~~ Dennis ~~

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»Dennis, hast du den Vertrag fertig?«, fragte mich Herr Adams, oder Paul, wie ich ihn mittlerweile nennen dürfte. Es war bereits der fünfte Tag meines Praktikums und ich hatte mittlerweile eine echt gute Vorstellung davon, wie es hier in der Firma so lief. Zumindest, was die Anwaltsarbeit betraf.
»Gleich, ich muss nur noch einen letzten Absatz durcharbeiten.«
»Okay, ich muss nochmal kurz in ein Meeting, leg es mir einfach wieder auf den Schreibtisch, dann schauen wir es uns am Montag mal gemeinsam an.«
»Mach ich.«
»Dann wünsche ich dir ein schönes Wochenende. Wir sehen uns in aller Frische nächste Woche.«
»Dir ebenfalls ein schönes Wochenende. Bis Montag!«
Während Paul zu seinem Meeting ging, beendete ich noch meine Aufgabe, bevor ich den Weg nach Hause antrat. Obwohl mir die Arbeit Spaß machte, war ich froh, dass es Freitag war.
»Bin zurück!«, rief ich, nachdem die Wohnungstür hinter mir ins Schloss gefallen war.
Kai trat in den Flur. »Super, dann ruh dich noch etwas aus, denn heute Abend gehen wir feiern.«
»Was?«, fragte ich sofort.
»Wir gehen heute Abend aus. Tanzen, Trinken, Spaß haben und du wirst mitkommen. Keine Ausreden. Morgen ist Samstag, also musst du nicht arbeiten. Du kommst heute mit und wenn ich dich aus der Wohnung schleifen muss!«
»Aber ...«, begann ich zu protestieren, denn ich hatte wirklich absolut keine Lust, in einen Club zu gehen. Noch weniger in den Club, in den Kai mit Sicherheit wollte. Doch er ließ mich gar nicht erst ausreden.
»Nichts aber. Du hast versprochen, dass du dir Master Kane anschaust.«
Master Kane, der Dom, mit dem Kai seit ein paar Wochen bei jeder Gelegenheit Sessions hatte. Kai war hellauf begeistert von ihm und wollte ihn mir schon seit einigen Tagen unbedingt zeigen, doch ich hatte immer abgelehnt mit irgendwelchen Ausreden.
»Ja, irgendwann mal, aber ...«
»Und irgendwann mal ist heute«, unterbrach er mich erneut, als er vor mir stehen blieb und mir die Hände auf die Schultern legte.
»Ich vermisse es, mit dir feiern zu gehen, zu Tanzen und einfach nur Spaß zu haben. Bitte, für mich. Du kannst ja auch ein rotes Bändchen anlegen, dann passiert nichts. Dann bist du tabu. Bitte! Du musst dir Master Kane ansehen und mir sagen, was du von ihm hältst!«, flehte er schon fast und ich atmete ergeben aus.
Ich hatte keine Ahnung, warum ich mir unbedingt seinen neuen Dom anschauen sollte. Meine Vergangenheit bewies ja, dass ich nicht gut darin war, Menschen einzuschätzen. Sonst hätte vieles verhindert werden können.
»Fein, aber nur Tanzen und wenn ich keine Lust mehr habe, gehe ich heim.«
Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf Kais Lippen aus. »Yes, Baby! Let's party!«

Wie hypnotisiert starrte ich das rote Neonschild an, das unsere und die Gesichter der Leute um uns herum leicht rot färbte. Es verriet mir den Namen des Schwulenclubs, in dem Kai nun schon seit fast ein und einem halben Jahr Mitglied war. Cuffs war der Name, vermutlich von handcuffs. Von außen war das der einzige Hinweis darauf, dass der Club noch mehr zu bieten hatte, als einen Raum zum Tanzen und einen Darkroom.
»Hey«, holte mich Kais Stimme aus meiner Erstarrung, »Ich bin echt froh, dass ich es endlich geschafft habe, dich zu überreden, herzukommen.«
»Und ich habe keine Ahnung, wie du mich überreden konntest«, murmelte ich, doch er überging es einfach, als hätte ich nichts gesagt.
»Deshalb werde ich dir jetzt nicht anbieten, wieder zu gehen, bevor wir überhaupt drin waren, doch wenn ...«, meinte er, als er ernster wurde, »wenn es dir zu viel wird, dann sag nur ein Wort und wir gehen wieder, verstanden?«
Ich nickte nur, da ich meiner Stimme nicht traute. Denn wenn ich den Mund aufmachen würde, würde nur eine Bitte herauskommen. Die Bitte mich wieder heimzuschaffen.
Kai verlor den ernsten Gesichtsausdruck wieder und lächelte mich breit an. »Gut, und jetzt entspann dich und lass uns tanzen gehen!«
Ich versuchte es, als er mich auf den Eingang zuzog. Um meinet- wie um seinetwillen. Zu sagen, dass es mir leicht fiel, wäre eine maßlose Lüge gewesen, doch ich gab mir Mühe.
Kai ignorierte die Schlange Wartender, die hofften, in den Club zu kommen, und zog mich direkt auf den gemein dreinschauenden Türsteher zu, der nur nach meinem Ausweis fragte, bevor er uns reinließ. Das war der Vorteil, wenn man Mitglied der BDSM-Szene dieses Clubs war. Man musste nicht warten und die Türsteher kannten einen.
Ich konnte noch immer nicht ganz glauben, dass ich mich tatsächlich hierzu hatte überreden lassen. Seit wir losgegangen waren, redete ich mir ein, dass es nur für Kai war, dass ich nur seinetwegen diesen Ausflug ertrug. Doch tief in meinem Inneren gab es einen Teil, der sich freute, der es kaum erwarten konnte, in diesen Club zu kommen. Mal wieder zu tanzen und dabei alle Sorgen zu vergessen. Die Gefühle stritten weiter miteinander in mir, als wir in den halbwegs öffentlichen Teil des Clubs traten, wo uns erotische Tanzmusik entgegenkam und der Geruch nach Leder und Schweiß in der Luft hing. Fast jeder Mann im richtigen Alter, mit einem annehmbaren Alkoholpegel und Dresscode-konform gekleidet durfte hier herein. Trotzdem unterschied es sich doch sehr von einem ganz normalen Club. Insbesondere die Innenausstattung und die Kleidung der Besucher. Sehr viel mehr Leder und nackte Haut. Doch auch die allgemeine Stimmung war einfach anders. Nicht zu vergessen, die ganzen Pärchen auf der Tanzfläche, die mehr Trockensex hatten, als tanzten.
Ich schluckte erneut.
»Willst du ein Armband?«, fragte mich Kai, als wir an dem Tisch gleich am Eingang stehenblieben.
Ohne weiter darüber nachzudenken, griff ich nach eins der roten Bänder und band es mir um das Handgelenk. Ein Zeichen dafür, dass ich nur zum Tanzen hier war und nichts mit der Szene zutun haben wollte. Kai warf mir einen Blick zu, sagte aber nichts, als er ohne Armband weiterging und somit jedem Dom zeigte, dass er ein Sub und für Sessions offen war. Abgesehen von den roten Bändern gab es auch noch weiße, die sich normalerweise die anlegten, die neugierig waren, aber noch nicht viel mit der Szene zutun hatten.
Neugierig schaute ich mich um, bevor mein Blick zu der von Security bewachten Tür zum privaten Hinterbereich des Clubs wanderte. Dort kam man nur herein, wenn man Mitglied war oder von einem Mitglied eingeladen wurde.
Wie abgemacht steuerten wir als Erstes die Bar an. Kai wollte, dass ich mich entspannte, also würden wir zuerst etwas trinken und dann tanzen. So wie in jedem normalen Club.
Etwas skeptisch schaute ich mich um. Trinken klang ganz gut, aber Tanzen ... Tanzen bedeutete hier viel Körperkontakt und das war ehrlich gesagt keine allzu tolle Voraussicht.
»Zwei Bier!«, bestellte Kai lautstark beim Barkeeper und drückte mir gleich darauf eines davon in die Hand. Wir stießen an und ich nahm gleich einen großen Schluck, um meine Nerven etwas zu beruhigen. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, seit ich das letzte Mal in einem solchen Club war. Oder generell in einem Club. Denn das war genauso lange her.
Schnell leerten wir unsere Flaschen, bevor Kai mich auf die Tanzfläche zog. Ich ließ es zu, denn das war der Deal, dafür würde er mich nicht einen Moment aus den Augen lassen.
Kais Hände ergriffen meine Hüfte und zogen mich an seinen halbnackten Körper. Abgesehen von seinen Lederstiefeln trug er nur kurze Ledershorts. Normalerweise, zumindest früher, trug ich ebenso wenig, doch ich hatte mich nicht dazu durchringen können. Längere, schwarze Shorts und ein schwarzes, leicht blickdurchlässiges Shirt bedeckten meinen Körper.
Wir tanzten eine ganze Weile miteinander und ich wurde von Sekunde zu Sekunde lockerer. Es gab ein paar Kerle, die versuchten, mit mir zu tanzen, doch Kai ließ mich nicht frei und machte schnell allen klar, dass sie mich nicht bekamen. Mit jedem Lied ließ meine Anspannung immer mehr nach, trotz der ganzen kräftigen Männer um mich herum. Ich konnte auch genau sagen, welche davon Doms waren, doch erstaunlicherweise machte mir ihre Nähe weniger aus als gedacht.
Nach einer gefühlten Ewigkeit stolperten wir lachend und völlig verschwitzt zurück zur Bar, wo ich mir erneut ein Bier bestellte. Kai nahm nur eine Cola, für den Fall, dass er heute vielleicht noch eine Session abbekam. Bis jetzt war sein toller Dom allerdings noch nicht aufgetaucht und insgeheim hoffte ich, dass er es auch nicht würde. Denn wenn er kam, war die Nacht für mich vorbei, da ich sicher nicht allein hierbleiben würde. Aber bis dahin hatte ich nichts dagegen, noch eine Weile mit Kai zu tanzen, jetzt, wo ich genug entspannt war, um es tatsächlich zu genießen. Ich hatte gar nicht gewusst, wie sehr ich es vermisst hatte. Diese Unbeschwertheit. Tanzen. Spaß haben.
Kai beugte sich über die Bar zu einem der Barkeeper hinüber. »Thomas, wie spät ist es?«
»Gleich neun.«
»Danke!«, rief Kai zurück, bevor er sich mir wieder zuwandte und schelmisch grinste. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
»Ich muss mal aufs Klo, komm mit«, rief er mir über die Musik hinweg zu.
»Kannst du das nicht allein?«
»Willst du denn allein hierbleiben?«
Nein, das wollte ich nicht. Also ließ ich zu, dass er meine Hand ergriff und mich mit sich zog. Dann würden wir halt wie Mädels zusammen aufs Klo gehen.
»Ähm Kai, sind die Toiletten nicht da hinten?«, fragte ich, als er an dem Gang vorbeiging, in dem Toiletten ausgeschildert waren, doch entweder hatte er mich nicht gehört oder ignorierte es, denn er zog mich weiter und auf eine andere Tür zu.
»Kai, was ...?!«, begann ich, doch er unterbrach mich sofort.
»Die Toiletten hinten sind besser.«
Ich wollte nicht in den Mitgliederbereich, doch schneller, als ich reagieren konnte, erreichten wir die entsprechende Tür und auf ein Nicken der Security zog mich mein bester Freund hindurch.
»Kai, was soll das?«, fragte ich, kaum dass die Tür hinter uns wieder zugefallen und die laute Musik vom Tanzraum nur noch gedämpft zu hören war. Mir kam so die ungute Vermutung, dass er nicht aufs Klo musste, und seine nächsten Worte bestätigten es.
»Wirst du gleich sehen«, meinte er geheimnisvoll und zog mich weiter. Was hatte er vor? Er wusste doch, dass ich nicht in diesen Bereich wollte!
Wir betraten einen weiteren großen Raum, der fast wie eine kleinere Version des Tanzraums vorne aussah, nur mit weniger Tanzfläche und dafür mehr Sofas. Und einer kleineren Bar, hinter der nur ein einziger Barkeeper stand und Gläser polierte.
Ich blieb wie angewurzelt stehen, als ich die erleuchtete Bühne sah, auf der ein Andreaskreuz bereitstand. Denn ich verstand sofort, was Sache war.
Überrascht von meinem plötzlichen Widerstand blieb Kai stehen und sah mich an.
»Kai, was soll das?!«, fragte ich erneut, obwohl ich es schon wusste. Er musste nicht aufs Klo. Das war ein Hinterhalt.
»Es ist nur eine Show.«
»Nur eine Show? Kai, du hast mir versprochen, dass wir nur tanzen und Spaß haben. Von einer Show war nie die Rede!«
Ich versuchte, leise zu reden, damit ich nicht die Aufmerksamkeit der wenigen Anwesenden auf uns zog, doch ich war gerade echt wütend. Und überrumpelt.
Kai ließ meine Hand los und legte mir wie schon heute Nachmittag die Hände auf die Schultern.
»Dennis, beruhig dich. Dir wird nichts passieren, auch hier in dem Bereich nicht. Du hast ein Armband. Und es ist nur eine Show. Außerdem hast du mir versprochen, dir Master Kane anzuschauen, und er wird sicher gleich hier auftauchen.«
»Kai ...«, begann ich verärgert.
»Ich weiß, okay? Aber ich kann mir das nicht länger ansehen. Wie du der Szene einfach den Rücken zuwendest. Das kann nicht gut sein.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. Mich von der BDSM Szene abzuwenden sollte nicht gut sein? Der Großteil der Menschheit wäre da ganz anderer Meinung.
»Versuche es für mich und wenn es dir nicht gefällt, verschwinden wir, in Ordnung?«, fing er schon wieder an zu betteln und ich fuhr mir etwas verzweifelt durch die Haare.
Auf was hatte ich mich hier nur eingelassen? Warum war ich nur mitgegangen?
»Bitte«, setzte Kai noch einmal hinterher und ich atmete ergeben aus. Er würde nicht locker lassen. Er hatte die ganzen letzten Wochen versucht, mich zu überreden, mit ihm in den Club zu kommen. Wenn ich das hier mitmachte und er sah, dass ich trotzdem nicht zurückwollte, dann würde er vielleicht endlich Ruhe geben.
Und es war nur eine Show ...
Kai schien zu spüren, dass mein Widerstand bröckelte, und nutzte die Chance, um mich zu der kleinen Bar hinüberzuziehen. Dort bestellte er zwei Cola, während wir es uns auf zwei der Barhocker bequem machten.
Unauffällig ließ ich den Blick durch den Raum schweifen. Es waren ein paar Doms mit ihren Subs hier, die entweder vor oder neben ihnen knieten oder auf ihren Schößen saßen.
Ich schluckte. Ich wollte nicht hier sein. Zumindest der größte Teil von mir. Ein anderer kleiner Teil in meinem Inneren war da anderer Meinung, aber auf den durfte ich nicht hören. Das letzte Mal hatte ich es bitter bereut.
»Guten Abend, Kai, heute ohne Dom?«, ertönte eine Stimme neben uns, woraufhin Kai sich sofort erhob. Ich tat es ihm gleich und hielt wie er den Blick respektvoll gesenkt.
»Guten Abend, Master Philipp. Ich warte auf Master Kane.«
»Wer ist deine Begleitung?«
»Mein bester Freund Dennis, Sir.«
»Kennt er unsere Regeln?«
»Ja, Master Philipp«, antwortete Kai und ich war ganz froh, dass er das Reden übernahm.
Ich spürte, wie Master Philipp vor mich trat, sah allerdings nur seine Schuhe, da ich den Blick weiterhin gesenkt hielt. Wie es sich gehörte. Bis ich seinen Finger an meinem Kinn spürte und er mich bestimmt aber nicht grob zwang, aufzusehen.
Ich erwiderte seinen prüfenden Blick, während sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen ausbreitete.
»Ich bin der Head Master hier. Ich hoffe, du hast gut zugehört, als Kai dir die Regeln erklärt hat, denn ich dulde hier keinerlei Regelbrüche. Diese Warnung gleich vorweg. Sollte dir gegenüber jemand die Regeln brechen, kommst du zu mir, in Ordnung?«
»Ja, Sir.«
»Gut, dann wünsche ich euch viel Spaß bei der Show.«
Damit ließ er mein Kinn wieder los und ich senkte ganz automatisch den Blick erneut gen Boden.
Als Master Philipp sich entfernte, sank Kai zurück auf den Barhocker und mit ein paar Sekunden Verspätung tat ich das auch.
»Alles okay?«, fragte er und ich nickte nur, da ich meiner Stimme wieder nicht ganz traute.
Die Situation eben hatte mir Angst gemacht, doch gleichzeitig ... hatte es sich so vertraut gut angefühlt. Ich hatte seine Dominanz gespürt, sie in seinen Augen gesehen und in seiner Stimme gehört. Und genau das hatte einen Teil in mir angesprochen, denn ich seit zwei Jahren zu unterdrücken versuchte. Derselbe Teil, der sich freute, hierzusein.
Es war keine gute Idee gewesen, herzukommen.
Bevor ich jedoch etwas zu Kai sagen konnte, zog Bewegung auf der Bühne die Aufmerksamkeit aller im Raum auf sich. Zwei Männer betraten die kleine Plattform und anhand der Haltung der Beiden war sofort klar, wer der Dom und wer der Sub war.
Etwas unruhig beobachtete ich, wie der Dom seinen Sub an dem bereitstehenden Andreaskreuz festzumachen begann. Die Arme des Kleineren wurden von Manschetten links und rechts oben befestigt, während er mit dem Gesicht am Kreuz stand, damit wir freien Blick auf seine Rückseite hatten. Neben dem Andreaskreuz stand ein kleiner Tisch mit verschiedenen Utensilien parat. Mit Floggern, Peitschen, Paddles und Schlagstöcken, so wie ich es von hier ausmachen konnte.
Ich schluckte, doch blieb sitzen. Während ein Teil von mir davonrennen wollte, war ein anderer neugierig. Neugierig über das, was geschehen würde, wie auch, ob ich es ertragen konnte. Also hielt ich den Blick auf die Bühne gerichtet, wo der Dom begann, den Sub mit einem Flogger für die härteren Schlaginstrumente vorzubereiten.
Schon bald begann Stöhnen und Keuchen den Raum zu füllen, vor allem, als die Schläge langsam, aber sicher härter wurden. Und ich konnte nicht wegsehen. Fast spürte ich die Schläge selbst auf meiner Haut und ich konnte nicht genau sagen, was ich fühlte. Ich hatte das Andreaskreuz geliebt. Damals. Vor ihm. Ich hätte mich sofort an die Stelle des Subs dort auf der Bühne gewünscht und doch konnte ich nicht verhindern, dass ich nun zusammenzuckte, als ein besonders lautes Klatschen durch den Raum hallte, als das Paddle hart auf dem Hintern des Subs landete.
Ich sah aus dem Augenwinkel Kais besorgten Blick und spürte kurz darauf seine Finger an meinem Arm. Ich wandte mich von dem Geschehen auf der Bühne ab, um ihn anzusehen.
»Erinnere dich an die guten Zeiten«, raunte er mir leise zu. »An die guten Gefühle.«
Ich erwiderte nichts darauf, sondern schaute stattdessen wieder zum Geschehen, wo der Dom nun ein anderes Schlaginstrument zu Hand nahm, um nun damit auf den bereits rot leuchtenden Hintern des Subs einzuschlagen. Die Töne, die der Kleinere von sich gab, waren eine Mischung aus Schmerz- und Lustlauten. Als der Dom schließlich nach einem Rohrstock griff, musste ich den Blick abwenden.
Eine Hand nahm meine und drückte sie aufmunternd. Ich schaute auf und sah in Kais lächelndes Gesicht. Er versuchte, mich zu beruhigen, doch ich sah die Sorge in seinen Augen.
»Was der wohl angestellt hat, dass er vor Zuschauern bestraft werden muss?«, raunte er mir schelmisch grinsend zu.
Ich wusste, dass er versuchte, mich abzulenken, und zwang mich ebenfalls zu einem Lächeln.
»Wie oft standest du schon da oben?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ein paarmal.«
Ich schnaubte. Sicher schon öfters, denn Kai war ein Sub, der sich immer mit Doms anlegte und sie so lange reizte, bis er das bekam, was er wollte. Schmerzen. Denn er liebte sie und wurde davon so geil wie sonst von nichts.
»Nun, mit Master Kane stand ich noch nicht auf der Bühne. Er ist nicht so der Typ dafür, auch wenn er nichts dagegen hat, wenn ich ihm hier vor allen einen lutsche.«
Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Kai hatte wirklich keine Scham. Auch darin unterschieden wir uns sehr. Während es wirklich schwierig war, ihn zum Erröten zu bringen, ging das bei mir viel zu schnell.
»Oh, es geht weiter«, meinte Kai und deutete mit dem Kopf auf die Bühne.
Ich sah hinüber und beobachtete, wie der Dom den Sub losmachte, umdrehte und wieder festband, sodass wir ihn nun von vorn sehen konnten. Der Penis des Subs stand wie eine Eins, berührte fast schon seinen Bauch und ich erinnerte mich. Erinnerte mich, wie sehr ich es genossen hatte, wie sehr ich mich hatte fallen lassen können in solchen Sessions. Nicht, dass ich ein Bühnenmensch war, aber genau das, in einem Spielraum ...
Gebannt beobachtete ich, wie der Dom sich an der Erregung seines Subs zu schaffen machte. Wie er ihn immer wieder und wieder bis knapp vor den Orgasmus brachte, um ihn dann doch loszulassen und ihn ihm zu versauen. Ich wusste auch noch ganz genau, wie das war. Über alle Maßen frustrierend, aber wenn der Dom letztendlich den Orgasmus gewährte, war er so viel intensiver.
Ich spürte, wie es enger wurde in meiner Hose, spürte die Erregung durch meine Adern pumpen, denn scheiße ... das war geil! Und jetzt, wo das Schlagen keine Rolle mehr spielte, waren auch die schlechten Erinnerungen schwach und ich konnte tatsächlich genießen. Den Anblick, die Show ...
Ein Ellenbogen an meinem Arm ließ mich abermals zu Kai schauen, der mit einem Kopfnicken in die Richtung rechts von uns verwies. Ich folgte seinem Blick und mein Herz setzte vor Schock einen Schlag aus. Zwei Männer hatten den Raum betreten, zwei Doms, wie mir sofort klar war, doch es waren nicht nur irgendwelche Männer. Es war niemand anderes als Marcus Knox und Kane Lawrence.
Mein Kopf wirbelte zu Kai herum.
»Er ist mein Chef!«, zischte ich ihm zu, doch er sah mich nur verwirrt an.
»Was?«
»Dein Kane ist einer der zwei Gründer der Firma, bei der ich arbeite! Und der neben ihm ist der andere!«
Kais Augen wurden groß. »Ohne Scheiß? Master Kane und Master Marcus sind die Gründer von TechQuest
Ich nickte hektisch. »Scheiße, ich muss hier weg!«
»Warum?«
»Warum? Sie sind meine Bosse!«
Kais Blick wanderte zwischen mir und den beiden Doms hin und her, bevor er grinste.
»Das ist nicht lustig!«, fuhr ich ihn beherrscht an.
»Doch, irgendwie schon. Kennen sie dich?«
Ich zögerte. »Ich ... ich glaube nicht. Marcus Knox hat mich an meinem ersten Tag kurz gesehen. Ich weiß nicht, ob er sich daran erinnert.«
»Nun, das werden wir vielleicht gleich herausfinden.«
»Was?«, fragte ich und folgte seinem Blick zu den zwei Männern. Sie hatten sich auf einem Sofa nicht weit entfernt niedergelassen. Während Marcus Knox seinen Blick Richtung Bühne wandte, war der seines Begleiters auf uns oder eher auf Kai gerichtet. Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Doms aus, bevor er Kai mit einem Fingerzeig bedeutete, hinüberzukommen.
»Komm gleich wieder«, meinte Kai knapp, bevor er dem Befehl folgte, vom Barhocker rutschte und zu dem Dom ging.
So unauffällig wie möglich beobachtete ich, wie Kai sich vor Master Kane auf die Knie sinken ließ. Sie waren zu weit weg, als das ich dem Gespräch hätte lauschen können, dass mein bester Freund mit Master Kane führte. Master Marcus hatte seine Aufmerksamkeit glücklicherweise noch immer der Bühne zugewandt, wo die Show jedoch gerade endete, wie ich mit einem kurzen Blick feststellte.
Ich schaute wieder zu Kai, der sich gerade erhob, um zu mir zurückzukommen.
»Hey, also Master Kane würde gern eine Session mit mir machen. Soll ich ablehnen und wir gehen wieder vor tanzen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, alles gut, hab Spaß. Ich werde mich einfach auf den Heimweg machen, wie wir es vorneweg gesagt haben.«
»Sicher?«, fragte er nach. Ich nickte und schenkte ihm ein Lächeln, obwohl ich noch immer etwas sauer auf ihn war für den Hinterhalt mit der Show.
»Nun geh schon!«, drängte ich, als er noch immer zögerte, denn ich wollte nicht unnötig lange die Aufmerksamkeit meines Bosses auf uns lenken. Gott, ich sollte wirklich hier weg, bevor auch Master Marcus noch hier herüberschaute und mich erkannte.
»Danke, bis später!«, verabschiedete sich Kai und drückte mir noch einen Kuss auf die Wange, bevor er zurück zu einem wartenden Master Kane huschte und mit diesem auch kurz darauf verschwand.
Toll und jetzt? Am besten austrinken und heim.
Während ich das Colaglas an die Lippen setzte, sah ich mich um und stellte überrascht fest, dass der Großteil der Zuschauer verschwunden war. Nur noch ein paar wenige Paare saßen verteilt auf die Sofas. Und Marcus Knox. Ich schielte zu ihm hinüber und zuckte zusammen, als er meinen Blick erwiderte. Schnell schaute ich wieder weg, drehte mich sogar zur Bar und konzentrierte mich auf mein Glas.
»Einen tollen Freund hast du da«, ertönte ein paar Sekunden später seine dunkle Stimme gleich hinter mir und ein Schauer ging mir über den Rücken. Wie schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen staunte ich über seine tolle Stimme. So männlich tief und ... dominant.
Ich warf einen schnellen Blick zu ihm hinüber, als er sich, mit einem Stuhl zwischen uns, neben mir an der Bar niederließ, bevor ich wieder auf mein Glas hinabschaute. Er meinte sicher Kai, der einfach zu einer Session verschwand und mich hier allein zurückließ. Ich wusste nicht, was ich auf seine Worte sagen sollte, also zuckte ich nur mit den Schultern.
Seine Nähe machte mich nervös. Nicht nur, weil er mein Boss war und ich Angst hatte, dass er mich erkannte, sondern auch, weil er ein Dom war und dafür viel zu nah. Doch er würde mir nichts tun. Er würde mich nicht anfassen. Nicht solange ich das Armband trug.
Stille trat ein, doch ich traute mich nicht, erneut den Kopf zu heben, um zu schauen, was er tat und ob er mich noch anschaute.
»Wie heißt du, Kleiner?«
Ich schluckte bei dem Kosenamen, der schlechte Erinnerungen wachrief, doch ich drängte sie zurück und antwortete ihm. »Dennis, Sir.«
Wieder Stille.
»Schau mich an, Dennis.«
Erneut schluckte ich und schloss kurz die Augen. Noch schien er mich nicht erkannt zu haben und ich wollte eigentlich nicht riskieren, dass er es doch noch tat, doch mein innerer Sub drängte mich dazu, seinem Befehl Folge zu leisten. Also hob ich den Kopf und sah zu ihm hinüber.
Es kam mir nicht richtig vor, hier so neben ihm zu sitzen, so gleichberechtigt auf einer Ebene statt neben ihm auf dem Boden zu knien. Meine unterwürfige Seite sagte mir, dass es falsch war. Das war nicht meine Position. Hier gehörte ich nicht hin. Zumindest nicht in einem Club wie diesen.
»Sag mal, kennen wir uns von irgendwo her?«, fragte Marcus da plötzlich und sofort pochte mein Herz aufgeregt schneller.
Oh oh!
»Ähm, nein, Sir, nicht, dass ich wüsste«, log ich, bevor ich darüber nachdenken konnte, und senkte nun doch schnell wieder den Blick.
Warum hatte ich ihn gerade angelogen? Natürlich war es peinlich, wenn er erfuhr, dass ich ihn von der Arbeit kannte, doch es würde noch viel schlimmer sein, wenn wir uns in der Firma wiedersahen! Doch ich konnte meine Worte nun schlecht wieder zurücknehmen.
»Hm«, war alles, was von ihm kam, und ich hoffte sehr, dass es ihm nicht doch noch einfallen würde.
»Bist du neu in der Szene?«, war seine nächste Frage.
Ich schüttelte erst den Kopf, besann mich dann jedoch meiner Manieren. »Nein, Sir, es ...«
»Marcus!«, wurde ich in dem Moment von einer anderen Stimme hinter uns unterbrochen und wir schauten beide über die Schulter zu dem Mann hinüber, der den Ruf ausgestoßen hatte.
»Tobias? Was machst du denn hier?«, erwiderte Master Marcus, bevor er sich erhob und dem anderen Mann entgegenkam, um ihn zu begrüßen.
Ich sah das als mein Stichwort, endlich von hier abzuhauen und dadurch, dass die beiden Männer sich nach ihrer Begrüßung sofort in ein Gespräch vertieften, konnte ich sogar unbemerkt verschwinden. Das war zwar ziemlich respektlos, doch ich würde sowieso nicht mehr hierher zurückkommen.
Nun konnte ich nur hoffen, dass mich Marcus Knox schnell wieder vergaß und mir in der Firma nicht über den Weg lief.

In my Submission ... (mxm, BDSM)Where stories live. Discover now