𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 22

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Célia kurvte nun schon eine Weile umher.

Sie wusste nicht wohin.

Das war jetzt die vierte Nacht, die sie draußen schlafen sollte. Eine Nacht konnte sie jedoch heimlich bei Katharina nächtigen, aber als die Eltern ihrer Freundin davon Wind bekamen, waren die keineswegs begeistert.

Um ihr nicht mehr Ärger zu geben, weil diese sich direkt für sie eingesetzt hatte, entschied Célia, dass es das Beste wäre, wieder im Auto zu schlafen. Zwei Nächte hatte sie auf einem Parkplatz, der zu einem See gehörte, geschlafen. Die Erste verlief gut. Die Zweite war sie jedoch wach geworden, als sie Geräusche neben dem Auto vernommen hatte. Mit Schrecken musste sie dann feststellen, dass ein Mann sie durch die Scheibe hindurch beobachtet hatte.

Das war eine Angst, die sie bisher nicht gekannt hatte.

Max hingegen hatte sie ausgelacht, als sie vorhin bei ihm gewesen war und geheult hatte, dass sie nicht wüsste, wo sie hinsollte. Zu ihm musste sie aufgrund dessen, weil er selbstverständlich Sex haben wollte. Seine Hilfe oder ein nächtliches Quartier im Allgemeinen bot er ihr nicht an.

Er war weiterhin der Meinung, dass ihre Eltern sie da eher des Nachts vermuten würden.

Angst vor einer weiteren Nacht im Freien und vollkommen allein, hinzu noch die immer stärker werdende Kälte, die sich ausbreitete, kurvte Célia umher.

Gedanklich spielte sie sich das Szenario durch, wenn sie doch zurück zu ihren Eltern fahren würde. Aufnehmen würden sie ihre Tochter, das war ihr natürlich klar. Jedoch auch der Umstand, dass sie alles in die Wege leiten würden, das sie Max nie wieder sehen könnte.

Des Weiteren spielte sich aber auch in ihrem Kopf die Sache ab, was mit ihr geschehen könnte, wenn jemand weiterging, als sie nur zu beobachten.

Der Parkplatz am See fiel also damit flach.

Sie dachte an ihre erste Nacht. Da hatte sie wahllos in einer Straße genächtigt. Vielleicht sollte sie da noch mal nachschauen und eventuell dort übernachten.

Da war ihr zumindest wohler zumute gewesen.

Auch wenn sie da gegebenenfalls viel mehr Leute sehen konnten. Was aber des Weiteren nichts Schlechtes bedeuten musste. So war wenigstens die Chance geringer, das sie jemand im Auto vergewaltigen und ermorden könnte.

Célia fuhr nun schon ein weiteres Mal in die Straße ein, auf der Suche nach einem Parkplatz als endlich eine Person mit seinem Wagen herausfuhr.

Fix stellte sie sich in die freie Lücke und drehte den Zündschlüssel.

Diese Nacht sollte es schneien. Man merkte es bereits an der eisigen Kälte. Ihre Finger froren jetzt schon. Teilweise hatte sie Wärme zugelassen, wollte jedoch auch nicht zu viel Sprit verbrauchen.

Genau wie das herumkurven.

Nun stand sie aber und konnte erst einmal ein wenig beruhigter sein. Sie hauchte in ihre Handinnenflächen. Die Nacht würde mit Sicherheit alles von ihr abverlangen. Warum hatte sie trotz alledem auch nicht eine Decke eingepackt?

Max hatte nicht mal zwei Kissen und Bettdecken in seinem Bett. Jedes Mal musste sie auf das bisschen zurückgreifen, was er ihr übrig ließ. Eine Decke wäre also generell nützlich gewesen.

Sie griff nach hinten und fischte sich eine ihrer Jacken heraus. Als Célia diese anzog, überlegte sie, ob es nicht besser wäre, mehr Kleidung anzuziehen. Hier sah sie eh niemand. Also war es egal, wie sie aussah.

Aber wäre es ratsam so viele Kleidungsstücke zu ... beschmutzen, wenn sie keine Möglichkeit hatte, diese in eine Waschmaschine zu stopfen?

Sie sah sich bildlich, wie sie bei Eiseskälte ihre Kleidung in einem Fluss waschen würde. Am besten noch mit einem Waschbrett.

Wie war sie nur in so eine ... Lage gerutscht?

Erschrocken zuckte sie zusammen, als jemand unerwartet an ihrer Scheibe klopfte. Ihr Herz raste vor lauter Panik und sie musste sich erst einmal sammeln, ehe sie schließlich langsam das Fenster hinunterkurbelte.

»Ehm ... ich hab' geseh'n, das du schonmal hier geparkt hast, und ...« , startete ein junger Mann.

Célia unterbrach ihn sofort und brachte ihr Auto in Gang. Er wollte sie bestimmt darauf hinweisen, dass nur Anlieger hier parken durften. »Keine Sorge, ich fahre weg.«

»Nein. So ... so ... so hab' ich das nicht gemeint.«

Mit einem fragenden Blick sah sie ihn nun das erste Mal an. Diese blauen Augen. Wieso kam er ihr so bekannt vor? »Was dann?« , fragte sie.

»Es ist kalt. Es ... es soll schneien. Ich ... ich hab per Zufall gesehen, dass du ... na ja schonmal im Auto geschlafen hast, und ... also falls du Hilfe benötigst ...«

Sie war aufgefallen. Toll.

»Ich bin nicht auf deine Hilfe angewiesen.« , sprach sie und kurbelte zum wiederholten Mal an der Kurbel, um ihr Fenster wieder schließen zu können. Sie musste hier weg.

Er bückte sich jedoch mehr und ließ sich davon nicht abhalten, weiter zu sprechen. »Nein, warte doch. Ich ... ich kann nicht schlafen, wenn ich weiß, dass du hier frierst.«

Célia stoppte ab und sah ihn abermals an. »Was?« Hatte sie sich gerade verhört? Ein ihr vollkommen Fremder hatte Sorge um sie?

»Ja. Ich meine. Ich weiß nun, das du hier in deinem Auto ... also was ich sagen will ... ich ... ich wohne alleine. Und ... du kannst mein Bett haben. Ich ... schlafe dann auf der Couch, und ...«

»Warum tust du das?« , fragte sie. »Du kennst mich doch gar nicht.«

»Sollte man deswegen immer wegschauen? Du ... du scheinst Hilfe zu benötigen, und ...«

Ihr Blick ging auf ihre Hände. Ihr war jetzt schon eisigkalt. Doch was sollte sie tun? Er war ihr völlig fremd. Im Gegensatz dazu war er aber der Einzige, der ihr vielleicht momentan helfen konnte. Irgendwie hatte sie Vertrauen zu ihm ... obwohl sie ihn gar nicht kannte. Ihr Blick fiel wieder auf ihn. Wieso hatte sie kein ungutes Gefühl? »Okay.« , sagte sie und kurbelte ihr Fenster wie gehabt zu, ehe sie ausstieg.

»Benötigst du vielleicht noch irgendwas. Also Essen, ein Dach über den Kopf, all das kann ich dir bieten, aber ...«

Oh ja. Er hatte Recht. Sie benötigte unter anderem Kleidung.

Célia öffnete aufs Neue ihre Türe und schob den Fahrersitz nach vorne, um auf der Rückbank an eine ihrer Tüten zu gelangen. Von dort holte sie Unterwäsche und frische Anziehsachen für den nächsten Tag heraus. »Ich hab' alles.« Ihr Auto schloss sie ab.

»Ich bin übrigens Dag.« , sagte er und hielt seine Hand hin.

Sie legte ihre kalte Hand in seine Warme und bekam aufgrund dessen eine Gänsehaut, die ihren kompletten Körper überfiel. »Mein Name ist Célia.«

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Where stories live. Discover now