Kapitel 78

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„Nein, Zayn." Ihre Worte unterbanden meinen Versuch, mich auf die Knie zu begeben, als sie das Schlafzimmer... Nein, nicht das Schlafzimmer, nicht einmal ihr.. sondern... UNSER! Schlafzimmer betrat. Sie hatte es wieder und wieder so betitelt, nicht nur, als wir das erste Mal nach unserer Rückkehr die Wohnung betraten, vor der ich einst wie ein zitterndes Häufchen Elend kniete, um in ein Leben zu gehen, von dem ich mir nicht einmal vorstellen konnte, wie Ereignisreich es werden würde. Ihre Verneinung meines Versuches versetzte mir einen kleinen Stich, denn ich fühlte mich, wenn auch noch sehr angestrengt, bereit, meiner Bestimmung zu folgen. Und doch wusste ich, dass dies nicht meiner Entscheidung oblag und so genoss ich ihren bestimmten Ton, als sie sich auf der Kante des Bettes niederließ und mich besorgt musterte.

Ich habe Dir Besuch mitgebracht, mein Schöner, wenn Du Dich denn stark genug fühlst, um Leute zu empfangen. Maxim hat einige Fragen an Dich, glaubst Du, Du bist dem gewachsen?"

Zärtlich strich sie mir die schweiß feuchten Locken aus der Stirn, während sie die Worte sprach, die mir vor einiger Zeit noch massives Unbehagen bereitet hätten.

Ein schmerzverzerrtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich die noch immer dick verbundene Hand hob um sie eigenmächtig auf die meiner Göttin zu legen. Auch wenn seit dem Erhalt meiner Strafe nun schon Tage lagen, konnte ich diese, zu meinem absoluten Leidwesen, noch immer nicht schmerzfrei bewegen. Das alles wäre nicht so schlimm gewesen, wenn es nicht bedeutet hätte, dass meine Göttin mir JEDE Bewegung abnahm und auch die Dinge für mich erledigte, die eigentlich entsprechend pflegerisch geschultes Personal hätte übernehmen sollen. Nein, sie übernahm diese Aufgaben nicht nur, sie ergötzte sich an meiner Scham, wenn sie mich auf die Toilette begleitete, oder mich entkleidete. Auch mich zu füttern schien etwas zu sein, dass sie nicht nur im Alltag gerne machte, um mir zu zeigen, dass sie es war, die entschied, was ich wann und wie aß, sondern wirklich, als wäre es etwas, das sie mit Leidenschaft tat und mich ihr näher brachte. Insgeheim muss ich mir wohl eingestehen, dass ich nicht nur die Seite der gestrengen Göttin an ihr wirklich liebte, sondern auch die unglaubliche Fürsorge, die sie mir gab, wenn sie mir etwas noch nicht zutraute.

Es war nichts was ich mir, vor unserer ersten Begegnung, je ersehnt hätte, denn Strenge und Führung, so dachte ich, war alles was ich mir wünschte, aber der schmale Grad zwischen absolut liebevollem Umsorgt Werden und doch strengem, mahnenden Ton, oder einem festen Ruck in meinem Haar, um mich zu dirigieren waren Dinge, von denen ich nicht wusste, dass ich sie je in solch intensiver Weise begehren würde. Auch sie schien über sich selbst überrascht, als sie eines Nachmittags im Bett hinter mir saß, die Arme um mich gelegt, während mein Kopf an ihrer Schulter ruhte und ein bekannter Streaming Dienst uns in dystopische Welten entführen wollte. Versteht mich nicht falsch, in all der Liebe und Zärtlichkeit, die wir gemeinsam erkundeten, blieb ich dennoch was ich war, ein dienender, wenn auch gerade außer Gefecht gesetzter Sklave, der seine Göttin anbetete und von ihr belohnt oder bestraft wurde, wie es meiner Mistress gefiel, doch uns beiden wurde mehr und mehr bewusst, wie wichtig wir einander waren und wie sehr wir die Nähe des anderen benötigten.

Doch wusste ich auch darum, dass ich nicht der einzige Mann in ihrem Leben bleiben würde, auch wenn sie selbst es sicherlich noch nicht so sah, so hörte ich doch am Klang ihrer Stimme, wenn sie mit Maxim sprach, dass sie eine Vertrautheit zu teilen begannen, die man nur teilen konnte, wenn man schon einmal tiefe Verbundenheit füreinander gespürt hatte.

Ich denke, ich bin selbst am meisten davon überrascht, dass es mich, im Gegensatz zu unserer ersten Begegnung, in keiner Weise ängstigt oder gar stört, wenn ich sie sprechen höre. Im Gegenteil, ich weiß, dass sie sich, vielleicht hervorgerufen vom Trauma meiner Familie, vielleicht aber auch schon vor alledem, nach etwas sehnt, dass ich ihr nie würde geben können. Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass Maxim es mir erst möglich gemacht hat, dass ich heute von meiner Göttin umsorgt werden kann, auch wenn es mich sicherlich sehr viel näher an ihn herangebracht hat, sondern vielleicht daran, dass ich echte Sorge in ihm sehe und beinah die selbe Wut über das was Belfort, hervorgerufen von Penny, mit mir getan hat.


Auch jetzt, als ich meiner Göttin mitteilte, dass ich für alles bereit wäre, was sie zuließe, sah ich echte Sorge in den Augen des Russen, als er an unser Bett trat. Zwar hob er nur das Kinn zur Begrüßung und musterte mich, doch seine Augen verbargen nicht, was er fühlte.


„Seit wann kennst Du diese Penny?" Platze er grußlos heraus. Verwundert runzelte ich die Stirn und suchte den Blick meiner Göttin, die sich auf die Armlehne des Thrones sinken ließ, den sie für Maxim ans Bett geschoben hatte. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, lehnte er sich augenblicklich darin vor, als wollte er mich näher betrachten.

Sie ist mir das erste Mal in dem kleinen Londoner Cafe begegnet, in dem ich für meine Göttin eine Aufgabe erledigte, nachdem wir dort angekommen waren." beantwortete ich seine Frage wahrheitsgemäß und konnte das Stirnrunzeln des Mannes nicht übersehen, als er in eine der zahlreichen Beintaschen der dunklen Uniform der Bundespolizei griff und sein Handy zog.

Du bist Dir sicher, Du hast sie nie geshootet?" Verwirrt schüttelte ich den Kopf und kniff die Augen zusammen, als er mir das Display seines Handys hinhielt. Ich konnte keine wirklichen Details erkennen, doch was ich erkannte war eine Wand voll mit meinen Werken, oft schlichte Papierausdrucke in schlechter Qualität, aber soweit ich es auf den ersten Blick erkannte, wirklich jedes Motiv, das ich je abgelichtet hatte und doch glich keines davon dem originalen Motiv, denn in hundertfacher Ausführung, war es das Gesicht Pennys, dass oft in grotesker Weise, mit meinem eigenen Konterfei von meinen Werken prangte. Es wirkte beinahe, als wolle sie mit dieser Kollage darstellen, dass jemand anderes uns in meinen Aufnahmen abgelichtet hatte und sei es nur als verwaschene Spiegelung in den Augen einer von mir porträtierten Person. Dabei handelte es sich bei der Kollage nicht um etwas, das stümperhaft ausgeschnitten und hineingeklebt wurde, sondern wirkte wie fast schon professioneller Photoshop arbeit. Ungläubig zog ich die Brauen in die Stirn, als ich mir einige Details vergrößert angesehen hatte und das Telefon an seinen Besitzer zurückreicht. „Dann hast Du, wie es mir scheint, ganz zufällig einen wahren Fan in ihr gefunden... oder was auch immer sie mit ihrem.. „Kunstwerk" ausdrücken will. Es gibt noch weitere Aufnahmen, allerdings haben wir diese auf ihrem Rechner gefunden und nicht auf ihrer Wand der Gruseligkeiten. Ich denke es sollte reichen, wenn ich Dir sage, dass sie wahrscheinlich wirklich glaubt, was sie Belfort über Dich erzählt hat, denn die Aufnahmen, die sie von sich und Dir mit Hilfe von BildKIs erstellt haben muss... sind beängstigend echt... und extrem verstörend. Und das sage ich, der wirklich schon viele verstörende Dinge mit Frauen angestellt hat." Erst ein Seitenblick auf meine Göttin ließ ihn wohl verstehen, was er da gerade gesagt hatte, denn er straffte sich merklich, auch wenn mir sein Schlucken nicht entging. Schmunzelnd sah ich, wie meine Göttin die Braue hob und eine Hand auf seinem Schenkel platzierte. „So, willst Du mir vielleicht mehr davon erzählen, wenn ich Zayn sein Abendessen gebe? Ich denke, das würde uns beide interessieren."


Mistress?Where stories live. Discover now