Kapitel 29 Das Ende eines Wochenendes

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„Neo, bleib endlich stehen!", ruft Mark, als Neo an seinem Transporter ankommt.

„Ich will jetzt los! Gute Heimfahrt!", ertönt endlich seine Stimme bevor er die Autotür öffnet.

Und Mark ist schnell genug, um ihn mit der Kraft Poseidons an den Arm zu packen und ihn umzudrehen.

„Nun hör mir doch erstmal zu!", spürt er nicht bloß seinen Hals sich zuschnüren.

Alles in seinem Inneren wird gerade von einer unsichtbaren Kraft zusammengedrückt.

Zerquetscht von den Händen, die seine eigenen zu sein scheinen.

Diese Wahrheit.

Seine Wahrheit.

Mark spürt so heftig die Folgen seiner Wahrheit ihn einholen.

Er kann gar nicht klar denken.

Zu sehr quält ihn der Gedanke, dass Neo einfach verschwinden könnte, ohne ihn gehört zu haben.

Und jetzt steht er vor diesem großen Mann seiner Vergangenheit und weiß nicht, sinnvolle Worte zu formen.

Neos Blick geht einfach an ihm vorbei.

Und Mark bräuchte gerade so dringend diese warmen Augen, die ihm den ganzen Tag lang schon so viel zuflüsterten.

Die ganze Zeit kämpfte er mit seiner tiefen Wehmut, sich heute von Neo verabschieden zu müssen.

Nie hätte er gedacht, dass dieser Abschied einen endgültigen Verlust bedeuten könnte.

Diese Wahrheit ist einfach zu schwer, um sie in ihrer sanft leichten Annäherungen platzen zu lassen.

Mark ist so zerrissen von all den tiefen Gefühlen, die ihn gerade einholen.

Und Neo kann diese gedankenverlorene Stille einfach nicht mehr ertragen.

Warum rennt ihm Mark nur hinterher?

Ist es ein schlechtes Gewissen?

Hat er wieder versäumt, mit seinem kleinen Bruder eine wichtige Offenbarung zu teilen?

Neos Augen starren gerade tiefe Löcher in den Boden, während seine Ohren darauf warten, endlich Marks Worte zu hören.

Es kommt ihm so vor, als warte er schon lebenslang darauf.

Dass der Mann endlich zu ihm spricht.

Dass er es würdig ist, mit ihm auf Augenhöhe zu sprechen.

Neo fühlt sich so erniedrigt von diesem Mann.

Dann eben nicht.

Und Marks erstarrter Körper schreckt hoch, als sich Neo wieder umdreht.

„Hey, warte!", ruft er und hält wieder Neos Arm, „Warte, bitte!", spürt er den mächtigen Arm sich immer fester anspannen.

„Ich werde nicht mehr warten. Der letzte Zug ist schon verpasst. Es hat keinen Sinn mehr!", zieht er seinen Arm aus Marks Händen.

„Neo, ich hätte dir doch alles erzählt. Aber wir hatten gerade mit unseren eigenen Problemen zu kämpfen", sprudelt es aus Poseidons Seele, „Off hat einfach eine Bombe platzen lassen. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet", erklärt er und greift wieder nach Neos Arm.

Und diesmal dreht sich Neo selbst um.

„Es ist doch alles in Ordnung. Ich verstehe jetzt alles viel klarer", klingt Neos Stimme viel zu kühl.

Mark spürt so deutlich, was diese Kälte mit ihm macht.

Wenn man erst weiß, was man braucht, wenn man es bereits hatte.

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