#72 Vorschlag

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Dante

Ich war verwundert, dass Silian so lange schlief. Sorgen machte ich mir trotzdem keine, da ich es auf die Medikamente schob. Entspannt lag ich auf der Couch, bis die Klingel ertönte. Genervt lief ich zur Tür, da ich keiner jemanden erwartete. Ich tippte schon auf Selina. Nein, es waren Dima und Silian. Verwirrt musterte ich Silian, da er eigentlich in seinem Bett liegen sollte.

„Schau mal, wen ich am Friedhof aufgegabelt habe", schob Dima Silian rein. „Wann? Wie? Warum zum Teufel bist du nicht im Bett?", fuhr ich Silian an. „Mir ist nichts passiert, also halt den Ball flach", schaute Silian mich unsicher an.

Ich seufzte, aber bat dann auch Dima rein. Silian hielt ich im Flur kurz fest, während Dima ins Wohnzimmer lief. Vorsichtig legte ich meine Hände auf Silians Schultern, wodurch er mich anschaute.

„Wirklich alles gut?", hakte ich nach, wodurch Silian nickte.

Da ich ihm vertraute, wollte ich nicht noch weiter nachhaken. Zusammen liefen wir ebenfalls ins Wohnzimmer, wo wir uns zu Dima setzten. Ich wusste, dass er jeden Monat zum Grab seines Bruders ging. Immer am gleichen Tag.

„Bekomme ich nun noch eine Erklärung?", wollte ich wissen. „Hatte mal Lust mit den Toten zu reden. Leider habe ich keine Antwort bekommen. Selbst Quinn wollte nicht mit mir reden, obwohl ich so nett war", kam es sarkastisch von Silian.

Dima schaute skeptisch zwischen mir und Silian her. Ich musste mich zurückhalten, dass ich ihm nicht ebenfalls etwas sarkastisches an den Kopf schmiss. Meine Taktik war, dass ich die Situation nicht verschlimmern wollte.

„Wollt ihr euch jetzt streiten? Wenn ja, besorge ich mir noch Popcorn", versuchte Dima die Stimmung zu lockern. „Nein", kam es gleichzeitig von Silian und mir. „Bevor ich es vergesse, verletzt du meine Schwester, verletze ich dich", mahnte Silian. „Verstanden", lächelte Dima.

Das Thema schien dann wohl auch geklärt.

Ein paar Stunden später saß ich mit Mom alleine in der Küche, da ich mit ihr reden wollte. Dieses Mal schlief Silian wirklich. Angespannt schwenkte sie ihren Wein, da sie noch immer wusste, was ich von ihr wollte. Es war eine gefährliche Idee, aber es sollte funktionieren.

„Ich habe nachgedacht", fing ich an. „Über was denn?", interessiert Mom sich. „Ich würde gerne mit Silian für zwei Wochen wegfahren. Nach Spanien", nannte ich mein Anliegen. „Warum?", wollte sie wissen.

Gute Frage. Ich wusste nicht, wie genau ich es erklären sollte. Vielleicht war es doch einfach nur eine hirnrissige Idee. Kurz seufzte ich auf, während ich mir meine Worte zusammenlegte.

„Mir wird das hier derzeit ein bisschen viel. Ich brauche eine Auszeit, weil ich sonst noch ausflippe. Für Silian gilt so ziemlich das gleiche", erklärte ich. „Ich heiße es nicht für gut, aber in Ordnung. Sprich mit Silian darüber, sofern du es noch nicht getan hast. Dann zeigst du mir bitte eine Unterkunft und wir schauen wegen einem Flug", meinte Mom. „Danke", lächelte ich.

Mich erinnerte zu vieles derzeit an Quinn und das spürte Silian meiner Meinung nach. Er hatte mir vorhin erzählt, was er am Grab gesagt hatte. Es zerbrach mir fast mein Herz, als ich das hörte. Ich brauchte wieder einen freien Kopf, damit ich Silian so behandeln konnte, wie er es verdient hatte. Alleine lassen konnte ich ihn schlecht, aber er hatte sich auch so gefreut, als ich ihm die Wahl für Spanien stellte. Meiner Meinung nach, würde es ihm wahrscheinlich auch gut tun. Für zwei Wochen weg von allem. Grinsend lief ich nach oben in mein Zimmer. Es kam ein leises murren von Silian.

„Si?", tippte ich ihn vorsichtig an. „Mh?", kam es von Silian. „Was hälst du von Strand?", wollte ich wissen. „Alter, frag mich, wenn ich wach bin", drehte er sich um. „Ist aber wichtig", machte ich einen Schmollmund, welchen er natürlich nicht sah. „Schön, lass mich weiterschlafen, bevor ich mir überlege dich mit einem Kissen zu ersticken", murrte er.

Ich dachte, dass seine Laune morgens schlimm war, aber ihn aus seinem Schlaf nach zwei Stunden zu reißen, toppte es. Seufzend griff ich nach meinem Handy, damit ich nach Unterkünften schauen konnte. Silian drehte sich wieder zu mir, wobei er sich halb auf mich legte.

„Strand ist schön", kam es dann leise von Silian. „Danke für die Info", gab ich ihm einen Kuss auf den Kopf, bevor ich mein Handy weglegte.

Um die Zeit sollte ich mit Silian kein Gespräch über wegfahren führen. Es würde nur in einer Katastrophe enden, da er für so etwas viel zu schlecht gelaunt war. Da konnte das Thema so positiv sein, wie es wollte.

„Silian", versuchte ich ihn vorsichtig zu wecken. „Meine Drohung mit dem Kissen steht noch", murmelte Silian in seine Decke. „Kannst du ja gerne versuchen", lachte ich. „Nein, zu müde", zog er die Decke über sich.

Seufzend stand ich auf, da ich die Hoffnung hatte, dass er es mir gleich tat, aber weit gefehlt. Silian kuschelte sich noch weiter unter die Decke, wodurch ich ihm diese wegzog. Wie zu erwarten schaute Silian mich genervt an. Vorsichtig setzte ich mich auf ihn.

„Wir müssen reden", schaute ich ihn ernst an.

Zwei Sekunden später saß ich nicht mehr auf ihn, sondern neben Silian. Diese Kraft hatte ich ihm verschlafen nicht zugetraut. Mittlerweile schaute er mich zumindest aufmerksam an.

„Ich habe nachgedacht", fing ich an. „Wenn du jetzt Schluss machst, flippe ich aus", warnte Silian mich gereizt. „Nein, nein. Wir beide, zwei Wochen Urlaub. Ich merke, dass es mir hier zu viel wird. Möchte dich aber auch nicht alleine lassen", erzählte ich zu Ende.

Ich glaubte, dass ich noch nie so viel Skepsis in Silians Blick gesehen hatte. Wie aus dem nichts setzte er sich ernergisch auf.

„Du willst was?", wurde Silian lauter.

Ich konnte nicht wirklich zuordnen, ob das nun positiv oder negativ gemeint war. Selbst sein Gesichtsausdruck verriet mir nichts.

———

Wird Silian mit dem Vorschlag einverstanden sein?

Nur ein Neustart oder mehr?Where stories live. Discover now