Ich werde nicht alleine gelassen

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Er beugte sich zu mir herunter um mir einen Kuss zugeben, doch ich drückte ihn von mir weg, was ihn verwundert aufschauen ließ. ,,Ich will jetzt schlafen.", beichtete ich und vergrub mein Gesicht erneut im Kissen. Der Todesgott schwieg kurz, nickte dann aber verständlich und verließ mein Zimmer. Als ich hörte, wie die Tür zuging, drehte ich mich mit dem Rücken zum Bett. Ich will hier weg! Es ist eine Qual nicht bei meinem Liebsten zu sein!  Ich legte meine Hand schützend über meine Augen um Tränen daran zu hindern hinunterzulaufen. ,,Verdammt... Was fällt dir ein, Sebastian?", schluchzte ich vor mich hin und trat vor Wut und Trauer auf den Bettpfosten, ,,Ich kann dir doch helfen..!" Ich schaute weiterhin zur Decke des Bettes und versuchte mich zu beruhigen, was aber nicht sonderlich viel nützte. Die Schmerzen in meinem Kopf hatten sich wieder beruhigt, sodass ich aus meinem Bett kroch. Meine Füße setzten sich auf den kalten Boden ab und ließen sofort Gänsehaut auf meiner sanften Haut erscheinen. Ohne zu Zögern machte ich die Tür zum noch kälteren Flur auf, obwohl ich im Nachthemd herumlief. Es war sehr kalt, jedoch auszuhalten. Ich rannte durch die langen Fluren und suchte nach Diana, bis ich plötzlich ihren Geruch wahrnehmen konnte. Ich war froh, diese Fähigkeit zu haben, die mir half, mein Kind zu finden. Ich machte die Tür des Zimmers auf und fand mein Kind in einem kleinen Bett drin. Neben ihr saß Undertaker, der einen beschützenden Blick auf sie zugeworfen hatte. ,,Lyra, was macht ihr denn hier? Ihr werdet euch nur noch mehr erkälten!", wachte er aus seiner Position auf und kam beunruhigend auf mich zu. ,,Geh weg von mir!", zischte ich ihn an, ,,Ich will mit Diana von hier verschwinden!" Er ließ aber nicht locker. ,,Das könnt ihr nicht! Sebastian hat mir aufgetragen-"< ,,Das ist mir egal! Ich will zu ihm! Er ist ein Großteil unserer Familie und das soll er auch bleiben! Ich will nicht ohne ihn leben!"<< Aber plötzlich packte er an meinen Schultern, sodass ich nicht an meine Tochter konnte. ,,Riskiert nicht das Leben eures Babys! Ihr wisst nicht, was Luzifer, euer Geliebter vorhat, aber sich da einzumischen würde alles durcheinander bringen!", machte er mir weis, ,,Bitte beruhigt euch und verweilt hier eine Weile." Ich schwieg und schlug seine Hände von meinen Schultern. ,,Auch...", schluchzte ich vor mich hin und ließ jegliche Träne über meine Wangen laufen, ,,Auch wenn du dich sehr um mich kümmerst und ich das Leben meiner Tochter beschützen muss, ich kann das nicht! Ich werde ihn nicht sterben lassen!" Er wirkte enttäuscht. ,,Ich weiß, dass du viel Zeit für mich opferst, aber ich kann das nicht einfach geschehen lassen. Trotz alledem bist du sehr hilfsbereit, danke, Undertaker."<< Ich hatte wohl einen Schalter bei ihm betätigt, denn nun begann er seine Arme um mich zu schlingen und mich fest an sich zu drücken. ,,Undertaker, wa-?!"< Aber sofort drückte er ohne Vorwarnung seine Lippen auf Meine. Ich wusste nicht, warum er dies in so einer Situation tat und was er damit erreichen wollte, aber ich wehrte mich jedenfalls gegen den Kuss. Endlich hatte ich es geschafft, ihn von mir wegzudrücken. ,,Aber, Anna-Lyra...", wollte er beruhigend auf mich einsprechen. ,,Fass mich nie wieder an!", schnauzte ich ihn an und huschte an ihm vorbei, ,,Von dir will ich nie wieder etwas hören!" Damit holte ich mein Kind aus dem Bettchen und musste mit Entsetzen feststellen, dass sie schon längere Zeit wach war, aber ich war erfreut, dass sie dieses Gespräch nicht verstand. Undertaker blieb immer noch dort stehen wo er war. Seinen Gesichtsausdruck erkannte ich von weitem. ,,Leb wohl.", sprach ich kaltherzig und ging in den Flur, wo ich sofort in die Eingangshalle lief, um mir dort ein paar Sachen anzuziehen. Schließlich fror ich ununterbrochen, vor allem bei einer Erkältung. ,,Ihr geht, Miss Lyra?", hörte ich von Nicole, mein Hausmädchen, die sich nach meinem Stand erkundigen wollte. Ich schaute zu ihr zurück. ,,Ja, ich werde wieder zurückgehen."< Sie aber stoppte mich kurz und schenkte mir eine vertrauliche Umarmung. ,,Wieso habe ich das Gefühl, euch nie wieder zu sehen, junge Herrin?", fragte sie und weinte in ihr Outfit, als sie ihre Umarmung löste. Ich schaute sie nur beklemmt an. ,,Ich weiß es nicht..."< Sie hat nicht ganz unrecht. Ich habe selbst das Gefühl, nicht mehr zurückzukommen.

Draußen angekommen, breitete ich ohne Überwachung meine verschiedenfarbigen Flügel aus, die sofort nach ein paar Flügelschlägen eins, zwei Federn verloren. Ich erhob mich mit Diana vom Boden und flog in den großen blauen Himmel. Heute ist in der Menschenwelt Mittwoch, da ich eine Nacht durchgeschlafen hatte. Das heißt, es sind gerade mal 1-2 Stunden in der Unterwelt vergangen. Ich schlug weiterhin kräftig mit meinen Flügeln und schaffte es nun über die erste Wolkenbahn zu kommen. Wenn ich Glück habe, kann ich noch zu Luzifer! Nun wurde ich schneller und erreichte schließlich das Ende des Himmels, jedoch wusste ich nicht, wie man dies öffnete. Denn wenn ich weitergeflogen wäre, wäre ich in eine Gegend gekommen, die ich nicht kannte. Sie war dunkel und voller Sterne. Ich hatte Angst hinein zufliegen, weswegen ich davor stoppte. Ich fing an zu überlegen. Wie kann ich denn sonst in die Welt der Engel oder der Teufel? Mir fiel etwas ein. Sofort streckte ich meine Zunge aus meinem Mund, auf der sich das Teufelssiegel befand und befiehl eines: ,,Öffne das Tor zur Hölle, Luzifer!" Ich wartete kurz, musste aber feststellen, dass sich immer noch nichts gerührt hatte, als ich es zum dritten Mal laut aussprach. ,,Du musst doch meinen Befehlen folgen, Teufel!", brüllte ich auf, ,,Schließlich bin ich mit dir einen Vertrag eingegangen!" Immer noch rührte sich nichts. Innerlich war ich am Boden zerstört. Ich machte mir Sorgen darüber, dass Sebastian schon angegriffen wurde und mir somit nicht antworten konnte, aber dies wollte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Aber plötzlich öffnete sich ein großer Riss im Himmel. Es war hell und zog mich in sich. Ich ergriff die Hand einer Frau, die ich sofort nicht erkannte, dann aber erfreut war sie zu sehen. ,,Angela!", brüllte ich erfreut und gab ihr eine herzliche Umarmung, was sie vorsichtig entgegennahm. ,,Lyra, was machst du hier?", sie war erfreut, jedoch konnte sie in meinem Gesichtsausdruck erkennen, wie ich mich fühlte, ,,Und was bedrückt dich?" Ich senkte meinen Blick. ,,Können wir das in deinem Häuschen besprechen?"< Sie nickte und führte mich erneut in den Himmel. Als ich das letzte Mal hier war, wurde ich gerade erst zum Engel.

Nun standen wir vor dem Schloss, wo Sebastian ohne zu zögern den Griff hinunter drückte und mir die strahlende Seite des Saales zeigte. Es blendete so sehr, war aber wunderschön. Mein Liebster hingegen musste sich kurz die Augen reiben, da er schließlich nur die dunkle Seite der Hölle kannte. Sofort kamen uns zwei Engel entgegen, die geschockt waren einen Neuankömmling, wie mich, mit einem Teufel zu sehen.

Angekommen, brachte sie mir sofort eine Tasse Tee, die ich nur dankend annahm. ,,Also, worum geht's?", fragte sie, als sie sich zu mir gesellte. Ich überlegte noch kurz, bevor ich anfing. Es dauerte eine Weile, bis ich ihr die ganze Geschichte erklärt hatte und sie zu verstehen begann. ,,Und ich muss was tun?", fragte sie und trank fraglich aus ihrer Teetasse. ,,Auf mein Kind aufpassen, schließlich will ich zu Luzifer gehen und ihn retten.", erklärte ich ihr, wobei ich mir eigentlich die Predigt hätte sparen können. ,,Kommt nicht in Frage!", schoss sie los und wirkte ein wenig Entsetzt, ,,Ich bin deine beste Freundin und muss dich beschützen! Bis zum Ende der Zeit! Ich werde mitkommen!" Ich erschrak. ,,Bis zum Ende der Zeit?", kicherte ich los, ,,Ist das nicht ein wenig zu arg?" Sie schwieg und senkte ihren Kopf. ,,Nein, es war ein Auftrag, der mir erteilt wurde."< Ein Auftrag mich zu beschützen? Von wem und warum? ,,Ein Auftrag?"<<
,,Nun, jedenfalls, ich werde mitkommen, ob du willst oder nicht!", erhob sie sich als sie das Thema wechselte. Anscheinend weigerte sie sich, auf meine Frage zu antworten, dennoch bedrückte es mich sehr. Aber darauf herumhacken wollte ich nun auch nicht. ,,Und wem soll ich dann Diana anvertrauen?"< Sie lächelte. ,,Na, Erzengel Gabriel!", schlug sie vor und nahm mein Kind aus meinen Armen, das erfreut versuchte mit ihr zu spielen, sie aber jedoch ihren Fingern grinsend auswich. ,,Wieso denn Erzengel Gabriel?", fragte ich und war ein wenig verängstigt, ,,Er wollte doch, dass ich mich vor Gott verneige. Schließlich sollte ich gesündigt haben! Er wird sich bestimmt nicht um mein Kind kümmern!" ,,Doch, das wird er!"<< Sie grinste erfreut.

~Einen Butler Zum Bräutigam~Where stories live. Discover now