4. Kapitel

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Okan und ich haben noch etwas miteinander geredet, bevor er ins Innere vom Haus gegangen ist, um Emirhan zu sehen. Bleibe noch etwas hier, um den Wind zu genießen. Nicht lange. Gehe auch schon wieder rein. Stille. Gut. Ich betrete mein Zimmer und schaue kurz zu Eda, die auf meinem Bett sitzt und über ihre verschlafenen Augen reibt. ,,Sag mal was war mit Bolat und dir los?" fragt sie, aber ich antworte ihr nicht und greife nach meinem Handy, das ich auf den Schreibtisch abgelegt hatte. Keine Nachricht. Kein Anruf. Geduldiger als ich gedacht habe. Ehrlicherweise hätte ich von Yasin erwartet, dass er mich heute noch anrufen würde. So oder so würde er auf irgendeiner Weise an meine Telefonnummer rankommen. Ich weiß, wie ich das verhindern könnte, aber mache es nicht. Alles gehört zum Plan.

,,Ich habe mit Sinan und Albu geredet." lasse ich Eda wissen und ihre Augenbrauen heben sich hoch. ,,Mhm. Du bist schnell, Efsane." ,,Yasin hat es mir angeboten." ,,Und du hast sofort ja gesagt?" fragt sie mit einem überraschten Ton. Schaue ihr fest in die Augen. ,,Habe ich. Je schneller, desto besser." antworte ich ihr und setze mich aufs Bett. ,,Ich verstehe dich, aber wir, beziehungsweise du, musst darauf achten, nicht zu schnell zu sein. Das könnte echt schief gehen, Efsane." widerspricht sie mir. ,,Nein, Eda. Wieso unnötig in die Länge ziehen, wenn ich auch den schnellen Weg nehmen kann?" ,,Ich verstehe dich, aber-" ,,Nein, das tust du nicht. Das tut niemand." Eda seufzt und krabbelt zu mir rüber, bevor sie ihre Hand auf mein Knie legt. Erhebe mich rasch und kann gerade keine Berührung annehmen. Ich will keine Berührungen. ,,Ich verstehe dich wirklich. Deinen Hass. Deine Rache. Dein Leid. Aber wir dürfen einfach nicht zu schnell und voreilig Entscheidungen treffen." sagt sie und ich schüttele vor mich hin mit dem Kopf. Niemand versteht den Sturm, der in mir ist. Niemand.

,,Ich mache das, was ich für richtig halte, Eda. Egal ob meine Entscheidungen dir nicht passen oder ob es zu schnell geht. Ich will so schnell wie möglich meine Rache!" sage ich mit fester Stimme und es interessiert mich auch nicht, ob ich zu kalt mit ihr spreche. Das interessiert mich lange nicht mehr. Ich halte mich nicht mehr auf. Es reicht mir. Es reicht mir einfach. Jahrelang hat mich jeder ungerecht behandelt. Jahrelang habe ich mein Maul gehalten und alles hingenommen. Jedes Wort. Jeden Schlag. Alles. Durch meine Hilfsbereitschaft und meine Nettigkeit haben mich alle wie der letzte Dreck behandelt. Sie haben mich als schwach betitelt, weil ich mich nicht wehren konnte. Alles habe ich über mich hergehen lassen und mich für andere Menschen aufopfern lassen.

Jetzt ist alles vorbei.

Jetzt werde ich alle wie Dreck behandeln. Jetzt werde ich mich nicht mehr aufopfern. Ich will ihnen alles antun, was mir angetan wurde. Racherfüllt mein Inneres, obwohl doch alles so eiskalt ist. Rache ist heiß. Rache ist die einzige heiße Wärme, die mein Inneres akzeptiert. Andere Wärme will ich nicht. Andere Arten von Wärme würde mir nur Leid und Schaden bringen. Rache ist gut. Rache ist alles was ich brauche. Diese Rache tut mir gut. Rache. Rache. Rache. ,,Was Liebe nur aus einem machen kann..." höre ich plötzlich Eda seufzend sagen und drehe mich zu ihr um. Verständnislos. ,,Was?" frage ich kalt. ,,Efsane. Ich unterstütze dich gerne bei allem was du tust. Vor allem jetzt. Nachdem was du alles erlebt hast, kann ich auch nachvollziehen warum du so bist, wie du bist." ,,Kritisierst du mich gerade?" frage ich stumpf und mache einen Schritt nach vorne. ,,Was? Nein!" sie erhebt sich. ,,Ich habe nichts falsches gesagt und würde es auch nie tun. Ich versuche dir nur zu helfen." ,,Tust du gerade nicht." ,,Verdammt. Es überrascht mich einfach immer wieder aufs Neue, was Liebe aus einem Menschen machen kann. Schau dich mal an." Lasse es zu, dass sie sich hinter mich stellt und meinen Oberkörper nach rechts dreht. Erst sehe ich, dass Whiteboard auf dem alles wichtige über Yasin und seine Mafia steht. Und dann sehe ich in den länglichen Spiegel.

,,Erkennst du dich eigentlich?"

Mit einem Mal entferne ich mich rasch von ihr. Ich will sie nicht mehr sehen. Ich will Eda nicht sehen. ,,Geh." befehle ich kalt und laufe auf mein Bett zu. ,,Was?" hackt sie unglaubwürdig nach. ,,Verpiss dich, Eda. Raus!" rufe ich laut und schaue ihr kalt in die Augen, die sich geweiten haben. Paar Sekunden bleibt sie an der gleichen Stelle stehen, bevor sie einmal laut schluckt und mich enttäuscht anschaut. Schlage die Decke auf und setze mich aufs Bett. Spüre nichts. Die Enttäuschung in ihren Augen berührt mich nicht. Sie interessiert mich nicht. Ich will sie nicht sehen. Punkt. Eda greift nach ihrer Jacke und zieht sie sich an. Ein weiteres Mal nickt sie vor sich hin. ,,Ruf mich an, wenn du dich vom Tag erholt hast." sagt sie, öffnet die Tür und geht hinaus. Leise schließt sie die Tür wieder zu. Ich lege mich hin und drehe mich nach links. Ruhe. Endlich. Das was ich jetzt brauche. Spüre keinen Hauch von Reue. Was redet sie da eigentlich? Sie labbert nur Scheiße. Nur Schwachsinn. Sie weiß nicht was sie da von sich gibt.

TURKISH REVENGEWhere stories live. Discover now