𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 11

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Dag rauchte gelehnt an der Hauswand seine Kippe und sah auf die Menschen, die hier zur nächtlichen Stunde Party machen wollten.

Er hatte gerade Feierabend und wartete auf Vincent, der vorbeikommen wollte. An diesem Tag hatte er früher angefangen und musste demzufolge nicht bis zum Schluss bleiben. Heute hatte er auch irgendwie nicht viel Bock gehabt.

Er sah auf die andere Straßenseite. Da war er doch. Dag drückte die Zigarette an der Wand ab und ging ihm entgegen, als er mir nichts dir nichts über die Fahrbahn huschte.

»Lauf weiter über Rot.« , begrüßte Vincent ihn. »Wird nicht immer gutgehen, das sollte dir klar sein.«

»Jaja.«

»Wie war's heute?« Beide gingen die Straße entlang.

»Wie immer.«

»Ich hab' voll die witzige Idee.«

»Hau raus.«

»Musikvideo.« , sagte Vincent.

»Wow ... zum Totlachen.« Voll Ironie hob Dag den Daumen.

»Nein hör doch zu. Ich hab' eine Idee für ein witziges Musikvideo.«

»Okay. Welcher Song.«

»Kein Partyhit. Wir wollten doch eh noch weiter an 'nem Album arbeiten. Da sollten wir auch alles, was dazugehört, in Angriff nehmen.«

»Klar. Bin dabei.«

»Gut. Dann ... komm morgen zu mir. Wir drehen es da. Regina kommt auch.«

»Deine Cousine?«

Vincent nickte. »Ja, sie spielt da auch eine kleine Rolle.«

»Gut. Und ... Marina?«

»Sie nicht.« , antwortete er kurz und knapp.

»Willst' nich'?«

»Mir wär's egal. Sie findet das nicht so ... toll.«

»Die Idee ... oder uns're Musik?«

Vincent druckste herum, ehe er antwortete. »Beides.«

»Hmm.« , brummte Dag kurz und sah zu einem dunkelhaarigen Typen, der ein Mädchen zwar nicht anbrüllte, aber dennoch ... grob festhielt, während er mit ihr sprach. Seine Mimik sagte jedoch, dass er sauer war. Die Rotblonde, die stumm immer wieder nickte, kam ihm irgendwie bekannt vor. »Was geht'n da vor sich?« , fragte er und blieb stehen.

Vincent sah nun ebenso in diese Richtung. »Keine Ahnung.« Sofort hielt er dessen ungeachtet Dag fest, als dieser dahin wollte. »Was machst du?«

»Schauen, ob ich helfen kann?«

»Ich versteh' dich ja, aber ...« Er stoppte ab. »... da ist doch alles in Ordnung.«

Der Typ küsste das Mädchen und diese lächelte. Irgendwie hatte Dag dennoch ein seltsames Gefühl. Mit Vincent flanierte er all dem ungeachtet an den beiden vorbei. Sie blickte kurz zu ihm und runzelte minimal die Stirn, ehe sie sich von ihrem Begleiter in den Laden ziehen ließ, vor dem sie eine Diskussion hatten.

»Ich kann verstehen, wenn du helfen willst ... und da hast du auch Recht, das man nicht nur blöd zuschauen sollte, aber ... Streitgespräche gibt es in jeder Beziehung.«

»Ja ich weiß. Ist mir klar. Aber ... irgendwas daran fand ich ...«

»Hey Dag. Erst sieht man dich gar nicht mehr und jetzt am laufenden Band.« Froggy umarmte ihn und anschließend Vincent. »Dich auch Großer. Schön euch zu sehen. Habt ihr noch Bock auf ne kleine private Party?«

Die beiden sahen sich an. »Wo ... denn?«

»Bei Alessandra.«

»Ale- ... meine Ex?« , hakte Dag nach.

»Jaja. Sie hat sturmfreie.«

Wieder blickten beide sich an und nickten daraufhin. Mit Froggy stiegen sie in den Bus und setzten sich in die hinterste Reihe. Dag war klar, dass Alessandra nichts dagegen haben würde, wenn er da unangemeldet aufkreuzte.

Solche Partys hatte sie schon früher oft gegeben und er wusste daher, dass die Idee meist spontan bei ihr auftrat und demzufolge durch Hören und Sagen die Gäste eintrafen.

Zudem hatten sie ja keinen Streit.

Die Busfahrt ging schon einige Stationen, dafür mussten sie aber nicht weit laufen, nachdem sie ausgestiegen waren. Vincent hatte sich davor verdünnisiert, weil Marina wohl irgendein Problem gehabt hatte und ihren Freund zu sich verlangte. Dag fand es nicht schlimm. Je nach ... Problem hätte er es für seine Partnerin mit Sicherheit auch getan.

Die Musik war schon laut vernehmbar und sie klingelten an der Haustüre mit der Hoffnung gehört zu werden. Alessandras Mutter besaß ein Bungalow. Ihr Vater lebte in Nürnberg, nachdem er neu geheiratet hatte.

Seine Ex hatte demzufolge öfters mal freie Bude.

Im weiteren Verlauf, als Froggy begann gegen die Tür zu treten und zu hämmern, wurde ihnen schließlich Einlass gewährt.

Irgendein Typ machte auf. Dag kannte ihn nicht und trat dennoch gewohnt ins Innere ein. Er schnappte sich ein Bier und wuselte sich mit Froggy durch die paar Leute.

Die Partys hier waren eigentlich immer legendär. Wann hatten sie damit begonnen? Mit vierzehn? Er wusste es nicht mehr genau, aber war schon 'ne tolle Zeit.

Auf einer dieser Partys war er sogar mit Alessandra zusammengekommen.

Gott, was er alles mit ihr ausprobiert hatte ... und damit war nichts sexuelles gemeint, obwohl das natürlich auch zum Standard in der Beziehung eingeflossen war.

Es waren eher Drogen gewesen.

Was sie nicht alles geraucht hatten, um high zu werden ... oder die Pilze, die sie geschluckt hatten. Es gab so vieles ... seine Mutter war teilweise richtig verzweifelt gewesen und nicht umsonst, hatte er wiederholen müssen, weil er schulmäßig nichts mehr auf die Reihe bekommen hatte, mit seiner Null-Bock-Phase.

Vielleicht tat er das mit dem schulischen Werdegang auch nur seiner Mutter zuliebe. Etwas, worauf sie stolz sein konnte. Dabei hatte er nicht mal einen Plan, was er später machen sollte. Die Musik war ihm sehr wichtig, aber er wusste ebenso, dass nicht viele den Witz oder die Tiefgründigkeit der Texte, die er mit Vincent verfasste, verstanden.

In der Musikbranche Fuß zu fassen war demzufolge nicht ganz so einfach. Selbst wenn Talent vorhanden war.

»Hey.« Er wurde von einer Brünetten umarmt und fiel dabei fast um. Auch ohne das Gesicht zu sehen, wusste er anhand der Stimme und auch alles andere, wer es war.

»Hey Alessandra. Wie geht's?«

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt