Kapitel 69

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Es waren jetzt nur noch zwei Monate und die Vorbereitungen für die Tour liefen an.

Viele Dinge waren noch zu klären und nun war ich froh, wenn ich mal kurz durchatmen konnte. Die Trennung von Lou fiel mir nach unserem letzten Treffen in L.A. nicht mehr so schwer. Ihm allerdings umso mehr, erklärte er mir.

„Harry,  das war nicht fair von dir, mir dieses Foto zu schenken." jammerte er.

„Wieso, ich dachte es gefällt dir?" fragte ich.

„Es gefällt mir zu sehr. Ich sehe es ständig an und dann vermisse ich dich umso mehr." sagte er und zog einen Schmollmund. Ich lachte in die Kamera und legte den Kopf schief.

„Dann hör auf es anzusehen."

„Na klar, als wenn das so einfach wäre. Dieses Foto ist reine Perfektion. Gott, ich werde noch verrückt." sagte er und wir mussten beide lachen.


Auch wenn wieder dieser große Ozean zwischen uns lag, schmerzte es diesmal nicht so sehr, sondern es beflügelte mich. Seitdem ich wieder zurück war, arbeitete ich an zwei neuen Songs und kam unglaublich gut voran. Ich hoffte, ich hatte sie fertig gestellt bis Lou nach London kam, denn die ersten Konzerte würden hier stattfinden.

Die Tickets waren innerhalb weniger Stunden weltweit ausverkauft. Als Maria mir das erzählte, klappte mir, im wahrsten Sinne des Wortes, die Kinnlade nach unten. Es war ein überwältigendes Gefühl, dass uns die Fans wieder mit offenen Armen empfingen.

Mit Niall und Liam traf ich mich des Öfteren und wir besprachen zusammen die Songauswahl. Das Management ließ uns hier absolut freie Wahl und das war großartig.

„Wir sollten auch ein paar Lieder von damals mit einbauen." sagte Liam.

„Klar, davon bin auch ausgegangen." bemerkte Niall.

Lou hatten wir per Videoanruf dazugeschaltet und er strahlte mich von meinem Küchentisch aus an.

„Und an welche Lieder hast du gedacht?" fragte Lou.

„Night Changes, Through the Dark, Stockholm Syndrom?" antwortete Liam.

„What makesyou beautiful darf nicht fehlen." warf ich ein und grinste in die Kamera. Es war eins unserer ersten Lieder und in dieser Zeit hatte ich mich in Lou verliebt. Es bedeutete mir sehr viel.

„Bist du dir sicher? Das letzte Mal lief es ja nicht so gut." neckte mich Niall.

„Ja, aber dann ist es ja auch egal." sagte ich und sah wieder auf die Songliste.

„Warum egal?"

„Weil Eleanor es dann weiß und dann kann ich Lou auf der Bühne ansingen, anstarren und anmachen." Niall boxte mir auf Schulter und ich musste lachen. Ich sah in das Handy und Lou wirkte mit einem Mal nicht mehr so gelassen, wie vor ein paar Sekunden. Mein Gesichtsausdruck änderte sich ebenfalls und ich blickte ihn besorgt an.

„Ist alles in Ordnung, Love?"

„Ja, alles okay." Er lächelte, aber es erreichte nicht seine Augen.

Da war es wieder, dieses unangenehme Thema, das immer den Moment zerstörte, egal wann es zur Sprache kam.

Da Liam Louis nicht sehen konnte, gab er auch noch seinen Senf dazu.

„Ich denke, wenn das Problem gelöst ist, wird vieles einfacher. Das heißt ja nicht, dass ihr euch gleich als Paar outen müsst. Ihr seid niemandem eine Erklärung schuldig und Louis kann etwas entspannter sein." Liam sah mich an und erst jetzt bemerkte er meine verhärteten Gesichtszüge.

„Was?" fragte er und ich schüttelte nur den Kopf.

„Gut, lassen wir dieses Lied einfach weg." sagte ich tonlos.

„Nein, ich mag den Song. Hab ich gerade etwas nicht mitbekommen?" fragte Niall in die Runde.

„Lass es gut sein." bedeutete ihm Liam.

Er zuckte mit den Schultern und meine gute Laune der letzten Wochen verflüchtigte sich. Wieder waren wir an dem Punkt, der jedes Mal zwangsläufig zum Streit führte.

„Na das kann ja was werden." hörte ich Liam vor sich hin murmeln und versuchte mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.


„Was ist los, Baby?" fragte meine Mutter.

Ich saß auf der Terrasse unseres gemieteten Ferienhäuschens an der französischen Küste und schaute hinaus auf das Meer. Das Wasser war dunkelblau und die Sonne spiegelte sich darin. Es sah wunderschön aus, aber ich konnte mich nicht richtig daran erfreuen, denn ich war mit meinen Gedanken woanders. Ich stützte mein Kinn auf meine Hand und sah zu meiner Mum.

„Es ist nur wegen Louis." sagte ich und richtete meinen Blick wieder in die Ferne. Die Sonne färbte sich langsam orange und ich musste an den Abend mit Lou in L.A. denken.

„Was ist denn passiert?" Sie legte mir eine Hand auf den Rücken und strich sanft darüber.

„Es dauert nicht mehr lang bis die Tour startet und ich hatte ihn gebeten, dass er Eleanor die Wahrheit bis dahin sagt."

„Und?" hakte meine Mum nach.

Ich fuhr mir übers Gesicht und langsam nervte es mich, immer wieder mit diesem Thema konfrontiert zu werden. Konnte er es denn nicht einfach hinter sich bringen? Er hatte es mir schließlich versprochen.

„Er wird es schon machen. Es sind ja noch ein paar Wochen bis dahin." versuchte sie mich aufzumuntern.

„Nein, wird er nicht." ich seufzte und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.

„Vielleicht solltest du ihn nicht so unter Druck setzten." schlug meine Mum vor.

„Tue ich das denn?" Ich sah sie fragend an.

„Ich habe keine Ahnung, was zwischen Louis und Eleanor los ist. Nur wenn sie ihm die Pistole auf die Brust setzt wegen Grace, ist es verständlich, dass er zögert."

Ich ließ mich nach unten in den Sessel rutschen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Aber ich will nicht die ganzen Monate, die wir unterwegs sein werden, ständig auf der Hut sein müssen, wie ich mich verhalte. Du weißt, wie das immer für uns war." Die Erinnerungen kamen empor und nagten an mir.

„Ja Baby, dass weiß ich. Nur, wenn er Angst hat Grace zu verlieren, dann musst du ihm die Zeit geben. Er muss es in seinem Tempo machen. Es wird für ihn schon schwer genug werden, von ihr getrennt zu sein während der Tour und wenn El ihm noch den Umgang mit ihr verbieten würde, dass würde er nicht verkraften. Du hast mir doch erzählt, wie sehr er sie liebt und die Zeit mit ihr genießt. Von seinem Kind getrennt zu sein, ist wirklich schlimm. Du wirst das auch noch verstehen, irgendwann." Sie lächelte und strich mir über den Arm.

„Unterstütze ihn lieber. Er liebt dich und er wird einen Weg finden, nur in seinem eigenen Tempo."

„Und was ist, wenn es wieder Gerüchte gibt? Und die wird es geben. Damit kommt er auch schwer zurecht. Und wenn Eleanor dann über die Netzwerke darüber liest... Gott, es ist einfach aussichtslos. Genau das wollte ich vermeiden. Wir werden uns ständig streiten, wegen irgendeinem Blödsinn." Ich gestikulierte wild mit meinen Händen, um das ganze Ausmaß besser darzustellen.

„Armer Niall, er wird eine neue Therapeutin brauchen, welche ihn auch telefonisch betreuen kann." fügte ich der Form halber noch bei. Meine Mutter blickte etwas irritiert.

„Und ganz zu Schweigen davon, dass Liam uns umbringen wird, wenn er wieder mit in unser Drama hineingezogen wird. Das hat er von vorn herein klargemacht, deswegen hatte ich es als Bedingung für die Tour gemacht. Scheiße." fluchte ich vor mich hin und raufte mir die Haare.

„Ich verstehe dich, aber manchmal laufen die Dinge eben nicht so, wie man erwartet. Versuche für ihn da zu sein. Er hat viel zu verlieren." sagte sich bedacht ruhig.

„Aber ich auch." Ich sah sie direkt an. „Ich könnte ihn verlieren."



It was you all along - Larry Stylinson FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt