𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 30

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Dag kam gerade von einem kleinen Einkauf nach Hause. Er hatte nun selbst Sahne und Zimt besorgt, den er Célia anbieten wollte ... als er den weißen Opel Corsa am helllichten Tag bereits nicht weit von seiner Haustüre entfernt stehen sah.

Sofort beeilte er sich und sah sie im Auto sitzen.

Als sie ihn sah, schob sie ihren Kapuzenpulli mehr über ihren Mund, ehe sie die Türe öffnete.

»Ich wusste nicht, wo ich hinsoll.« , gab sie zu.

»Das ist schon okay. Ich habe dir gesagt, du kannst zu mir, wann immer du ...«

»Kann ich ein paar Tage bei dir bleiben?«

»Natürlich. Soll ich ... soll ich dir bei irgendwas tragen helfen?«

Sie schüttelte den Kopf und stieg aus. »Ich möchte erst einmal noch alles drin lassen. Ich brauche erst einmal ... etwas Ruhe.«

»Okay. Natürlich.« Er nahm es so hin und bemerkte nun das Blut auf ihrem Oberteil. »Was ist geschehen?« , fragte er besorgt um sie.

Sie schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt. Bitte.«

Er nickte, aber ihm war auch klar, dass er dieses Mal Antworten haben musste. So ging es schließlich nicht weiter.

Mit ihr im Schlepptau ging er nun nach oben in seine Wohnung.

Célia hatte eigentlich nicht vorgehabt herzukommen, doch zu wem sollte sie sonst? Zudem ... hier fühlte sie sich ... besser. Sicher. Geborgen.

Schon als sie ihn gesehen hatte, merkte sie diesen Extra-Schlag ihres Herzens, der anscheinend ein Zeichen für Beruhigung sein sollte. Sie wusste es nicht, aber ... es war da. Mit dem Pulli weiterhin über ihren Mund ging sie ein paar Schritte vorwärts in sein Heim hinein. »Kann ich kurz auf Toilette?«

»Klar. Frag doch nicht.«

Sie verschwand und betrachtete ihr Spiegelbild. Langsam zog sie den Pulli nach unten. Ihre Unterlippe war aufgeplatzt und leicht geschwollen.

Verbergen konnte sie es nicht.

Nun kontrollierte sie ihre Zähne. Alles war in Ordnung.

Zumindest das. Denn mit ihr war nichts in Ordnung. Sie hatte Panik Max zu verlieren. Was war, wenn er Schluss machte? Wenn er eine andere traf, die besser aussah und ihn nicht ... nervte? Was war, wenn er sich gar nicht mehr melden würde?

Panisch sah sie in den Spiegel.

Das würde sie niemals verkraften.

Sie atmete tief ein und aus und verließ das Badezimmer. Dag, der auf der Couch saß, sah sie direkt an und runzelte die Stirn, ehe er aufsprang. »Was ist geschehen? Wer war das? Hattest du eine ...?«

»Das ist nicht so schlimm.« , sagte sie und setzte sich auf die Stelle, wo er gerade noch gesessen hatte.

Dag nahm ohne Zeitverzug neben ihr platz. »Nicht schlimm?«

Sie nickte. »Das wird wieder.«

»Célia, das ... das geht so nicht weiter. Du musst mir ... Infos geben. Ich helfe dir gerne. Wirklich. Aber ich muss verstehen, was da genau ...«

»Ich bin abgehauen ... von ... zu Hause.« , antwortete sie.

»Waren deine Eltern ...?« Er zeigte auf ihren Mund.

»Nein.« , sprach sie. »Das ... war meine eigene Schuld.«

Dag runzelte die Stirn. »Deine eigene Schuld?«

Sie nickte. »Es ist nicht der Rede wert.«

»Wer war das?« , fragte er.

»Ich selbst.«

»Du ... hast dir ... selbst ins Gesicht schlagen?«

»So in der Art. Ja.« Célia sah es genauso. Max hätte es schließlich nicht getan, wenn sie ihn nicht ... genervt hätte. Es war ihre eigene Schuld, dass es so weit gekommen war.

Dag glaubte ihre Aussage nicht, aber er war erst einmal froh, dass sie sich nun überhaupt öffnete, weshalb er dies vorerst beiseiteschob. »Wieso bist du von zu Hause abgehauen?«

»Meine ... Eltern ...« , startete sie. »... sie mögen meinen Freund nicht. Sie wollen meine Beziehung ...«

»Du hast einen Freund?« , fiel er ihr ungewollt ins Wort. Irgendwie traf ihn diese Ansicht.

Célia nickte. »Ja.« Sie lächelte leicht.

»Oh ... ehm ...« Dag überlegte. Wieso war sie hier, und suchte nicht bei ihm Unterschlupf? »... du hast im Auto geschlafen?!« , begann er irgendwie dieses Thema.

»Er ... ich kann halt nicht zu ihm. Er ... seine ... es geht halt nicht.« , beendete sie den Satz.

»Okay.« Er empfand alles, was sie sagte, als seltsam. Das passte irgendwie nicht zusammen. Es war, als würde Célia ihm falsche Puzzleteile reichen. Das Bild sah ... nicht richtig aus. Vollkommen gefälscht.

Dag musste an den Typen denken, der mit ihr gesprochen hatte, als er des Nachts mit Vincent vorbeigekommen war. War das ihr Freund?

»Ist das alles?« , hakte er schließlich nach. »Ich meine, ist sonst alles okay?«

Célia sah ihn ein wenig länger an und nickte. »Ja.« Ihre Stimme war glockenhell und Dag registrierte die Feuchtigkeit in ihren Augen.

Um sie jedoch nicht in eine Lage zu bringen, die sie anscheinend nicht haben wollte, tat er so, als hätte er dies nicht bemerkt. »Ich hab' dir übrigens Sahne und Zimt besorgt. Somit kannst du jetzt ganz viel davon haben.« , gab er deswegen an und schenkte ihr ein Lächeln.

»Das hättest du doch nicht tun müssen.«

»Ich weiß. Aber ich mach's gerne.«

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt