Ein Glückstag

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Eliza liebt ihre Arbeit im Krankenhaus und es ist nicht nur ein Job für sie, sondern eine echte Berufung. Die Möglichkeit, Menschen zu helfen und ihnen in schwierigen Zeiten zur Seite zu stehen, empfindet es als etwas Besonderes. Frau Dr. Schwanner, die Oberärztin, erkennt Elizas außergewöhnliche Fähigkeiten an. Sie lobt ihre Intuition und bezeichnet ihr Gespür als Gold wert für die medizinische Praxis.

Obwohl Eliza in der Inneren Medizin exzellente Arbeit leistet, schlägt ihr Herz besonders für die Kinderstation. Eliza kommt gern vor oder nach der Schicht, eben wann immer sie Zeit findet, zu Besuch in den 5. Stock. Jedes Mal, wenn sie die kleinen Patienten in ihren Bettchen sieht, erwärmt sich ihr Herz. Sie kommt nicht nur, um medizinische Hilfe zu bieten, sondern auch, um Zeit mit ihnen zu verbringen, zu spielen und sie zu unterhalten. Die Kinder haben eine besondere Verbindung zu Eliza. Es scheint, als würden die Kinder eine natürliche Vertrautheit spüren und sich in ihrer Gegenwart wohlfühlen. Doch Eliza spürt noch mehr. Es erinnert sie an ihre frühere Arbeit als Schutzengel. Und auch wenn sie versucht, nicht viel darüber nachzudenken, vermisst sie eben manchmal die anderen Engel und die Arbeit als Schutzengel im Besonderen. Daher kehrt Eliza immer wieder auf die Kinderstation zurück.

Heute ist es nicht anders. Eliza hat noch Zeit, ehe sie sich mit Lexa trifft. Die Kinderaugen strahlen, sobald Eliza die Kleinen begrüßt und ihr geht es ebenso. Hier fühlt sie sich zu Hause.

Die Aufmerksamkeit, die Eliza den kleinen Patienten schenkt, bleibt im Krankenhaus nicht unbemerkt. Dr. Schwanner beobachtet Eliza nun schon eine ganze Weile, ehe sie die Ärztin anspricht, „Auf ein Wort Frau Dr. Sky?"

Eliza nickt und die beiden Ärztinnen treten auf den Flur hinaus und in das Schwesternzimmer, wo sie ungestört sprechen können.

„Dr. Sky, Ihre Leistungen in der Inneren Medizin sind beeindruckend, und wir wollen Sie dort natürlich nicht missen. Aber wie Sie mit den Kindern umgehen, ist wirklich einzigartig. Die Kinder reagieren so positiv auf Sie, dass ich mich frage, ob Sie nicht darüber nachdenken sollen, auf die Kinderstation zu wechseln. Sie hätten das Potenzial, eine herausragende Kinderärztin zu werden. Ihre Fähigkeiten mit den Kindern sind bewundernswert."

Damit rennt Dr. Schwanner bei Eliza offene Türen ein. „Wirklich?", fragt sie aufgeregt. Dass dies eine Möglichkeit ist, daran hat sie gar nicht gedacht.

„Ich hab bereits mit der Leitung gesprochen. Wenn sie wollen können sie sofort wechseln."

Und damit ist es beschlossen. Dr. Eliza Sky wechselt als Ärztin auf die Kinderstation, ein Gewinn für alle.

Heute scheint Elizas Glückstag zu sein. Zuerst die Veränderung in ihrer Arbeit, die für sie so viel bedeutet, und dann das bevorstehende Treffen. Bald wird sie Lexa sehen. Mit etwas freier Zeit macht sie sich frühzeitig auf den Weg in den Park, den vereinbarten Treffpunkt für ihr Treffen.

Während sie im Park spaziert, überkommt sie eine aufgeregte Stimmung. Dieses Gefühl hat sie anfangs beunruhigt, da es sich eigenartig anfühlte, aber mittlerweile begleitet es sie immer, wenn sie an Lexa denkt – und das stört sie keineswegs.

Als sie pünktlich um 17 Uhr am Ententeich auf Lexa wartet, flattert es wieder seltsam in ihrem Bauch. Die Sonne steht noch hoch am Himmel, die Enten sind munter und quaken fröhlich, insbesondere als ein kleines Kind dabei ist, sie zu füttern. Eine Ente sticht dabei besonders hervor, als hätte sie einen Schippel im Gefieder, der lustig hin und her wackelt, während sie schwimmt und quakt.

Lexa kommt zu spät, doch Eliza nimmt dies kaum wahr, da sie voll und ganz damit beschäftigt ist, das lebhafte Geschehen am Teich zu beobachten. Die Enten stehen im aufgeregten Wettstreit miteinander, bewegen sich geschäftig und versuchen, dem geworfenen Brot nachzueifern. Das vergnügte Quietschen eines Kleinkinds ertönt, wenn das Brot ins Wasser fällt. Fast vergisst Eliza die Zeit, da sie in ihren Gedanken von einer Erinnerung gefesselt ist.

Vom Himmel hinabWhere stories live. Discover now