#57 Es war schön

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Silian

Als Dante vom Steg wieder kam, saß ich vorm Haus und war am Rauchen. Irgendwie sah Dante ziemlich bedrückt aus, wodurch ich mir sorgen machte. Es war ungewohnt ihn so zu sehen. Seufzend setzte Dante sich neben mich. Reden tat er nicht. Stumm starrte er auf sein. Ich erkannte, dass er den Chat zu Dima offen hatte. War irgendwas vorgefallen? Als er den Chat schloss, erkannte ich, dass er Google offen hatte. Leider war er zu schnell, wodurch ich nicht erkannte nach was er gesucht hatte.

„Was machst du noch hier draußen?", fragte Dante. „Wonach sieht es? Rauchen", lachte ich. „Stimmt, doofe Frage. Gehen wir rein?", wollte er wissen. „Du bist komisch", sprach ich meinen Gedanken aus.

Dante zog die Luft scharf ein, aber sagte nichts mehr. Er stand einfach auf und ging rein. Oke, das war mehr als komisch. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen, wodurch ich Dante folgte. Er lag schon im Bett und reagierte nicht auf mich. Vielleicht einfach nur müde, dachte ich mir. Als ich am Morgen wach wurde, war die andere Betthälfte leer. Nur ein Zettel. Verwirrt griff ich nach diesem.

Hey Babyboy,
mach dir keine Sorgen, ich komme wieder. Ich bin für eine Woche weg. Mach dir noch zwei schöne Tage am See. Wenn ich wieder da bin, erkläre ich dir alles. Sei mir bitte nicht böse. Solltest du jemanden brauchen, ruf Dima an. Denk an deine Medikamente. Ich liebe dich
-Dante

Ich sollte mir keine Sorgen machen? Wollte der mich irgendwie verarschen? Wütend stand ich auf, damit ich Veronica auf diesen Zettel ansprechen konnte. In der Küche fand ich sie.

„Was soll das?", sprach ich sie etwas lauter an, als ich den Zettel auf den Tisch knallte. „Ich weiß es auch nicht genau. Dante kam heute ganz früh zu mir und sagte mir, dass er eine Woche lang weg fährt. Er macht das irgendwie für euch beide", erklärte Veronica.

Ich schaute Veronica entgeistert an. Wie konnte sie das so einfach durchgehen lassen, fragte ich mich. Das Gefühl die Welt nicht mehr zu verstehen, ließ mich nicht los.

„Vielleicht kann Dima dir mehr sagen", lächelte Veronica.

Das wäre natürlich eine Option. Ich sollte ja, wenn ich jemanden brauchte Dima anrufen. Schnell schnappte ich mir mein Handy. Auf dem Weg zum Steg versuchte ich Dante anzurufen, aber der drückte mich weg. Arschloch. Als ich mich hinsetzte, wählte ich Dimas Nummer. Er ging ziemlich schnell dran.

„Wo ist er? Was soll das?", fragte ich nun auch Dima. „Das kann ich dir nicht so genau sagen. Dante geht es aufjedenfall gut", versuchte Dima es ruhig. „Schön, dass es ihm gut geht. Interessiert es ihn, wie es mir geht? Fuck, wahrscheinlich nicht", fauchte ich die Worte ins Handy.

Dieses Gespräch verlangte mir so viel Selbstbeherrschung ab, dass ich mein Handy nicht schon wieder in den See schmiss. Mir rollten die ersten Tränen über die Wange. Mein Handy vibrierte, wobei es anzeigte, dass Dima zu einem Videoanruf wechseln wollte. Etwas widerwillig ließ ich mich darauf ein.

„Silian, natürlich interessiert es Dante wie es dir geht. Er macht es für euch beide. Meiner Meinung nach nicht auf die richtige Art und Weise, aber das ist jetzt auch egal. Er lässt sich nicht von seinem Plan abbringen", sagte Dima. „Bin ich der Auslöser?", schluchzte ich.

Dimas Bild ruckelte kurz, da er sich durch seine Wohnung bewegte. Ich versuchte zu erkennen, ob Dante eventuell bei ihm war. Möglich wäre es, denn die beiden waren beste Freunde.

„Du bist nicht der Auslöser. Ach scheiße, ich erzähle es dir. Dante denkt, dass er dich vielleicht unbeabsichtigt als Ersatz für Quinn benutzt. Du ähnelst ihm in so vielen Hinsichten. Er möchte diesen Abstand, um herauszufinden, ob es stimmt", erzählte Dima. „Also hatte ich doch recht? Fuck, ich hätte es wissen müssen", seufzte ich.

Frustriert schüttelte Dima seinen Kopf. Er schien zu überlegen, was er sagen sollte. Etwas, was mich zu nichts dummes bringen würde. Dafür war es nur leider zu spät.

„Dante wird wieder kommen. Egal was er feststellt. Er wird trotzdem für dich da sein. Ich glaube nämlich, dass er dich liebt und du kein scheiß Ersatz für ihn bist. Bevor er Gefühlte für dich hatte, hat er sich schon für dich eingesetzt. Sich sorgen gemacht. Dieser Junge liebt dich und ist einfach nur ein Idiot mit einer dummen Idee", redete Dima beruhigend auf mich ein. „Hörst du mir zu?", hakte er nach. „Klar", log ich. „Ich sehe, dass du irgendwas planst, bau bitte keine Scheiße", bat er mich, wodurch ich nickte.

Nichts und niemand konnte mich mehr abhalten, aber das musste Dima nicht wissen. Er sollte glauben, dass ich seiner Bitte folgte. Liebevoll lächelte er mich an.

„Musste Dante es wirklich so machen? Gab es keine andere Option?", fragte ich, während mir weitere Tränen über die Wangen liefen. „Es gab andere Option, aber Dante fand das die beste. Er hatte solche Angst vor deiner Reaktion. Der rechnet wahrscheinlich noch immer damit, dass du ihn jeder Zeit schlagen würdest oder so", lachte er zum Ende hin.

Ich konnte nicht nachvollziehen, dass Dante immer noch solche Angst hatte. Nie hatte ich ihm ein Haar gekrümmt oder ähnliches. Immer hielt ich mich zurück. Versuchte meine Wut mir mir, an mir selber auszumachen. Ich stand vom Steg auf und lief Richtung Ferienhaus, wodurch ich wieder zu einem normalen Anruf wechselte.

„Was machst du?", fragte Dima sichtlich irritiert. „Reingehen, wird kalt", meinte ich.

Bevor ich in mein Zimmer ging, holte ich mir noch ein Glas Wasser. In meiner Tasche suchte ich nach meinen Medikamenten. Ich sollte sie ja nehmen. Wie viel stand nicht auf dem Zettel. Schon witzig, dass eine Überdosis an Antidepressiva zum Tod führen konnte.

„Sag Dante, dass ich ihn liebe, wenn du mit ihm redest. Es war schön", mit den Worten legte ich auf, bevor ich mir die Tabletten rein kippte.

———

Ist Dantes Plan wohl ziemlich schief gegangen

Wird man Silian rechtzeitig finden?

Nur ein Neustart oder mehr?Where stories live. Discover now