Ebenbild und Doppelgänger

3 1 0
                                    

„Wenn ich Sie bitten darf. Es ist an Wichtigkeit nicht zu unterschätzen", sagte Bode und schickte sich bereits an zu gehen, bevor er seinen Satz beendet hatte.

Dumbledore nickte nur, gespannt, was folgen würde. Unsägliche waren geheimniskrämerisch, aber dies nahm ein ganz neues Level an. Bode wedelte mit seiner Hand und bedeutete Dumbledore, ihm zu folgen, was dieser auch unverzüglich tat. Gemeinsam verließen sie das Aurorenbüro, stellten sich in den Fahrstuhl und fuhren in den untersten Stock. Dort befand sich eine Art Terrasse, die von den Unsäglichen gern als Raucher-Stübchen benutzt wurde. Da das Ministerium unterirdisch lag, war es ein schwarzer, viereckiger Hohlraum, auf dessen Wände man magisch Bilder von Parks und Schneehängen projizieren konnte. Als sie ihn betraten, erblühte gerade ein Kirschbaum in einem sanften Rosa. Bei dem Anblick ärgerte sich Dumbledore, dass er nicht auf den Tee bestanden hatte.

„Hier können wir reden und sicher sein, dass uns niemand belauscht" , sagte Bode.

„Machen wir es kurz." Dumbledore hatte noch eine Verpflichtung, die in einem Schrank auf ihn wartete. „Sicher geht es um etwas, was rechtmäßig Ihre absolute Verschwiegenheit erfordert. Deshalb verstehe ich nicht, weshalb Sie diesen Eid brechen wollen."

„Das stimmt so nicht ganz." Bode setzte sich auf eine Parkbank unter dem Kirschbaum und klopfte neben sich. „Ich darf mit anderen Involvierten darüber sprechen. Im Regelfall ist das ein anderer Unsäglicher, aber es gibt auch Ausnahmen. Ausnahmen wie Sie."

Dumbledore kam der Aufforderung nach und setzte sich neben ihn. Seine Hand fuhr in die Manteltasche, wo sich seine Finger um den Zauberstab legten. Nach außen gab er sich ein bisschen amüsiert. Soweit man einen so misstrauischen Mann wie einen Unsäglichen mit freundlichen Gesten einlullen konnte, würde er das tun. Sie lächelten sich an, dann sagte Dumbledore: „Mein Verständnis wird nicht besser. Ausnahmen wie ich?"

„Es geht um das Nekronomikon."

Wie Beethovens Fünfte klopfte der unheilige Name an und verursachte einen alternierenden Donner, der wie ein tiefer Bass in Dumbledores Knochen für eine unangenehme Dissonanz sorgte. „Ich hätte nicht erwartet, das aus Ihrem Mund zu hören. Sprechen Sie!" In der Aufforderung steckte viel mehr. Eine Bitte. Ein Befehl.

„Nach vielen Jahren der sicheren Aufbewahrung wurde es gestohlen. Nicht lange, allerhöchstens für eine halbe Stunde. Und jemand war dem Dieb immer auf den Fersen."

Wie ein Pferd, das über eine Hürde sprang, machte sein Herz einen riesigen Hüpfer. Zum ersten Mal stach es dabei. Worte waren Steine mit spitzen Kanten. Es konnte nicht sein! Wie konnte es sein? Niemals hätte er das Buch ans Ministerium übergeben. Er war doch nicht verrückt. Elphias auch nicht. Elphias hatte das Buch im Zwischenraum unter der Küche versteckt. Dumbledore wusste das. „Ich ... verstehe nicht." Jetzt schlug das Herz so schnell, dass es ihm die Luft zum Atmen nahm.

Ihm gegenüber konnte er beobachten, wie bei Bode alle Alarmglocken losschrillten. Seine Aufregung hatte sich eins zu eins übertragen. Seine Stimme zitterte, was für den sonst so monotonen Sprecher ein Novum war. „Das Schrecklichste ist passiert. Es wurde daraus vorgelesen!"

„Sie erlauben sich einen Scherz!"

„Nein." Bode schüttelte heftig den Kopf. „Ich wünschte." Er hielt inne und starrte Dumbledore an. Schweigsam vergingen einige Minuten. Die Projektion war nur das - Bilder. Kein Geräusch, nicht einmal das Grillenzirpen erklang. Es war so leise, dass Dumbledore hören konnte, wie der Schweiß Bode die Wange entlangrann.

„Nun sagen Sie doch was!", platzte es schließlich aus Bode heraus.

Dumbledore schluckte. „Ich habe mehrere Fragen und es ist wichtig, dass Sie sie mir ehrlich beantworten."

Der Herrscher der TräumeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora