The City of the Demons

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Der sanfte Goldregen der Abenddämmerung schwindet hinter den dichten schweren Wolken, die alles verbleibende Sonnenlicht zunichte machen. Am Horizont, nahe des Sternbildes Orion, ist der Mond als dünne fast durchsichtige Sichel zu erkennen. Ich werde nicht hinter die Mauern der Stadt kommen, nicht heute und auch nicht in der Nacht, denn wie jede andere Stadt schließt sie ihre Eingänge nach Abendeinbruch für Fremde.  Ein eisiger Wind kommt er, er zischt und rauscht in meinen verkühlten Ohren wider.  Meine Hände, taub vor Kälte und den von den Tannen herabfallenden Schnee, hängen ungläubig an mir herunter. Den ganzen Weg, die vielen Momente, verschwendet und weggeworfen, denn in diesem Augenblick kommt es mir soweit entfernt vor dich zu finden, die Mauern der Stadt zu erklimmen, wie noch nie. Selbst in den Nächten nach deinen Abgang war die Hoffnung da, zu fassen, aber nicht sichtbar. Sie scheint verschwunden, gestorben zu sein. 

Meine Pupillen weiten sich mit dem Aufkommen der Finsternis. Die Tannen schaukeln im Nachtwind, mir und meiner Hoffnungslosigkeit entgegenkommend. Dein Schmerz ist der Schmerz der Erde, der Luft, des Wassers, des Feuers, des Windes. So wie jedes Leid ist deines mit den der anderen verbunden. So wie jeder Liebende bist du mit anderen Liebenden verbunden, flüstern sie mir zu. 

Einsamkeit vermischt sich mit frenetischer fragiler Liebe gegenüber dir, deinen Lachen, deinen provozierenden Auftreten. 

Ich stehe bis meine Beine nicht weiter zu meinem Körper gehören, bis meine Seele eins mit der Nacht und der Welt ist. Ich trete näher an das Tor und schaue hinauf, auf die Mauern wo die Wachen plaudern und Witze reißen. Eine hellere Gestalt, mit einen gold bestickten Gewand und hohen Zopf steht an der Mauer gelehnt neben den Soldaten, die Hände vor der Brust verschränkt, den Kopf eigenwillig erhoben. Die Umrisse ihres Adamsapfels wippen beim Anklagen auf und ab, ein Mann also. Wahrscheinlich einer mit einer hohen Position, denn freundlich wirken die verzerrten aber hübschen Gesichtszüge nicht. Auf der Stirn ist ein Bindi, das dritte Auge der Person, die es sich aufgemalt hatte. Als ich sie weiter beobachte, ihre Bewegungen und Gesten wahrnehme, wird mir erstaunt klar, wen ich vor mir habe. Jing Ling, den Anführer des Lanling Jin Clans. Nachdem sein Onkel getötet wurde, stieg er zum Anführer auf, obwohl er kaum das zwanzigste Lebensjahr überschritten hat.

"HANGUNAG-JUN!", höre ich rufen und seine zuvor verschränkten Arme heben sich zu einen wilden Gefuchtel. "WAS TUST DU HIER?"

Verdutzt gehe ich näher an die Mauer und bleibe wortlos dort stehen. 

"Lasst ihn rein", ordnet er die verschreckten Soldaten herrisch an. 

"Ja mein Herr", erwidern sie. 

Das Tor wird hochgefahren, ich kann eintreten und dich suchen. 

"Weißt du wo Wei Ying ist?"

"Nein, den habe ich ewig nicht gesehen. Vielleicht spielt er wieder Kartenspiele oder ist in einem Bordell."

So vertreibst du dir die Zeit? Mit Kartenspielen und teuren Frauen? Was ist das für ein Leben, was du führst? Aber es deines und nicht meines und egal wie groß meine Liebe zu dir ist, ich werde dich nicht am Leben hindern. Was auch immer es für eine Art vom Leben ist, es ist deines und solange du dich wohlfühlst tue ich es auch. 

"Ja, Wei WuXian hat sich verändert. Ich weiß nicht, er ist unruhig und rastlos geworden. Manchmal sitzt er an seinem Fenster und starrt bloß stundenlang bis Sonnenaufgang nach draußen, bis er dort einschläft. Sein Leben ist trostlos geworden, ihm scheint nicht klar zu sein was für eine Welt er für viele Tausende erschaffen hat."

Wieder die Fragen an dich gestellt, die du nie hören wirst. Wie seltsam es sein muss, nie zu wissen was andere Menschen fragen und sagen wollen, aber nie den Mut dazu haben und den richtigen Zeitpunkt finden. 

Again, again and again? - WangXianWhere stories live. Discover now