Kapitel 7

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Es waren zwar erst ca 45 Minuten vergangen seit Frau Sander und ich uns getroffen hatten, trotzdem klopfte ich aber an ihre verschlossene Bürotüre, ohne zu wissen, ob sie sich bereits darin befand. Keine Antwort. Ich beschloss also zu warten und keine 2 Minuten später bog Frau Sander auch schon mit einer Flasche Wasser in der Hand um die Ecke. Ihre Schuhe klackten auf dem steinernden Boden, ihr astellfarbenes Sommerkleid schmiegte sich perfekt an ihre Taille. Kurz vor mir kam sie zum Stehen und lächelte mich breit an. Gott, wie mich dieses Lächeln um den Verstand brachte.

>>Hallo Sara. Ich hab vorhin festgestellt, dass ich einen kleinen Denkfehler gemacht habe.<<
Fragend schaute ich sie an. >>Nun, es ist schwierig ohne Schlüssel in ein verschlossenes Büro zu kommen.<< bemerkte sie und musste kichern. Ich stimmte mit ein. Dann kramte ich nach dem Schlüsselbund und reichte ihn ihr. Dabei berührten sich kurz unsere Hände, was als unabsichtliche Handlung ein enormes Kribbeln bei mir auslöste. Alle diese Gefühle und Körperreaktionen, die ich allein heute an den Tag legte, hatte ich all die letzten Jahre nicht mehr gespürt.

>>Hereinspaziert<< sagte Frau Sanders und gewährte mir den Vortritt in ihr Büro. Es war schlicht eingerichtet und trotzdem strahlte es Gemütlichkeit und Wärme aus. Das Bücherregel erinnerte mich erneut an all unsere Gespräche über Bücher.

Ich schritt auf besagtes Regal zu. Aus Neugierde und um dem Blick meiner ehemaligen Lehrerin auszuweichen. Drei der Bretter waren voller Schulbücher, doch das Brett genau auf meiner und somit auch ihrer Augenhöhe war bestückt mit Büchern jedes Genres. Und wenn ich genau hinsah, hätte es eine Kopie meines Bücherregals sein können. All die Bücher, von denen ich so schwärmte und damals ihr gegenüber geschwärmt hatte, fanden sich hier unmittelbar vor mir. Sie hatte mir wirklich zugehört, sie womöglich wierklich gelesen. Ich war erstaunt und mein Herz schlug einen Takt schneller. Ich strich über ein paar der Buchrücken und merkte, wie Frau Sander näher trat und sich schräg hinter mich stellte.

>>Sie haben die Bücher wirklich gelesen.<< sagte ich mit schwankend leichter Stimme.

>>Natürlich, jedes einzelne. Und sie sind wirklich klasse, du hast einen faszinierenden Buchgeschmack.<< antwortete sie und klang dabei etwas nachdenklich.

>>Danke!<< nahm ich das Kompliment an.
Ich dachte an das Gespräch mit Edda vorhin. Hatte es wirklich etwas zu bedeuten, dass sie sich nach mir erkundigte? Sollte ich es wirklich wagen um eine Verabredung zu bitten und damit vielleicht diesen schönen Moment zu ruinieren?

Frau Sander streckte den Arm aus, griff nach Kathy Reichs 'Hals über Kopf' und zog es aus dem Regal. Dabei streifte sie die nackte Haut meines Oberarms, was diese Stelle zum brennen brachte. Ich drehte mich zu ihr um und beobachtete, wie sie nachdenklich in dem Buch blätterte.

>>Das hier ist mein liebstes.<< lächelte sie und schaute dann zu mir hoch.
>>Freut mich, dass es Ihnen gefällt<< erwiderte ich und wandte meinen Blick ab, zu sehr verwirrte mich der Augenkontakt.

Sie stellte das Buch zurück und entfernte sich von mir. Ich war verwirrt. Sollte ich jetzt gehen? Ja, wahrscheinlich war es besser, wenn ich jetzt ging.

>>Na dann Frau Sander, es war sehr schön Sie mal wiedergesehen zu haben.<< sagte ich und ging rückwärts in Richtung Tür.

See you twice, see you againWhere stories live. Discover now