Hölle aus eigener Schöpfung

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Das Portrait seines Vaters starrte mit leblosen Augen auf ihn herab. Nach seinem Tod hatten sie sich kein magisches Bildnis leisten können. Kendra, seine Mutter, hatte immer gemeint, so wäre es auch besser gewesen. Sich bewegende und sprechende Bilder gruselten sie.

Ein eiskalter Schauer rann Dumbledore über den Rücken.

Es hatte nicht funktioniert! Das Portal war eine Attrappe gewesen, eine verdammt gute, aber nun stand er noch immer in Godrics Hollow. Er blickte sich um, aber Moody war verschwunden. Amelia und Gellert ebenso. Wahrscheinlich waren Stunden - wenn nicht gar Tage - vergangen, bis das Monstrum ihn wieder ausgespuckt hatte. Er traute sich gar nicht, vor die Tür zu gehen ... Er wollte nicht erfahren, wie die Welt unter Nyarlathotep aussah. Und gleich, was geschehen sein würde, es war seine Schuld.

Wie damals.

Er griff in die Manteltasche nach seinem Zauberstab, doch er rutschte aus den verschwitzten Fingern. Bei dieser Unruhe wirst du gleich einen Fehler machen, ermahnte er sich.

Aus der Küche des Hauses schallten Schritte. Türen knarrten. Plötzlich stand Ariana vor ihm. Ihr kindliches, rundes Gesicht strahlte, ihre Haut glänzte wie eingeölt. Braune Augen huschten aufmerksam über seine Gestalt. „Albus?"

Eine Frage. Sein Herz zog sich zusammen.

„Du sieht aus wie Vater, nur älter", sprach sie weiter, als er sich nicht zu einer Antwort durchringen konnte.

Dumbledore musste die aufkommende Bitterkeit runterschlucken. „Du siehst genauso aus wie früher." Kein Haar hatte sich verändert. Sie sah aus wie die Ariana aus seiner Erinnerung. Wie sollte es auch anders sein?, fragte die hämische Stimme in seinem Kopf. Sie lebt nicht mehr, also altert sie auch nicht.

„Ich habe es nicht gewollt!", rief Dumbledore ihr entgegen. Unglaublich, dass er noch mal die Möglichkeit erhielt, mit ihr zu sprechen. „Es ging alles so schnell." Ein Fluch. Eine Sekunde. Schon war sie tot gewesen.

„Sicher hast du es nicht gewollt", sagte Ariana in einer Tonlage, die das aber deutlich ankündigte. Als würde sie ihn in den Wahnsinn treiben wollen, schwieg sie dann jedoch und ließ, was auch immer sie ihm vorwerfen wollte, unausgesprochen zwischen ihnen stehen.

„Gellert hat zuerst Aberforth angegriffen. Ich bin eingeschritten, damit niemand zu Schaden kommen würde." Aber Gellert war nicht zu stoppen gewesen ...

„Ist das dein Ernst?", kam es aus dem Wohnzimmer. Dumbledore wirbelte herum, durch die verglaste Tür erkannte er, dass jemand im rot-goldenen Chintz-Sessel seines Vaters saß. Er merkte nicht, wie ihn seine Füße dorthin trugen oder wie Ariana hinter ihm herschritt. Seine Hand war taub, als er die Tür aufstieß.

Gellert hatte die Beine überkreuzt und sich in einem unbequemen Winkel zu ihnen gedreht. Er lachte und glich in seinem Ausdruck einer Hyäne. „Wir wissen beide, dass der Kampf erst richtig losging, als du dazu gestoßen bist. Wärst du nicht gekommen, hätte ich mich gelangweilt."

Hättest du dich mal mehr angestrengt. Du wolltest ihn nicht verletzen, hast deine Zeit verschwendet und versucht zu deeskalieren.

„Ohhh", brummte Dumbledore. „Ich hätte dich vom ersten Tag an ignorieren sollen. Du warst schon damals ein Taugenichts." Lediglich Unheil hatte er ihm gebracht.

„Ohhh", ahmte Gellert ihn nach. „Du warst fasziniert von mir, magisch angezogen. Hast an meinen Lippen gehangen, zu mir aufgeschaut."

„Das stimmt nicht." Sagte er das zu Ariana oder zu sich selbst?

„Dein Bruder kann es bezeugen."

„Aberforth hat dich gewarnt." Ausgerechnet Ariana stellte sich nun auf die Seite von Gellert.

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⏰ Last updated: Nov 10, 2023 ⏰

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Der Herrscher der TräumeWhere stories live. Discover now