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Als Hannah wach wurde, war es bereits 10:30 Uhr. Ihre Arbeitswoche war doch anstrengender als gedacht und so freute sie sich umso mehr, dass sie nun ausschlafen und das Wochenende genießen konnte. Gähnend streckte sie alle Gliedmaßen von sich und schaltete mit einer Fernbedienung ihre Anlage an, nahm sich ein Buch von ihrem Nachttisch und fing an zu lesen. Völlig in ihr Buch vertieft hörte sie nicht, wie sich ihre Schlafzimmertür öffnete und Leon das Zimmer betrat. Leon räusperte sich und wollte somit auf sich aufmerksam machen, doch Hannah hob ihre Hand, ohne von ihrem Buch aufzublicken und laß in aller Ruhe einen Absatz zu ende, ehe sie Leon anlächelte. „Hey, na wie war deine Feier gestern noch?" Leon setzte sich zu ihr auf die Bettkante. Er roch nach Zigarettendunst und abgestandenem Bier, was Hannah die Nase rümpfen ließ. „Gut, gut. Ehrlich gesagt, bin ich noch ziemlich müde und gerädert davon. Ich habe nicht geschlafen, sondern bin heute Morgen gleich zum Bahnhof gefahren. „Mhh, ja so riechst du auch.", erwiderte Hannah. „Ich gehe schnell duschen und dann muss ich erstmal pennen." Hannah war schon wieder in ihr Buch vertieft. „Mhh ja, mach das."

Während Leon duschte, machte Hannah keine Anstalten aufzustehen. Sie war nicht wirklich wütend, doch irgendwie enttäuscht, dass Leon lieber mit seinen Kollegen in einer Bar abhing als bei ihr zu sein. Zumal ihre gemeinsame Zeit bald vorüber sein würde, da Leon in zwei Wochen wieder nach Äthiopien reisen musste und vermutlich erst wieder zu Weihnachten in Deutschland sein würde. Nichtsdestotrotz wollte sie sich ihr Wochenende nicht verderben lassen und wollte das Beste aus der Situation machen. Ein leises Surren lenkte Hannah vom Lesen ab. Neugierig legte sie ihr Buch zur Seite und griff nach ihrem Handy.


>>Guten Morgen. Ich bin nächste Woche ziemlich verplant und viel unterwegs, könnte aber Mittwochabend, wenn dir das passt.<<


Hannah lächelte unwillkürlich und ging im Kopf schnell ihre Termine durch, ehe sie Paddy antwortete.



>>Perfekt. Dann sehen wir uns Mittwochabend. Wenn es für dich nicht zu viele Umstände macht, dann komm doch einfach wieder zu mir ins Büro.<<


>>Nein, gar kein Problem :-) Ich bin dann so gegen 18 Uhr da<<


„Was lässt dich denn so lächeln?", fragte Leon, der frisch geduscht und nur mit einem Handtuch bekleidet das Zimmer betrat und Hannah mit ihrem Handy vorfand. Hannah legte ihr Handy weg und machte eine wegwerfende Bewegung. „Ach nichts weiter. Ich habe nur mit Patrick einen Termin für Mittwochabend ausgemacht." Als Leon skeptisch drein blickte, klärte Hannah ihn auf und erzählte von ihren Plänen mit Paddy. „Ah verstehe. Das klingt nach einer guten Idee...Warte, sagtest du Mittwochabend?" „Ja, wieso?" Nun war es Hannah die ihr Gesicht verzog und fragend zu Leon schaute. „Ich habe ganz vergessen dir zu erzählen, dass Makeda in München sein wird und ich habe ihr bereits zugesagt, dass wir uns mit ihr treffen und ihr ein wenig die Stadt zeigen. Naja, dann musst du den Termin mit Patrick nochmal verschieben." In Hannah fing es an zu brodeln. Wie so oft hatte Leon wieder Pläne ohne sie gemacht und hielt es für selbstverständlich, dass Hannah damit kein Problem hatte. „Vergiss es! Ich werde ganz bestimmt nicht den Termin verlegen. Ständig muss ich zurück stecken, wenn es um deine Arbeit geht und ich sehe es nicht ein jetzt meine Arbeit hinten an zu stellen, nur weil du vergessen hast, mir Bescheid zu sagen, dass Makeda in der Stadt ist. Du weißt, dass ich es hasse, wenn du über meinen Kopf weg für uns beide Entscheidungen triffst." „Ja, ja ist ja gut", lenkte Leon ein und ließ sich neben Hannah ins Bett fallen. „Arbeit geht vor, aber vielleicht kannst du danach ja noch nachkommen." Hannah schnaufte. „Mal gucken. Ich weiß nicht, wie lange der Termin geht. Möchtest du auch einen Tee?" „Mhh", erwiderte Leon, drehte sich auf die Seite und döste langsam weg. Wohlwissend, dass Leon in den nächsten Minuten einschlafen würde, ging Hannah aus dem Schlafzimmer, um nur für sich selbst eine Tasse Tee zu machen. Als sie Wasser in den Wasserkocher füllte, schaute sie aus dem Fenster. Der Tag war regnerisch und ungemütlich. Das perfekte Wetter, um im Bett zu bleiben. Und genau das nahm sie sich vor. Mit ihrer dampfenden Tasse ging sie zurück ins Bett, in dem Leon bereits tief und fest schlief, nippte hin und wieder an ihrem Tee und versank voll und ganz in das Buch von Harpe Kerkeling ‚Ich bin dann mal weg', das ihr ihre Mutter empfohlen hatte.

Als Leon wach wurde, war es bereits später Nachmittag. Auch Hannah ist hin und wieder weggedöst und fand sich schließlich in Leons Armen wieder. Schweigend lagen sie eng umschlungen nebeneinander und genossen die Nähe des anderen. Leon strich ihr sanft über die Schulter und malte mit seinem Finger Kreise auf ihren Oberarm, während Hannahs Hand unter Leons T-Shirt wanderte und seinen Bauch streichelte, ehe sich ihre Lippen fanden und sie sich innig küssten. Behutsam zogen sie sich gegenseitig aus und gaben sich von ihren Gefühlen geleitet ihrer Lust hin. Leicht außer Atem schmiegte sich Hannah an Leons Seite. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie einen riesen Hunger hatte. Als Leon das Knurren ihres Magens hörte, stand er auf und zog sich an. „Pizza?", fragte er. Hannah nickte und gähnte genüsslich, während Leon bereits aus dem Zimmer gegangen war, um am nächsten Imbiss für sie beide Pizza zu holen.

Den Rest des Tages verbrachten Hannah und Leon auf dem Sofa mit Pizza und Fernsehen. Sie sprachen nicht viel und lachten bei dem einen oder anderen Film über lustige Szenen, dennoch hätte der Tag für Hannah nicht besser sein können; ein ganz normaler fauler, verregneter Samstag mit Pizza, Lesen, Fernsehen und Zweisamkeit mit ihrem Verlobten.

Was wäre wenn?Where stories live. Discover now