Kapitel 62

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Behutsam betrat sie das im englischen Landhausstil eingerichtete Zimmer, welches Liz, Zayn und ihr in ihrem Haus zur Verfügung stellte. Die überbordenden Blumenstoffe entsprachen zwar nicht ganz ihrem Geschmack, aber sie wusste um die gut verborgenen Funktionen der Einrichtung, um auch den unartigsten Sklaven zur Räson zu bringen. Ein schweres Schnaufen unterdrückend, betrat Zayn, vollbeladen mit ihren Koffern den urigen Raum und kniete sich sogleich an der Tür nieder. Versonnen lächelnd ließ sie die Fingerspitzen durch seine Locken fahren und sah zum Flur zurück, in welchem sich Marc, kaum weniger beladen als Zayn zuvor, allerdings deutlich schnaufend, näherte. Ein Blick in Zayns Richtung genügte und er erhob sich, sah Marc mit kaum weniger strengem Blick entgegen als sie ihn aufgelegt hatte. „Liz hat stets nur Deine Erregung kontrolliert und Dir keine körperliche Betätigung auferlegt, wie ich höre? Gut, dass ab nächster Woche auch Sport zum Unterricht des Internats gehören wird, meinst Du nicht auch?"

Den Blick gesenkt, raunte Marc leise: „Sicher Lady Kira, ich würde mich über jede Übung freuen, die meine Mistress und ihr mir angedeihen lassen werdet."

Ihn ähnlich erbarmungslos wie einst Zayn, am Schopf packend musterte sie das jungenhafte Engelsgesicht unter sich eingehend und trat gefährlich dicht in seinen persönlichen Raum, zwischen seine geöffneten Schenkel. „Gut, da sind wir uns wohl einig und nun hilf meinem Juwel die Koffer einzuräumen, nachdem Du mir ein Bad eingelassen hast!" mit einem Ruck entließ sie ihn aus ihrem Griff und wandte sich Zayn zu, der den Blick zwar gesenkt hielt, sich aber ein sachtes Zucken der Mundwinkel nicht ganz verbeißen konnte. Sein Kinn greifend zwang sie den Blick des viel größeren Mannes in ihren und knurrte: „Ich mag noch nicht gänzlich zu meiner alten Stärke zurückgefunden zu haben, mein Schöner, aber sehe ich noch einmal, dass Du das Leid eines anderen Sklaven belächelst, werde ich Dich an Liz übergeben.

Wie es Dir wohl gefallen würde, als Keuschling zu leben, bis ich Dich wieder in meine Obhut nehmen kann, um Dir die Strenge zuteil werden zu lassen, die Du ganz offensichtlich benötigst? Wie gut, dass ich auch Dich für den Unterricht angemeldet habe. Ich denke, auf Liz, Dave und mich wird eine Menge Arbeit schon mit Dir und Marc warten, von den acht weiteren Schülern einmal abgesehen." Schwer schluckend sank Zayn abermals in die Knie und nahm die bittende Haltung um einen Kuss ein, indem er die Handgelenke auf dem Rücken kreuzte, den Kopf in den Nacken legte und die Lippen spitzte. Eine Weile betrachtete Kira den wundervollen Mann, der ihre ganze Welt geworden war, bevor sie sich zu ihm hinab beugte und mit einem zärtlichen aber kurzen Kuss aus der Haltung löste. „Und nun geh und räum Deine Sachen ein. Ich werde sie nachher sorgfältig überprüfen. Ich warne Dich, finde ich auch nur eine Falte in Deiner Uniform, schläfst Du heute Nacht im Käfig unter dem Bett!" Damit hob sie den reich verzierten Quilt des Bettes an und offenbarte den Grund, warum das Boxspringbett eine solche Höhe aufwies. Es thronte auf einem schweren Stahlkäfig, welcher kaum Platz bot, darin auch nur zu kriechen, so niedrig war dieser kahle, harte und kühl wirkende Ort. Schwer schluckend sank er abermals in die Knie und hauchte einen Kuss auf ihre braunen Stiefeletten, ehe er eine leise Entschuldigung raunte und sich unverzüglich daran machte, Marc zur Hand zu gehen.

Die Augen schließend schloss Kira auch die Türe und lehnte sich durchatmend gegen das glatte, schwere Eichenholz.

Es waren die ersten strengen Worte, die sie an ihren geliebten Retter gesprochen hatte und sie genossen, wie gut es sich anfühlte, diesen Schritt gewagt zu haben. Lange hatte sie mit sich gehadert, war sich nicht sicher gewesen, ob sie ihm die Strenge wieder geben konnte die er brauchte und verdiente, doch mit dem vorübergehenden Einzug in Liz Domizil und der Teilnahme an ihren, für die nächsten Wochen ausschließlich als Internat genutzten Studios, hatte sie beschlossen, diesen Zeitpunkt als richtig anzusehen dem vergötterten Mann endlich wieder als das zu behandeln was er sein wollte und nicht länger als Halt zu missbrauchen. Sicher, er hatte sich niemals beklagt, im Gegenteil schien er ihre Nähe, so zerbrechlich sie auch darin war, in vollen Zügen zu genießen, ging regelrecht darin auf sie zu umsorgen, doch das war auf Dauer weder das was sie ertrug, noch er für sich wollte. Auch wenn sich ihre stürmische Anfangszeit und das einschneidende Erlebnis gelehrt hatten, dass sie viel mehr waren als eine reine „Spielbeziehung" zwischen Sklave und Herrin, sich gar lieben gelernt hatten, wussten sie beide, dass diese Form des zusammenlebens nicht das war, was sie beide auf Dauer brauchten.

Oft hatte er es ihr in kleinen Gesten gezeigt, hatte, sobald er das Gefühl hatte, sie ertrug es, nicht aufgehört, sich an der Tür niederzuknien, auf Befehle zu warten, oder ihre Füße zu küssen, wenn sie es zuließ und es gab kaum einen Zeitpunkt, an dem ihr sein Verhalten kein wohliges Gefühl der Sicherheit vermittelte.

Aber sie wusste auch, dass sie dem ganzen allein noch lange nicht gewachsen war, egal wie sehr es ihrem Naturell und ihren Grundbedürfnissen entsprach. Die Möglichkeit, an Liz Seite, im geschlossenen Studio diese exklusive Veranstaltung zu begleiten, die Liz als Event dann und wann anbot, war ihr mehr als Recht. Zwar würde sie als Lehrkörper auftreten, doch würde sie zunächst keine eigenen Stunden geben, sondern unter Liz Führung unartige Schüler restriktieren und Augen und Ohren für die erfahrene Domina sein. Auch waren Kira und Liz nicht allein mit den gut zehn Schülern, unter denen sich sogar gleich vier Frauen befanden, was eine ungewöhnlich, fast schon unfassbare Zahl an weiblicher Quote war. Es gab zwei weitere weibliche Lehrerinnen, einen männlichen Aufseher für die Schlafräume und sogar eine männliche Lehrkraft, etwas, was sie selbst noch nie erlebt hatte.

Der Gedanke an den Aufseher des Schlafsaals ließ Kira schmunzeln, denn es handelte sich um niemand geringeren als ihren stets stoisch schweigenden und nun in Liz unerbittlichen Händen aufgehenden Kunden Dave, dessen Anblick ihr andererseits noch immer kleine Stiche versetzte, weil sein wachsames Auge nie aufhörte auf ihr zu ruhen. Mittlerweile hatte sie verstanden, dass weder von ihm, noch von Maxim... Maurice... eine Gefahr für sie ausging und Letzterer ganz sicher nie die Absicht verfolgte, sie in eine Zwangsehe oder dergleichen zu bringen.

Noch hatte sie mit ihrem Freund aus Kindertagen keine Worte gewechselt, war dankbar für die Zeit die er ihr ließ, dass alles zu verstehen und vor allem zu verarbeiten, doch dadurch dass Dave und Liz mehr geworden waren als Kunde und Domina verschwanden die Gedanken an Maxim und darüber was er für ihren und seinen Vater tat niemals.

In ihrer jetzigen Situation konnte und wollte sie sich jedoch nicht mit dem Gedanken auseinandersetzen, wie und ob sie Maxim zukünftig begegnen wollte und auch die Ärzte rieten ihr nach diesem einschneidenden Trauma nur langsam und behutsame Schritte in ihr „Altes Leben" zu gehen.

Maxim schien dies vollkommen zu verstehen und hielt sich seit ihrer Rettung, für deren Möglichkeit er maßgeblich verantwortlich war, vollkommen zurück. Kira wusste, dass er stets um ihr Wohlergehen und das Fortschreiten ihrer Genesung wusste und dass weder er noch Dave je aufhören würden, für ihre Sicherheit zu sorgen, doch dieses Gefühl bereitete ihr schon lange weder Angst noch Unbehagen, sondern half ihr im Gegenteil, das Erlebte zu verarbeiten.

Den Gedanken an den weizen blonden Jungen, nein viel mehr den Mann der aus ihm geworden war abschüttelnd nahm sie wahr, wie Marc und Zayn im freundschaftlichen Ton miteinander flüsterten, während sie begannen die Koffer der Beiden auszuräumen.

Dass die Beiden sich so gut verstanden und Marc nachvollziehen konnte, warum Zayn bei Kira und nicht im Schlafsaal nächtigte, wenn er doch ebenso als Schüler des „Internates" auftrat, freute sie sehr.

So betrat sie lächelnd das Bad und sog tief den angenehmen Duft nach Wildrosen in sich auf, während sie begann, ihre Kleidung Stück für Stück abzulegen und den nun wieder erblühenden Körper zu betrachten, der kaum mehr Spuren der Qual und des Verhungerns zeigte.

Seit langer Zeit freute sie sich wirklich auf dieses Bad ganz für sich aber auch auf die Herausforderung, die in den nächsten Tagen hier auf sie zukommen würde.

Heute Abend schon würden die Lehrkräfte mit den beiden vorhandenen Schülern gemeinsam zu Abendessen und schmunzelnd stellte Kira fest, wie sehr sie auch darauf hinfieberte, während sie ihren nun wieder deutlich gesundeten und wohlproportionierten Körper den dampfenden Wassern übergab.


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