Ein Blender und Blinder

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07. November 1981, Godrics Hollow, im Hause Dumbledore

Gellert zog die Nase kraus, als sie direkt in den Vorgarten seines Elternhauses in Godrics Hollow apparierten. Dumbledore roch einmal heimlich, aber kein Duft fiel ihm auf. Der Geruch seiner Eltern und Arianas hatte sich schon lange verflüchtigt. Dieser Tage stand das Haus leer, weder Aberforth noch er brachten es über das Herz, etwas zu verändern. Es war noch im gleichen Zustand, wie Ariana es zuletzt gesehen hatte. Zu modernisieren hieß auch, die Erinnerungen an sie aufzugeben.

Dumbledore schaute zu Gellert rüber und fragte sich, ob er auch an Ariana dachte. Wahrscheinlich nicht. Für ihn war dieses Haus mit vielen Dingen verknüpft und Arianas Tod nur eine Fußnote. Ausgerechnet jetzt war die Sonne hinter den Wolken hervorgekrochen. Mit ihrem Strahlen schien sie Dumbledores düstere Gedanken auflockern zu wollen, doch für ihn hatte es etwas Vertrautes, diesen nachzuhängen. Regenwetter wäre ihm allemal lieber gewesen. Gellert hingegen legte den Kopf in den Nacken und hielt sich die Hand an die Stirn, um zu den Dachschindeln zu spähen. Er lächelte zu allem Überfluss.

Er zog den Schlüssel hervor, öffnete das Schloss und hielt Gellert die Tür auf, der wortlos eintrat, ohne sich zu bedanken. „Wo willst du hin?", rief er ihm nach, als Gellert nicht auf ihn wartete, sondern den Flur entlang lief.

„Ich kenne mich aus", kam als Antwort zurück und er wagte es noch hinzuzufügen: „Mach dir keine Sorgen."

Dumbledore schnaubte. Eigentlich wollte er dem dunklen Zauberer stoisch gegenüberstehen, denn er wusste, dass dieser ihn akribisch beobachtete, aber Gellert wusste leider, welche Stränge man bei ihm ziehen musste. Da Mad-Eye noch kommen würde, ließ er die Tür unverschlossen ins Schloss fallen.

Als er das Wohnzimmer betrat, sah er, dass Gellert bereits ein Glas mit Sherry hielt und sich gerade im rot-goldenen Chintz-Sessel niederließ, der einst seinem Vater gehört hatte. Die Gryffindor-Farben standen Gellert ausgezeichnet. Schade, dass er nie nach Hogwarts gegangen war. Augenblicklich schüttelte Dumbledore den Kopf über sich selbst.

„Was machen wir jetzt?", fragte Gellert neugierig.

„Warten."

„Wie langweilig." Er legte die Beine über die Lehne, sodass er quer im Sessel saß.

„Nimm die Füße vom Tisch", brummte Dumbledore und tatsächlich hob Gellert sie ein bisschen an, sodass sie die Glasscheibe des Couchtisches nicht berührten.

„Wer wird denn zu uns stoßen?"

Dumbledore setzte sich auf die Couch. „Der beste Jäger dunkler Zauberer und ein Freund meinerseits. Er ist wirklich sehr kompetent."

Gellert zog nur die Augenbrauen hoch.

„Ich habe ihn mit der Aufgabe betraut, das Nekronomikon zu besorgen."

Verheißungsvoll funkelten Gellerts Augen. Dumbledore würde aufpassen müssen, dass er es nicht an sich riss. „Wann kam Riddle zu dir?", fragte er, um Gellert vom Nekronomikon abzulenken und zu verhindern, dass er einen Plan schmiedete.

„Habe ich dir das nicht schon erzählt?"

„Hast du nicht. Hör auf, Zeit zu schinden."

„Albus, Albus, Albus", sagte Gellert und schüttelte seinen Kopf. „Entspann dich, wir werden Riddle schon finden und händeln können."

„Die Jahre der Einsamkeit haben dich zum Draufgänger gemacht."

Gellert grinste. „Ich will einfach mal etwas erleben."

„Du hast ihn befreit und in dein Haus gebracht? Bei Merlins dunkelbrauner Bremsspur! Bist du von allen guten Geistern verlassen?" Alastor stand plötzlich im Raum und sah ihn an, als würde er an seinem Verstand zweifeln. Dumbledore hatte ihn gar nicht kommen hören. Gellert hatte es auf jeden Fall geschafft, ihn abzulenken, nicht andersrum.

Der Herrscher der TräumeWhere stories live. Discover now