unerwartete Hilfe

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Kapitel 54

Crow

"Du hast echt Nerven!", blaffte Drake mich an, als er aus dem schwarzen Wagen stieg und mir nur einen flüchtigen Blick zuwarf, während er locker um den Wagen ging und dann die Treppe bis zum Hotel erklomm.

Das Halteverbot interessierte ihn dabei einen Scheiß.

Ich hatte immer gehofft, auf eine Begegnung mit diesem Mann verzichten zu können, aber wenn ich einem Diamond schlechte Arbeit vorwarf, war es für alle Beteiligten besser, sich damit an Drake zu wenden, anstatt direkt an jemanden aus der Familie Diamond.

Nicht weil die Überlebenschance damit größer waren, aber Drake würde mir ganz unpersönlich einfach eine Kugel in die Stirn jagen, während ein Diamond mich langsam und genüsslich ausweiden würde, während sie mir genug Adrenalin spritzen, damit ich auch ja alles mitbekam. Der Wahnsinn lag ihnen allen in den Genen. Verdammte Psychopathen!

"Ich schwöre, ich bin hier, um ein paar Stunden Spaß zu genießen und nicht um Ärger zu machen", meinte ich und hob beschwichtigend meine Hand, während die Ungeduld an meinen Nerven zerrte. Ich hatte Hunter darüber informiert, dass Sugar weg war und er versuchte zusammen mit einigen Leuten vom Untergrund sie aufzuspüren, doch die besten Hinweise bekam ich eben direkt von den Überwachungskameras des Hotels.

Ein Hotel, indem ich mir sicher war, hingehalten zu werden, während Sugar gerade sonst wo war. Ob nun weggelaufen oder weggebracht. Es musste schnell gehen. Also hatte ich Drakes Nummer gewählt, die ich noch von dem einen Mal besaß, als wir tatsächlich für kurze Zeit Verbündete gewesen waren, und hatte ihn um einen Gefallen gebeten.

Ich hatte weder gewusst, ob die Nummer noch aktuell war, noch, ob er mir überhaupt zuhören würde. Aber er war hier und das empfand ich schon mal als Zeichen, dass ich eine Chance hatte, der Wahrheit einen Schritt näherzukommen.

"Spaß? Mit dem verrückten Blondchen? Ich weiß nicht, was wahnsinniger ist, zu glauben, du hättest so eine Frau unter Kontrolle oder zu denken, ich würde dir nach der Scheiße von vor ein paar Wochen tatsächlich helfen", meinte der und verschränkte die Arme vor der breiten Brust. Hinter ihm stiegen noch zwei andere Männer aus dem Wagen, die im Gegensatz zu diesem Wachmann von der Rezeption genauso aussahen, wie man sich die Leute von Renfield Diamond vorstellte. Große, ziemlich durchtrainierte Jungs, mit eiskalter Miene und ohne Zweifel zu allem bereit, was ihr Kommandant ihnen auftrug.

"Ich hätte mir auch gewünscht, es wäre etwas unblutiger gelaufen. Aber diese Leute da drinnen lügen! Ich weiß es und ich will meine Frau zurück!", fauchte ich und Drake stellte sich vor mich, ließ seinen Blick dann kurz zu dem Hotel schweifen und drehte sich zu einem der Männer um, die er mitgebracht hat.

"Bericht!", forderte er.

"Hotel 'Denise', erst seit drei Monaten in unserem Besitz. Wyatt Embrasse hat es an uns überlassen als Ausgleich für eine alte Schuld. Das Personal ist noch nicht ausgewechselt, aber unsere Statuten gelten dort bereits", meinte er und Drake sah mich an.

Die Statuten der Diamond Hotels waren denkbar einfach: Sie waren neutral und jeder zahlende Gast konnte dort ungehindert ein- und ausgehen, unabhängig von seinen Taten. Es war perfekt, um ungestört ein paar Nächte mit Sugar zu verbringen. So habe ich zumindest gedacht.

"Was hat dir das Personal gesagt?", fragte Drake während er an mir vorbei die Stufen zum Eingang hinauf schritt, ich folgte ihm und beachtete gar nicht, wie seine Leute den Pagen abfinden und sich sofort auf den Weg zur Rezeption machten.

"Sie sagen, sie wäre einfach gegangen. Abgehauen, in nichts weiter als einen Bademantel", meinte ich und zeigte mit einer Handbewegung zu dem Tisch, an dem ich vermutete, dass Sugar dort gesessen hatte.

Er hob die Tüte, die auf dem Tisch lag und von der mir Hunter bestätigt hatte, dass er diese für Sugar besorgt hatte. Dann las Drake sich die Wirkstoffangaben auf dem Tablettenstreifen an.

"Aber du glaubst, dass sie nicht abgehauen ist", meinte er nur und las weiter. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und zappelte ungeduldig hin und her. Ich hatte keine Lust auf eine beschissene Fragerunde. Ich wollte Sugar zurück!

"Du hast sie doch erlebt! Wirkte sie auf dich wie jemand, der abhaut, weil es kompliziert wird?" fragte sich und Drake betrachtete mich eingehend.

"Nein. Aber sie gehört definitiv zu der Sorte Frau, die ihr Kind in Sicherheit bringt, wenn sie glaubt, dass der Vater ein beschissener Einfluss wäre. Wenn du sie findest, würde sie dir eher mit einer Schrotflinte die Eier abschießen, als sich erneut auf so einen Mistkerl einzulassen", meinte er und mein Blick verdunkelte sich.

Sie war nicht weggelaufen! Sugar hatte mich nicht verlassen! Sie würde nie gehen! Und ich hasste es, das auch noch erklären zu müssen. Das alles kostete vermutlich wertvolle Zeit und Drakes Gelassenheit war unerträglich.

"Erstens, sie hat die Pille geschluckt, wie du siehst, und zweitens haben wir ihre Schwester. Sie würde diese nie im Stich lassen!", meinte ich. Dass sie mich niemals verlassen würde, brachte ich lieber nicht an, denn sowohl Drake als auch ich selbst wussten es besser. Würde sie, wenn sie glaubte, dafür einen triftigen Grund zu haben.

"Nur weil die Pille hier fehlt, bedeutet das nicht, dass sie sie genommen hat, sie könnte das auch zurückgelassen haben, damit du glaubst sie hätte sie genommen!", meinte Drake und bei dem Gedanken, dass Sugar nicht nur abhauen würde, sondern auch noch mein Kind vor mir verheimlichen könnte, drehte sich mir der Magen um.

Allerdings...wäre ich nie darauf gekommen, dass sie so etwas faken könnte. War es geplant gewesen, dass ich die Packung hier finde? Sugar war clever, vermutlich cleverer als ich und ...nein. Das würde sie nicht tun! Sie würde Pearl nie verraten!

Dennoch schob Drake den kleinen Sessel beiseite, um vermutlich eine Pille zu suchen, falls sie diese einfach hatte fallen lassen, aber er fand nichts. Klar. Sugar wäre nicht so dumm. Wenn die das gefakt hatte, dann wäre sie die Pille so loswerden, dass keiner sie je finden würde. Doch dann hielt Drake inne und sein Gesicht versteinerte sich, wirkte auf einen Schlag noch lebloser als ohnehin schon und dann schnellte sein Blick zur Rezeption.

"Ich will Kammerbilder und jeden, der heute hier Dienst hatte, im Keller haben. In zehn Minuten", meinte er und ich wollte gerade fragen, warum er mich plötzlich so ernst nahm, aber dann fiel mein Blick auf die leichten Blutspräkel auf den Teppich und mir wurde schlecht.

Nicht weil ich es nicht gewohnt war Blut zu sehen, sondern weil ich recht behalten hatte. Sugar war etwas zugestoßen und ich wünschte mir noch im selben Augenblick, dass ich Unrecht gehabt hätte.

 Sugar war etwas zugestoßen und ich wünschte mir noch im selben Augenblick, dass ich Unrecht gehabt hätte

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Sugar wants to kill youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt