich auf den Boden, Kissen und Stühlen zusammengedrängt, um den kleinen Kamin versammelt haben. Ein Mädchen, nicht viel älter als Lan Yuan, schreckt vor mir auf, auf ihren jungen braunen Wangen steigt ihr peinliche Röte auf.
"Dieser junge Meister hier sucht seinen Freund, der vor einigen Jahren hier war."
"Wie sieht er aus?", fragt das Mädchen schüchtern und zieht den grauen Rock über ihre aschigen Füße.
"Etwas kleiner als ich, er trägt immer ein schwarz-rotes Gewand und eine schwarze Flüte bei sich. Er hat auch einen Begleiter, einen unzähmbaren Esel. Sei Haar ist meistens unordentlich zusammengebunden und er ist noch jung und ein Kultivierer."
"Ich kann nicht mich nicht erinnern, tut mir leid junger Meister", erwidert das Mädchen darauf und schüttelt enttäuscht über sich selbst, ihren runden vollwangigen Kopf.
"Trotzdem danke."
"A-aber mein Bruder, weiß es vielleicht." Auf ihren Gesicht taucht ein breites unreifes Lächeln auf, dass sich von ihren rot geschminkten schmalen Lippen bis zu den dicken Wangen ausbreitet. "Damals war er noch etwas kleiner und hat es geliebt draußen zu spielen. Ich denke er hat Euren Freund gesehen, ja das denke ich", machte sie mir Hoffnung und trat vor mich, um mich zu ihren Bruder zu führen.
"Er ist wieder draußen, bei seinen Freunden und Freundinnen."
Ich nicke, innerlich aufgelöst und freudig erregt Informationen über dich zu erlangen. Sie führt mich aus dem kleinen Haus, in den Schneesturm hinein, zu einer Gruppe Jugendlicher, die sich mit Schneebällen bewerfen und lachend mit den Armen um sich werfen. Erst als wir näher zu ihnen rücken halten sie an und beäugen uns neugierig.
"GEGE", schreit sie gegen den Schneesturm an.
Ein junger Mann, am Anfang seiner Blütezeit taucht auf, die Wangen und die Nasenspitze rosig von der frostigen Kälte. Von seinen braunen Handschuhen tropft Wasser herunter und auch von seiner durchnässten Kapuze fallen Tropfen in die dicke Schicht Schnee. Er lächelt uns heiter an, fröhlich wie seine Schwester, aber unbefangen, ohne Schamgefühl.
"Was gibt es Schwester?", fragt er sie freundlich. "Du musst nicht so schreien. Deine schöne Stimme würden ich selbst in einen Teich mit stinkenden verrotteten Leichenteilen erkennen."
"Rede keinen Unsinn." Sie schüttelte den Kopf über seine makaberen Witze. "Dieser junge Herr", ihre Hand zeigte zu mir und fiel dann wieder herunter, "sucht einen Freund. Etwa so groß", - sie hält die Hand weit hoch, etwa so hoch wie meine Schulter, - "und er hat unordentliches schwarzes Haar. Er trägt immer ein schwarz-rotes Gewand und vor etwa fünf Jahren müsste er hier vorbeigekommen sein."
Der Junge war einer von denen, die vor keinen Respekt hatten, die sie nicht kennen, aber vor einen Kultivierer, der für sie wie ein Gott ist, würden sie sich in den Staub werfen. So kommt es, dass er tatsächlich etwa sehr interessantes sagte.
"Ja, ich glaube ich habe ihn gesehen. Ich habe sogar mit ihm geredet."
"Hat er gesagt wohin er wollte?"
"Oh ... Ich glaube schon. Nach
Yì Chéng. Mehr hat er nicht gesagt."
"In die verlassene Stadt?", frage ich entsetzt. Was willst du dort Wei Ying? Bist du an diesen grausamen Platz zurückgekehrt, um damit abzuschließen oder warum willst du dich wohlmöglich dort niederlassen? Suchst du ein neues Abenteuer? Verlangen deine unruhigen Vene nach Adredalin, können sich nie zur Ruhe begeben?
"Sie ist nicht verlassen, sie ist die Metropole des Handels. Einst war sie verlassen und leer, aber irgendwie ist sie wieder zum Leben erweckt wurden."
"Das letztes Mal, als ich dort war, war sie leer und ich habe nur Leichen gefunden."
"Tja die Zeiten ändern sich junger Meister."
Er wirft mir ein galantes Lächeln zu und kehrt zu seinen Freunden zurück, die gespannt auf ihn warten.
Ein Mädchen, etwa genauso alt wie er, tritt aus den Knäul Freunden hervor, sieht mich mit ihren kleinen braunen Augen ängstlich an.
"Er wollte jemanden abholen", sagt sie mit verwirrter Stimme zu mir und rennt zu den beiden anderen Mädchen zurück, die uns kichernd beobachten.
"Sie heißt Zhilong junger Meister", ruft eine ihrer Freundinnen noch immer unschuldig kichernd.
Mir ist klar das sie Hoffnungen hegt, ich werde sie zu meiner Geliebten machen, aber mein Herz ist schon verschlossen, für andere Personen, insbesondere für jene, die den weiblichen Geschlecht angehören. Ich habe mich nie in ein jungfräuliches Mädchen oder eine reife Frau verliebt, meine Liebe gilt einzig und allein Wei Ying.
Auf die Flirtversuche gehe ich überhaupt nicht ein, ich verstehe diese Sprache nicht, wie du es tust und der Damenwelt den Hals verdrehst.
Still lasse ich den Schnee über mich ergehen, wie er versucht meine Kleidung zu durchnässen und mich mit sich zu reißen, in ein Reich aus Kälte und Wärme zugleich. Die Wärme, die Erfrierende spüren, wenn es mit ihnen zu Ende geht, ist dieselbe wie in der Liebe, wenn man erleichtert feststellt das der Mensch endlich kein Teil mehr von einem ist. Manchmal ist es anstrengend und nervig zu lieben, aber liebst du wirklich, willst du um keinen Preis, die Liebe loslassen.
A-Yuan, der auf mich zugewatet kommt, würde das ebenfalls nicht tun. Er würde die Frau, mit der er verlobt ist, nicht hergeben, nicht loslassen, kein Leid antun. Die Haut seines Gesichtes ist knallrot von der Kälte, der wir seit Stunden ausgesetzt sind. Zitternd und steif kommt er zu mir herüber, seine Hände miteinander um Wärme ringend, sein Mund geöffnet. Die Luft die er einatmet ist schneidend kalt, wie die Klinge eines Schwertes.
Ich atme die gleiche ein, aber ich bin um einiges älter und habe Erfahrung mit Kälte. Weiß wie man am besten atmen sollte, was man tun sollte und ich weiß, wie die Kälte und der Winter nicht so unerträglich ist, wie er normalerweise ist.
"Hanguang Jun! Ein Mädchen meinte zu mir Wei Wuxian hätte zu ihr gesagt, er würde eine zersprungene Seele zusammensetzen wollen."
Blasse Augen treffen auf dunkle, die hell und klar ausweichen, fröhlich, wie es die Jugend eben ist.
Zersprungene Seele, jemanden holen, die Geisterstadt Yi. Logisch betrachtet hat er ein Ziel vor Augen: Xiao Xingchens Seele vor dem Untergang retten und ihn ins Leben zurückholen, weil wir es damals nicht geschafft haben.
Er ist also zurückgekehrt, an den Ort, wo es wieder begonnen hat. Das mit ihn und mir. Mein Kopf brennt, die Hoffnung wird größer und leuchtender. Ich muss dich holen, sofort, so schnell wie es geht. Soll es kosten was es mag. Sobald ich zurück in Gusu bin, werde ich die Reise antreten. Dich finden. Dich verehren. Endlich sagen, was mir seit ich dich kenne, auf der Zunge liegt. Dem einen das zu schwer für mich ist, für uns beide aber nur noch schwerer. Wir wissen es beide, es muss nicht ausgesprochen werden. Du weißt wovon ich rede, natürlich: Ich liebe dich, Wei Ying.

Again, again and again? - WangXianМесто, где живут истории. Откройте их для себя