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„Sieh Waffen nicht schlechter, als sie sind. Ich weiß, dass du keine guten Erfahrungen damit gemacht hast, aber dennoch gibt es auch viele Vorteile von Waffen, vor allem für die Polizei. Außerdem kann es in der richtigen Situation und Umgebung auch Spaß machen zu schießen. Das hier ist der Schießstand, auf dem du in einer sicheren Umgebung deine Skills verbessern kannst oder einfach nur ein wenig Spaß hast. Mit dem Waffenumgang in der Öffentlichkeit hat das nicht allzu viel zu tun. Hier ist es sicher, hier kannst du Spaß haben, du hast keinen Druck und niemand erwartet etwas von dir, es ist alles ganz entspannt", versuchte Cole mir meine Unsicherheit zu nehmen. „Ihr sagt doch immer, dass mit Waffen nicht zu spaßen ist und wir das alles ernst nehmen sollen", erwiderte ich etwas irritiert. „Das sollt ihr auch. Euch muss bewusst sein, was eine Waffe anrichten kann, was ihr anrichten könnt, wenn ihr eine in der Hand habt und welche Verantwortung ihr damit tragt. Dir ist das aber bewusst und ich habe nicht das Gefühl, dass ich dir deswegen noch ins Gewissen reden muss. Du hast eher Angst vor Waffen, was auch nicht gut ist. Es ist gut Respekt davor zu haben, aber man sollte keine Angst haben, eine Pistole in die Hand zu nehmen, vor allem nicht hier. Wenn du nicht willst, dann ist das in Ordnung, aber es kann wirklich nichts passieren, versprochen", unentschlossen sah ich zu Cole. „Und was ist, wenn es mir Spaß macht. In Compton hat es mir auch Spaß gemacht und dann ist es komplett eskaliert, ich will nicht, dass das wieder passiert" sprach ich leise meine Gedanken aus. „Das wird nicht wieder vorkommen, in Compton hast du nur den Spaß gesehen und nicht die Gefahren, die mit einher kommen. Seitdem das passiert ist hast du viel dazu gelernt, aber vor allem hast du dich verändert und das ist das wichtige. Selbst wenn dir das Schießen wieder Spaß macht, wird sich das in Compton nicht wiederholen, das bist nicht mehr du. Es ist normal, dass du dir deswegen Gedanken machst, aber ich denke, dass das unbegründet ist, und falls nicht sind Jake und ich auch noch da, wir werden definitiv nicht zulassen, dass sich sowas wie in Compton wiederholen wird". „Okay", sagte ich nach kurzem Schweigen „aber ich will warten, bis die alle weg sind". „Machen wir. Du musst dich wirklich nicht dazu verpflichtet fühlen. Uns ist wichtig, dass du mit Waffen umgehen kannst, wenn du aber noch warten willst ist das auch in Ordnung". „Nein, ich will das jetzt machen", antwortete ich. Cole hatte recht, wenn ich nicht mehr zu der Person, die ich in Compton war, werden will, dann werde ich das auch nicht. Inzwischen habe ich verstanden, was Waffen anrichten können und dass ich vorsichtig damit sein muss. Und um ehrlich zu sein hat es mir in Compton ja auch Spaß gemacht zu schießen und es wäre wahrscheinlich wirklich gut, wenn ich das richtig lerne. Außerdem ist Cole ja dabei, also kann auch nichts passieren. Ich versuchte mir selber etwas Mut zuzureden, allerdings wurde ich trotzdem nervös, als ich sah, wie die Agents im Schießstand alles zusammen packten und nach und nach in den Aufzügen verschwanden. „Wollen wir zu Mike hineingehen", mit einem zögerlichen Nicken beantwortete ich Coles Frage. Mein Bruder hob mir die dicke Türe, die zum Schießstand führte, auf. Sofort zog der Geruch von dem Schießpulver in die Nase. Inzwischen war tatsächlich nur noch Mike hier. Er sah sich gerade ein paar der zerschossenen Papiere an, die vor ihm lagen, als wir bei ihm ankamen. „Und, wie war es?", fragte Cole an ihn gerichtet. „Na ja, die Trefferquote von Jonas und Dave könnte besser sein", antwortete er nicht ganz so begeistert. „Dann schick sie öfter hier runter zum Üben, wenn sie unseren Standard nicht mehr einhalten können, müssen sie das ganze Schießtraining nochmals absolvieren", antwortete Cole während er sich ebenfalls das Papier ansah. Es war ein großes weißes Blatt mit einer schwarzen Person darauf, so wie man es aus dem TV kannte. „Ich war schon ein paar mal mit ihnen hier zum Üben, aber sie verbessern sich nicht wirklich. Vielleicht melde ich sie wirklich nochmal zum Schießtraining bei den swats an" sagte Mike etwas nachdenklich. „Die haben doch den Mensch getroffen" gab ich nun etwas irritiert von mir. Eigentlich waren alle Einschlusslöcher in dem schwarzen Menschen drin, keine Ahnung warum das meinen Brüdern nicht gut genug war. „Sie hatten aber genaue Vorgaben, wo sie hätten hinschießen sollen, aber die Schüsse sind über den ganzen Oberkörper verteilt. Wenn sie hier, wo sie alle Zeit der Welt und keinen Druck haben, nicht dort hin treffen, wo sie wollen, werden sie in einem echten Einsatz, in dem sie keine Zeit haben und unter Druck stehen, erst recht nicht zielgenau treffen. Wenn sie auf jemanden schießen, sollten sie auch die Person treffen und nicht etwas oder jemand anderen" erkläre mir Mike, bevor er mich fragte „und was machst du hier?" „Mila hatte wieder ein Problem mit ihrem Lieblingslehrer", erklärte Cole für mich, „und dann dachten wir, dass es jetzt eine gute Möglichkeit wäre für Mila, nochmal und dieses Mal richtig das Schießen zu lernen". „Finde ich gut", sagte Mike zu mir „es liegt auch noch alles da, kannst also gleich anfangen". Mein Bruder trat einen Schritt zurück, sodass ich einen Blick in die Kammer hinter ihn werfen konnte, in der noch eine Waffe und zwei Magazine lagen. Und sofort spürte ich, wie sich wieder die Nervosität in mir breit machte.
„Also, du weißt, du betrachtest eine Waffe immer, als wäre sie geladen, auch wenn du dir zu 100 Prozent sicher bist, dass sie es nicht ist", begann Cole, während er zu der Kammer lief, in der die Waffe lag. Etwas zögerlich trat ich zu ihm. „Du hältst eine Waffe immer so, dass der Lauf von dir weg zeigt, wenn du eine Waffe ablegst ebenso, der Lauf darf nie auf dich oder eine andere Person zeigen. Du zielst nur auf das, auf das du auch wirklich schießen möchtest" Cole nahm die Pistole in die Hand, ließ das Magazin heraus und zog den slide nach hinten, während er fragte: „weißt du, mit welchen Waffen du in Compton geschossen hast?" „Nicht genau", antwortete ich ehrlich. „Ist nicht schlimm. Das ist eine Glock 19, 9 mm. Eine gute Waffe für den Anfang. Komm her, ich zeige dir, wie man sie benutzt", etwas unsicher folgte ich Coles Aufforderung und stellte mich direkt neben ihn. „Also, das meiste kennst du ja schon. Du hast hier deinen Abzug, dein Magazine release, also dieser kleine schwarze Knopf und dein Slide release hier oben am Lauf" begann Cole mir nochmal die Basics einer Waffe zu zeigen und zu erklären, „es ist wichtig, dass du immer den Schlitten nach hinten ziehst, um zu schauen, ob sich noch eine Patrone in deiner Waffe befindet, wie du siehst, ist diese Waffe jetzt aber nicht geladen", Cole deutete auf das leere Auswurffenster. „Ich zeige dir jetzt erstmal alles, dann übst du das mit der leeren Waffe und wenn du so weit bist, können wir Patronen in das Magazin stecken. Also, du nimmst die Waffe in deine rechte Hand, und zwar so, dass dein Daumen links und deine anderen Finger rechts um den Griff herum gehen. Die Kuhle zwischen Daumen und Zeigefinger kommt ganz nach oben an den Lauf. Mit deinen Mittel, Ring und deinem kleinen Finger umschließt deine Hand den Griff. Ganz wichtig, dein Zeigefinger kommt immer auf der Rahmen oberhalb des Abzuges. Dort bleibt dein Finger, bis du bereit bist, zu schießen und sobald du wieder fertig bist, kommt dein Finger wieder nach außen auf den Rahmen. Dein Daumen kommt auf die linke Seite der Waffe, außen auf den Rahmen. Dann nimmst du deine linke Hand, dein Daumen kommt vor deinen anderen Daumen auf den Rahmen, während deine anderen Finger zusammen die Waffe stützen und sich um den vorderen Teil des Griffes legen, verstanden" erklärte mir mein großer Bruder, während er mir gleichzeitig alles vorführte. Ich nickte. „Wenn du das Magazin hereinstecken möchtest, hältst du die Waffe mit deiner rechten Hand und steckst es mit der linken Hand einfach rein, bis es klickt. Dann betätigst du mit deinem rechten Daumen den Slide release und der Schlitten fährt nach vorne. Damit ist deine Waffe geladen und die erste Patrone ist im Lauf. Du nimmst deine linke Hand so wie ich es dir gerade erklärt habe und zielst auf das auf du schießen möchtest. Du hast hier oben auf deiner Waffe die kleine Halterung, die dir zeigt, wo hin du schießt. Hier hinten auf dem Lauf ist deine rear sight, die zwei äußeren Punkte und vorne auf dem Lauf deine front sight, der einzelne Punkt in der Mitte. Wenn du zielst, muss der front sight in der Mitte und auch auf der gleichen Höhe zwischen dem rear sight sein. Mal angenommen, du möchtest auf einen bestimmten Punkt zielen, dann muss deine front sight die Mitte dieses Punktes schneiden. Wenn du also auf einen Kreis schießen möchtest, muss deine front sight die untere Hälfte des Kreises verdecken, sodass du nur noch die obere Hälfte davon siehst, dann schießt du genau in die Mitte. Du musst nicht perfekt schießen können, aber es ist wichtig, dass du auf das zielst, was du treffen möchtest. Wenn du dann fertig bist mit schießen, drückst du den Knopf hier am Rand und dein Magazin kommt heraus. Du ziehst mit deiner Hand den Schlitten nach hinten und überprüfst, ob im Lauf noch eine Patrone ist. Spätestes, mit dem nach hinten ziehen sollte sie herausfallen und du kannst sie wieder in dein Magazin stecken. Hast du das alles verstanden oder hast du noch Fragen?" wollte Cole von mir wissen. „Habs verstanden", antwortete ich ehrlich. Das meiste, was die Waffe angeht, wusste ich ja bereits, nur wie man eine Waffe richtig hält hat mir bis jetzt niemand so genau gezeigt wie Cole, in Compton habe ich sie einfach immer irgendwie gehalten. „Okay, dann nimmt sie in die Hand, steck das Magazin rein, ziele und legte sie wieder leer ab", Cole übergab mir die Waffe und trat einen Schritt zur Seite. Langsam und unter den wachsamen Augen von Cole und Mike tat ich genau das, was Cole mir gerade erklärt und gezeigt hatte. „Man sieht auf jeden Fall, dass du das nicht zum ersten Mal machst" gab Mike von sich, als ich die Waffe wieder abgelegt hatte. „Ansichtssache, ob das jetzt gut oder schlecht ist", erwiderte Cole bevor er fragte „also, bereit richtig zu schießen?"  „Yes", antwortete ich, woraufhin Cole mir 5 Patronen in die Hand gab. Ich steckte sie unter der Aufsicht meiner Brüder in das leere Magazin. „Diese Glock hat nur einen sehr leichten Rückstoß, das sollte also kein Problem darstellen", sagte Mike, während Cole die Schießvorrichtung, an der das Ziel hängt, zu uns herholte. Er nahm das Papier, auf dem ein Mensch abgebildet war weg, stecke eine Runde Zielscheibe rein und fuhr es wieder einige wenige Meter zurück. „Was ist, wenn ich in die Wand schieße, kommen die Kugeln zurück?", fragte ich etwas unsicher. „Nein, die bleiben hier überall stecken, also auch wenn du ausversehen den Boden oder die Decke triffst, es kommen keine Querschläger zurück. Das ist aber etwas, worauf du achten musst, wenn du woanders schießt, zum einen musst du wegen besagten Querschlägern aufpassen und zum anderen aber auch auf deinen Hintergrund. Wenn du zum Beispiel auf eine Holzkiste schießt, wird die Kugel komplett durchgehen und das treffen, was dahinter ist. Kenne immer dein Ziel und das, was dahinter ist" antwortete Mike. „Also meinetwegen kannst du anfangen", sagte Cole nach einer kurzen Pause. Jetzt gibt es kein Zurück mehr...

Big Brothers 5Where stories live. Discover now