~~ Dennis ~~

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Ich war gerade auf dem Weg von der Bahnstation zur Firma, als mein Handy klingelte. Verwirrt darüber, wer so zeitig etwas von mir wollte, zog ich das Gerät aus der Tasche. Es war meine Mom. Ich zögerte kurz, doch nahm den Anruf dann doch entgegen.
»Hey Mom.«
»Hey, mein Schatz. Wie geht es dir? Wir haben schon lange nichts mehr von dir gehört!«
»Ja, tut mir leid, bin ziemlich beschäftigt im Moment.«
»Beschäftigt? Aber hast du nicht Sommerferien?«
»Schon, aber es gibt trotzdem Dinge fürs Studium zu tun, außerdem mache ich gerade ein Praktikum.«
»Wirklich? Das ist ja fantastisch! Wo denn?«
»Bei einer Softwarefirma. TechQuest, falls dir das was sagt.«
»Ich habe davon gehört. Soll echt erfolgreich sein.«
Ich nickte, obwohl sie es nicht sehen konnte. »Ja. Meine Schicht beginnt auch gleich.«
»Oh, dann will ich dich natürlich nicht lange aufhalten. Ich wollte nur fragen, ob du mal vorbeikommst diesen Sommer, bevor das neue Semester wieder losgeht.«
»Mhh, ich weiß nicht. Durch das Praktikum kann ich im Moment nicht weg, aber vielleicht am Ende der Sommerpause. Ich kann es dir aber noch nicht sagen.«
»Kein Problem. Wir würden uns nur freuen, dich mal wieder zu sehen. Es ist nun schon eine ganze Weile her, seit du das letzte Mal daheim warst.«
Ja, weil ich es so gut wie möglich vermied. Nicht unbedingt wegen meiner Eltern, auch wenn meine Beziehung zu ihnen seit der ganzen Sache vor über zwei Jahren komisch war. Aber vor allem wegen der Erinnerungen, die mit meiner Heimatstadt verbunden einher gingen.
»Okay, Mom, ich gebe euch Bescheid, sobald ich etwas Näheres weiß, in Ordnung? Ich muss jetzt gehen, sonst komme ich zu spät.«
»Natürlich, mein Schatz. Bis hoffentlich sehr bald!«
»Bis bald, Mom.«
Damit beendete ich das Telefonat, bevor ich die Firma betrat und auf Marcus traf. Na ja, nicht wirklich, denn er stand mehrere Meter weiter mit dem Rücken zu mir und unterhielt sich mit jemanden und doch flammten sofort wieder die Schuldgefühle in mir auf. Dabei sah er mich noch nicht einmal an!
Es war mittlerweile Freitag und somit fast eine ganze Arbeitswoche vergangen, seit er bei dem Meeting herausgefunden hatte, dass ich ihn belogen hatte. Seitdem hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen. Nur einmal am Mittwoch waren wir uns in der Kantine über den Weg gelaufen, doch abgesehen von einem festen Blick aus seinen blauen Augen und einem sofortigen Senken meines Blicks war nichts geschehen.
Doch ich fühlte mich noch immer schuldig extrem schuldig. Es war keine große Lüge gewesen, nichts Weltbewegendes, doch ich konnte einfach nicht verhindern, dass ich mich so fühlte, wie ich mich fühlte.
Ich huschte schnell weiter zu den Fahrstühlen, bevor Marcus mich noch sah, und atmete erleichtert aus, als sich die Fahrstuhltüren schlossen. Glück gehabt.
Der Arbeitstag war ganz entspannt. Tatsächlich gab es nicht viel zu tun, sowohl für mich als auch für die anderen nicht, weshalb wir mehr Kaffee tranken und uns unterhielten, statt wirklich zu arbeiten.
Als ich später zurück nach Hause kam, war Kai noch nicht zurück. Vermutlich war er noch einkaufen, denn er hatte am Morgen gemeint, dass er das auf dem Heimweg machen wollte.
Ich beschloss kurzerhand, eine Dusche zu nehmen, denn es war echt warm und ich hatte auf dem Heimweg ziemlich geschwitzt. Nachdem ich also ein paar bequeme Sachen herausgesucht hatte, schloss ich mich im Badezimmer ein und drehte das Wasser auf, um es warm werden zu lassen, während ich mich auszog.
Ein zufriedenes Seufzen kam mir über die Lippen, als ich mich unter das warme Wasser stellte. Während ich mir die Haare wusch, dachte ich wieder an Marcus. Ich hatte mich wirklich wie ein kleiner Feigling an ihm vorbeigeschlichen, um ja nicht von ihm gesehen zu werden. Nicht, weil ich befürchtete, dass er mir etwas tat, aber weil ich seinem Blick nicht wieder begegnen wollte. Diesem enttäuschten Blick.
»Wärst du mein Sub, würde ich dir jetzt den Hintern versohlen, bis er knallrot leuchtet«, spukten erneut seine Worte durch meinen Kopf und verursachten ein Schaudern, dass durch meinen gesamten Körper ging. Meine Hand wanderte wie von ganz allein zu meinem Schwanz und bevor ich begriff, was ich da tat, begann ich schon damit, mich zu streicheln und schnell schneller zu werden. Mit der freien Hand stützte ich mich an der Wand ab, während ich die Augen schloss und ihn wieder hinter mir spürte.
»Willst du kommen?«, hörte ich seine tiefe Stimme ganz nah an meinem Ohr.
»Ja«, hauchte ich, doch zwang mich, mit der Hand abrupt innezuhalten.
»Dann bitte mich um Entschuldigung und Erlösung«, kam erneut seine Stimme aus meiner Vorstellung. Meine Hand zitterte.
»Es tut mir leid, Master Marcus, bitte, bitte lassen Sie mich kommen«, bettelte ich hemmungslos, doch bewegte meine Hand nicht.
»Denkst du, dass du dir den Orgasmus verdient hast?«
Nein, das hatte ich nicht. Ich hatte ihn angelogen. Es war meine Strafe und nicht für mein Vergnügen, also schüttelte ich den Kopf. Es benötigte Überwindung, doch ich schaffte es, mich loszulassen und auch die zweite Hand an die Wand zu legen.
Tief atmete ich durch, versuchte, mich zu beruhigen und meine Lust wegzuatmen. So lange, bis meine Erregung tatsächlich verschwand. Und doch fühlte ich mich nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte.
»Verdammt!«, fluchte ich leise. Ich konnte mich nicht selbst bestrafen, denn ich hatte nicht das Recht, mir selbst zu vergeben, dass ich einen anderen angelogen hatte.
Ich duschte eilig fertig, während ich versuchte, die Gedanken beiseitezuschieben, die in meinem Kopf herumwirbelten, doch wie schon die vergangenen Tage schien es unmöglich zu sein. Es gab nur eine Lösung für dieses Problem und ich mochte sie nicht.
Gerade als ich das Bad verließ, öffnete sich die Wohnungstür und Kai kam mit vier Tüten bewaffnet herein. Ich ging im sofort entgegen, um ihm zwei davon abzunehmen.
»Meine Güte sind die schwer. Ich hab es echt übertrieben!«, meinte Kai atemlos, nachdem er seine Tüte in der Küche auf dem Tisch abgestellt hatte.
»Was hast du denn alles gekauft?«, fragte ich, als ich meine danebenstellte, bevor ich einen Blick hineinwarf.
»Eine Menge«, meinte er nur, bevor er begann, die Einkäufe wegzupacken. Ich half ihm dabei und erkannte, dass er recht hatte. Damit kamen wir sicher einige Tage aus.
»Was hast du für heute Abend geplant?«, fragte ich, als ich Wurst und Käse in den Kühlschrank räumte, der sich immer mehr füllte.
»Ich wollte mich jetzt nochmal kurz hinhauen, dann duschen und dann in den Club.«
»Ich meinte wegen Essen«, erwiderte ich.
»Ach so, keine Ahnung, die Pizza vielleicht. Irgendetwas, was schnell geht.« Er zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer, ich hau mich erstmal kurz hin. Kommst du heute mit?«
Seine Frage war nur beiläufig und klang nicht so, als dachte er, dass ich vielleicht ja sagen würde. Und ich zögerte.
»Ja«, gab ich schließlich von mir und er sah mich überrascht an.
»Wirklich?«, fragte er und sofort dachte ich nochmal darüber nach.
»Keine Ahnung ... weiß nicht ... vielleicht.«
Kai grinste freudig. »Super! Dann machen wir in etwa zwei Stunden die Pizza und gehen zusammen zum Club!«
»Ich weiß nicht, ob ...«, begann ich, doch Kai hörte mir gar nicht zu, sondern verließ einfach die Küche.
Verdammt, was habe ich da gerade gesagt?!
Mir war klar, dass mich die Situation in der Dusche eben zu dieser Kurzschlussreaktion getrieben hatte. Weil ich mich nicht selbst bestrafen konnte. Oder weil es zumindest nichts gegen meine Schuldgefühle machte. Denn es gab nur einen, der mich davon befreien konnte.

In my Submission ... (mxm, BDSM)Where stories live. Discover now