~~ Marcus ~~

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»Acht«, kam es mit einem leisen Stöhnen von Dennis und ich konnte mich einfach nicht davon abhalten, über die Stelle zu reiben, die ich eben geschlagen hatte. Seine Backen waren schön rötlich und begannen bereits, Hitze abzustrahlen.
»Noch zwei«, ließ ich Dennis wissen, der kurz nickte, bevor ich erneut ausholte. Er ruckte nach vorn, als ihn das Paddle traf und ein lautes Keuchen kam ihm über die Lippen. Ich gab ihm einen Moment, um sich von dem Schlag und den Schmerzen zu erholen, doch als er auch nach weiteren langen Sekunden nichts sagte, gab ich ihm einen Klaps mit der flachen Hand.
»Aufmerksamkeit, Kleiner!«, ermahnte ich ihn und erwartete, dass er sich entschuldigte und weiterzählte, doch stattdessen versteifte er sich mit einem Mal. Ich streckte die Hand aus, um sie auf seinen Rücken zu legen. Wollte ihn durch die Berührung beruhigen, da ich vermutete, dass er sich wegen des nächsten Schlages anspannte, doch bevor meine Finger ihn überhaupt berühren konnten, zuckte er heftig zusammen, so als hätte ich ihn erneut geschlagen.
»Neun«, zählte er dann und seine Stimme war mit einem Mal völlig anders als vor ein paar Sekunden. Gepresst, verzweifelt, schmerzerfüllt. Alarmiert ging ich um den Strafbock herum, um ihm ins Gesicht zu sehen, während er erneut zusammenzuckte, als hätte er einen weiteren Schlag bekommen. Ein unterdrücktes Wimmern verließ seinen Mund, bevor er widerwillig die nächste Zahl sagte und als ich mich neben ihn hockte, begannen die ersten Tränen aus seinen Augen zu fließen. Seine Lippe zitterte. Sein ganzer Körper zitterte. Verdammt, was war plötzlich los? Bis gerade eben war noch alles in Ordnung gewesen. Ich hatte auf jedes Geräusch von ihm gehört und seine Körperreaktionen genau beobachtet. Es hatte ihm wehgetan, keine Frage, aber er hatte jeden Schlag bisher gut wegstecken können.
»Bitte, bitte, bitte hör auf! Ich will das nicht! Warum tust du das?«, kam es da plötzlich verzweifelt über seine Lippen.
»Dennis? Dennis, schau mich an!«, befahl ich sanft, doch fest, versucht, Ruhe zu bewahren.
Dennis hob den Kopf und sah mich mit tränenverschleiertem Blick an, oder eher durch mich hindurch, und mir wurde klar, dass er nicht mehr hier war. Nicht bei mir. Nicht in diesem Raum. Der letzte Schlag musste irgendetwas ausgelöst haben.
»Warum tust du das? Warum?«, fragte Dennis und seine Stimme brach beim letzten Wort.
»Dennis, ganz ruhig«, sagte ich und legte meine Finger sachte an seine Wange, in der Hoffnung, dass meine Berührung ihn zurückholen würde, von wo auch immer er war. Doch er zuckte zurück, als hätte ich ihn verbrannt und ich zog meine Hand wieder weg.
»Bitte, bitte!«, flehte Dennis erneut, während ihm eine Träne nach der anderen aus den Augen rollte.
Verdammt, was sollte ich tun? Das sah sehr nach einer Panikattacke aus. Er schien nicht zu wissen, wo er war, und er reagierte eindeutig nicht gut auf Berührungen. So konnte ich nicht abschätzen, ob es gut war, ihn einfach vom Bock und in meine Arme zu ziehen, um ihm Halt zu geben. Es würde vielleicht den gegenteiligen Effekt haben und alles nur noch schlimmer machen.
Ratlos fuhr ich mir durch die Haare, durchforstete mein Gehirn nach alles, was ich über Panikattacken wusste.
»Bitte, Kai, hilf mir!«, kam es von Dennis. Kai! Natürlich! Der wusste sicher, was zu tun war!
»Dennis, schau mich an«, versuchte ich es erneut, doch er presste nur die Augen zu und schüttelte mit dem Kopf.
»Nein, nein, nein, lass mich in Ruhe! Ich will das nicht! Wie kannst du mir das nur antun?«
Ich schluckte schwer, zögerte. Einerseits wollte ich Kai holen, denn er wusste sicher, was zu tun war, doch andererseits wollte ich Dennis nicht allein lassen. Ich konnte ihn nicht einfach hier allein lassen, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich ihm helfen sollte.
»Dennis, ich bin es, Marcus. Es ist alles gut. Du bist sicher. Die Bestrafung ist vorbei«, erzählte ich mit ruhiger Stimme alles, was mir in den Kopf kam, doch die Worte schienen gar nicht zu ihm durchzukommen, während ihn ein heftiger Schluchzer schüttelte und er das Gesicht verzog, als hätte er schreckliche Schmerzen.
Ich wollte gerade erneut den Mund öffnen, um erneut zu versuchen, zu ihm durchzudringen, als es klopfte. Bevor ich antworten konnte, öffnete sich die Tür und Kai steckte seinen Kopf hinein.
»Tut mir leid, ich muss ...«
»Er hat eine Panikattacke«, unterbrach ich, was auch immer er sagen wollte. Kai riss kurz die Augen auf, bevor er eilig das Zimmer betrat, die Tür hinter sich schloss und zu uns kam.
»Dennis!«
»Kai! Hilf mir! Bitte! Hilf mir! Bitte!«, schrie Dennis zurück. So laut und verzweifelt, dass ich mich erhob und sofort einen Schritt zurücktrat, um Kai Platz zu machen, der seinen besten Freund an den Schultern packte, vom Bock zog, zu sich herumdrehte und fest in die Arme schloss. Dennis vergrub ganz automatisch sein Gesicht an Kais Hals.
»Schhh, Dennis, es ist alles gut. Er ist nicht hier. Er kann dir nichts tun«, hörte ich Kai beruhigend ins Ohr seines Freundes murmeln, während er ihm immer wieder über Dennis' Rücken strich.
Er ist nicht hier. Er kann dir nichts tun.
Ich presste die Zähne aufeinander, als mir die Bedeutung hinter diesen Worten bewusst wurde, doch sagte nichts, hielt mich zurück und ließ Kai seinen Freund beruhigen. Das war das Wichtigste, vor allem wenn ich sah, wie verzweifelt sich Dennis an Kai klammerte. So als würde er befürchten, dass ihn ihm jemand wegnehmen würde.
»Er ist nicht hier. Er wird dir nie wieder etwas tun. Versprochen! Du weißt doch, ich werde ihn eigenhändig erwürgen, sollte er dir nochmal zu nahe kommen«, redete Kai mit leiser Stimme weiter.
Dennis schluchzte auf, sein Körper bebte, als er sich noch etwas fester an Kai klammerte. Dessen Blick ging zu mir hinüber und er schenkte mir ein trauriges Lächeln.
»Es ist alles gut, beruhige dich.«
»Ich kann das nicht. Ich kann das nicht«, murmelte Dennis panisch vor sich hin.
Ich war nicht blöd. Durch Kais Worte hatte ich eine ziemlich genaue Ahnung davon, was hier Sache war. Jemand hatte Dennis wehgetan, und zwar so sehr, dass er durch mich eine heftige Panikattacke erlitten hatte.
Schuldgefühle flammten in mir auf und erneut fuhr ich mir durch die kurzen Haare.
»Lass uns gehen, okay?«, hörte ich Kai seinen Freund fragen, der sofort nickte. Ich ging zu dem Stapel aus Dennis' Klamotten hinüberging, um sie zu holen und Kai zu überreichen.
Dieser bedankte sich leise, als er die Sachen entgegennahm, und ich nickte nur, bevor ich wieder ein paar Schritte zurücktat, da sich Dennis sofort verspannt hatte, als ich näher gekommen war.
Ohne weiteres Zögern führte Kai seinen Freund aus dem Raum, während ich ihnen nur stumm nachsah.
Das war nicht die Bestrafung, die ich mir vorgestellt hatte, seit wir uns im Meeting begegnet waren und mir klar geworden war, dass der Kleine mich angelogen hatte. Ich hasste Lügen, noch viel mehr seit der Sache mit Vincent, deshalb war ich ziemlich erpicht auf eine Bestrafung gewesen. Doch ich hatte mich zurückgehalten und war nicht auf ihn zugegangen. Doch als er sie mir dann vorhin angeboten hatte, war ich auf Anhieb hin und weg gewesen. Und jetzt? Jetzt fühlte ich mich einfach nur beschissen.
Ein Klopfen ließ mich zur Tür schauen, wo Kane stand und mich fragend ansah.
»Was ist passiert?«
»Dennis hatte während der Bestrafung eine Panikattacke.«
Kane zog die Augenbrauen zusammen. »Dennis?«
»Der Kleine, der mich angelogen hat.«
Erkenntnis huschte über Kanes Gesicht, bevor er sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen lehnte. »Und du hast ihn für die Lüge bestraft und ... er hatte dadurch eine Panikattacke?«
Ich atmete tief durch und schloss einen Moment die Augen. »Er kam vorhin zu mir und hat mich um eine Strafe gebeten. Natürlich habe ich das Angebot angenommen. Er war nervös, das habe ich ihm angesehen, deshalb ... habe ich die Strafe, die ich ursprünglich im Kopf hatte, abgemildert und ihn sogar gefragt, ob die Strafe in Ordnung ist. Er war ziemlich entschlossen gewesen«, erklärte ich, während ich an den Anfang der Session zurückdachte. »Der Flogger hat ihm sogar gefallen.«
Kane schnaubte. »Sicher, dass das eine Bestrafung war?«
Ich brachte ihn mit nur einem Blick zum Schweigen und er hob entschuldigend die Hand.
»Es war alles gut, bis ...«, begann ich wieder.
»Bis?«
»Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich habe ihm nur einen Klaps mit der Hand gegeben, um ihn ans Zählen zu erinnern, als ein Ruck durch ihn ging und er ... plötzlich ganz woanders war. Ich habe sofort aufgehört, doch Dennis ... es war, als hätte ich ihn einfach weiter geschlagen. Er hat darum gefleht, dass ich aufhöre. Nein, er hat darum gefleht, dass er aufhörte.«
»Er?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Das ist die Frage. Aber so wie es aussieht, ist er eine schlechte Erfahrung.«

In my Submission ... (mxm, BDSM)Where stories live. Discover now