Kapitel 39

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Ein seltsames Geräusch riss mich aus meinem leichten Schlaf. Wann hatte ich das letzte Mal nach ihr gesehen? Ging es ihr gut? War das ein Schmerzenslaut?

Ängstlich tastete ich nach meinem Handy, um zumindest etwas Licht in die beinahe vollkommene Dunkelheit zu bringen.

Was sich mir unter dem blauen Schein offenbarte, ließ mich erstarren. Meine Göttin saß im Bett, die Beine angewinkelt und umklammert, die Augen weit aufgerissen und das goldene Haar feucht an ihre Stirn geklebt.

Augenblicklich nahm mein Herzschlag eine Frequenz an, die ich kaum für möglich, geschweige denn für gesund hielt.

Sie hatte Angst, nicht nur ein wenig, sondern wirkliche Angst. Meine Göttin so zu sehen machte, fernab von meiner eigenen Angst um ihre Gesundheit, etwas mit mir.

Es ließ sie mich nicht weniger Respektieren oder begehren, doch den Menschen, den man vergötterte so zerbrechlich zu sehen löste einen unfassbaren Drang aus, sie beschützen zu wollen, die Welt und alles was sie bedrohte in Flammen aufgehen zu lassen, nur um nie wieder diese Angst in ihrem Blick zu sehen.

Zitternd streckte ich die Finger nach ihr aus, wollte sie berühren, streicheln, beruhigen, ihr leise Versprechen ins Ohr flüstern und sie vor der Welt abschirmen. Doch was tat meine verängstigte Göttin, als ich sie berührte?

Sie erwachte aus ihrer Starre, loderte mich mit unendlichem Zorn in den Augen an, schlug meine Hand weg und fauchte mich an: „Fass mich nicht an! Auf die Knie Sklave, ich werde Dir zeigen, wo Dein Platz ist!"


Mit einer Geschwindigkeit, die ich ihr kaum zugetraut hätte, geschweige denn, dass sie gut für die verletzte Frau wäre, riss sie mich an meinen Haaren vom Bett und gleich darauf spürte ich ein glühendes Brennen in meiner linken Wange.

Ich wusste nicht, womit ich diese Härte verdient hatte und zum ersten Mal seit wir uns kannten, fühlte sich ihr Handeln nicht gut und erfüllend an. Wieder klatschte ihre flache Hand, diesmal gegen meine rechte Wange und einer Rachegöttin gleich loderte ihr Zorn auf mich herab: „Was denkst Du Dir, Du Bastard? Dass Du Dich nur, weil ich mir den Kopf stoße, über mich erheben kannst? Das hier ist der Ort, an den Du gehörst, Hund und wenn Du es noch einmal wagst, meine Großzügigkeit zu Dir auszunutzen und Dich über mich zu erheben, dann werde ich Dir eben zeigen müssen, wo Dein Platz ist.

Los! Nimm die beiden Flaschen und stell Dich mit dem Gesicht zur Wand. Heb sie hoch und halte sie seitlich vom Körper ausgestreckt und wehe Dir, Du bewegst Dich auch nur einen Millimeter, dann wirst Du lernen, dass die Tawse nicht die schlimmste Strafe ist, die Du kennst!"

Damit öffnete sie ihren Werkzeugkoffer und ich sah nur aus den Augenwinkeln, wie sie einen Rohrstock entnahm und damit zu meiner Verwunderung ins Bad ging. Deutlich hörte ich Wasser in die Wanne laufen, doch konnte ich mir nicht erklären, was sie tat.

Um ihren unbändigen Zorn über mein übergriffiges Verhalten nicht noch mehr zu schüren, nahm ich die beiden vollen Glasflaschen und stellte mich mit schulterbreiten Beinen und weit ausgestreckten Armen an die Wand.

Nur in Teilen verstand ich, warum sie reagierte, wie sie reagierte und schloss ängstlich die Augen, als ich die Schritte ihrer bloßen Füße hinter mir vernahm. Ihr warmer Atem strich zum ersten Mal unangenehm über die feuchte Haut meines Nackens, als sie mit Eiseskälte in der Stimme sprach: „Enttäusche mich nie wieder! Wirst Du Dich noch einmal wagen, Dich über mich zu erheben?"

Die Augen fest zusammenkneifend schüttelte ich den Kopf und raunte zugleich: „Nein meine Mistress." wieder griff sie mir ins Haar, riss meinen Kopf nach hinten und flüsterte nah meines Ohres: „Das hoffe ich sehr für Dich, sonst wird es sicher nicht bei ein paar Schlägen mit dem Rohrstock bleiben. Ich bin nicht Dein Spielzeug und das werde ich auch niemals sein. Wenn mir der Sinn danach steht, lasse ich Dich vielleicht mit meinen Kunden spielen, aber Du wirst Dich niemals über mich überheben!"

Mistress?Where stories live. Discover now