Wanna see them go crazy?

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Ich flüchtete im Morgengrauen aus Chans Zimmer. Nicht weil ich es nicht mehr neben ihm aushielt, ich konnte nicht mehr liegenbleiben.
Heute war Samstag, was bedeutete Kai würde diese hässliche, unfaire Verlobung den gesamten Ssang Young Pa auf den Tisch legen.
Mir wurde übel bei dem Gedanken daran diesen Haufen heute zu sehen. Kais Brüder, deren Frauen und Familien, sämtliche Geschäftspartner und alle Widerlinge die er sonst noch einlud. Er würde mich als Trophäe präsentieren, als den gefangenen Löwen hinter Gittern, eine Attraktion, die es zu betrachten gab.
Ich floh durch den Keller aus dem Hauptgebäude und entschloss mich die Hauptstrecke abzulaufen, um auf andere Gedanken zu kommen.
Auf halbem Weg begann ich zu joggen, dann zu sprinten, nur um mich schweratmend im taunassen Rasen fallen zu lassen. Jeju hatte mich unsportlich werden lassen. Ich brauchte wieder Training.
Doch in diesem Moment genoss ich es außer Atem zu sein, meinen Puls zu spüren, den kalten Rasen, der meine Kleidung durchnässte.
Ich fühlte mich Lebendig.
Für einen Moment schloss ich die Augen, dann entschloss ich mich liegen zu bleiben. Jetzt schwirrte mir für wenige Sekunden nichts durch den Kopf.
Mein Moment wurde von meinem vibrierenden Handy unterbrochen. Welche Gottlose Seele rief mich an einem Samstagmorgen um 6:00 Uhr morgens an?!
Ich war noch nicht ganz wieder bei Atem, als ich den Anruf annahm.
„Cheonsa?"
„Seong...hwa..." brachte ich zwischen zwei Atemstößen heraus und rollte mit den Augen, so laut, dass er es bis nach Busan hören müsste.
„Du...klingst ziemlich fertig." Plauderte er ein wenig überrumpelt durch die Leitung.
„Mhm." Machte ich, holte tief Luft und fuhr mit meiner freien Hand durch die Haare.
Der Guerilla blieb für wenige Sekunden ruhig, als fehlten ihm die Worte, darüber das ich um diese Herrenlose Uhrzeit wirklich an mein Handy ging.
„Hat Kai dir nicht befohlen du sollst die Beine zusammen behalten?"
Ich stieß die Luft keuchend aus. Jetzt war ich diejenige die Sprachlos in der Leitung hing.
„Das galt nur euch, von meinen Leuten ist da nicht die Rede. Außerdem, fick Kais Verbote" Gurrte ich und neigte den Kopf mit einem verspielten Lächeln zur Seite, als säße er mir gegenüber.
„Bring mich nicht in Versuchung, Cheonsa." Seonghwas Stimme fiel um zwei Tonlagen und läutete in meinen Ohren wie Musik.
Ich biss mir auf die Unterlippe und legte mich wieder in den Rasen. Die Kälte tat mir nun noch besser als zuvor
„Ich schnür dir die Eier ab, wenn du mich auch nur einmal falsch anpackst."
Seonghwa gab ein samtig, sinnliches lachen von sich. Draußen hätte es meinetwegen für Oktoberverhältnisse noch kälter sein können.
„War das eine Einladung." Schnurrte er fast schon durchs Telefon.
Ich presste meine Beine zusammen und knirschte mit den Zähnen. Scheiße musste ich es nötig haben, wenn ich echt daran dachte Kais Worte in den Wind zu schießen. Auf der anderen Seite. Seit wann juckte es mich was er mir befahl.
Wie lange Seonghwa brauchte, um hier zu sein? Die Strecke war menschenleer, die Stelle, an der ich im Rasen döste, fernab jedes Fernglases. Die Jungs schliefen alle noch und wenn ich nicht bald an einem Körper meinen Frust ausließ, würde ich Wahnsinnig werden.
„Komm zu mir und finde es heraus." Gab ich dem hormonellen Chaos nach und fuhr mit meiner freien Hand durch das nasse Gras. In Gedanken griff ich harsch nach Seonghwas pechschwarzen Haaren
Ich hätte Changbins Angebot von Gestern wirklich annehmen sollen.
„Genau da bin ich, nur macht mir seit einer halben Stunde keiner auf."
Ich war wieder komplett bei Sinnen und stand plötzlich auf dem Rasen. Jegliche sinnlichen Gedanken um Seonghwa erstarben.
„Was suchst du bei mir." Jede Freundlichkeit wich aus meiner Stimme.
„Kai." Seonghwas Stimme klang wieder menschlich und fähig für eine echte Konversation.
„Was will er von mir." Bis auf, dass ich mein Leben für das meiner Leute gab.
Meine Augen zuckten zu meinem Ring und der letzte Rest Lust schleuderte sich aus meinen Hormonen, fürs erste.
Darüber war ich nicht böse.
„Er hat den Tag für dich vom Morgen bis zum Abend durchgeplant."
Ich lachte auf. Nur über meine verfickte Leiche.
„Du sollst seit einer halben Stunde beim Nageln sein..."
Ich unterbrach ihn. Er musste es auch nötig haben.
„Ich soll wo sein?"
Seonghwa schnaufte.
„Im Nagelstudio. Dann zum Friseur, Spa, Kosmetiker und zu ihm ins Anwesen."
„Ja, nein." Lehnte ich ab und lief die Strecke zurück zum Hauptgebäude.
„Cheonsa." Mahnte Seonghwa mich durchs Handy.
„Nein!" widersetzte ich mich und ließ meine Schritte langsamer werden. „Sag ihm er kann sich selbst nageln lassen. Ich tu mir das nicht an. Es war abgesprochen, dass ich mit den Jungs am Abend auftauche und nicht eher!" Machte ich Seonghwa deutlich klar und ballte meine linke Hand zur Faust.
Ich spürt die Dornen des Ringes und lockerte sie wieder.
„Ich richte ihm aus, dass er sich ficken soll." Fasste Seonghwa meine Aussage im groben zusammen. Ich stimmte ihm zu.
„Apropos, mit wen von deinen Jungs hast du es eigentlich..."
„Mit keinem."
Seonghwa wurde wieder totenstill in der Leitung.
„Ich bin gerannt, war außer Atem und dann hast du mich angerufen und mir meinen Tag versaut, bevor er überhaupt beschissen werden konnte." Knurrte ich.
„Das tut mir leid." Sein schmollen würde ihm Wooyoungs Tochter abkaufen, aber nicht ich.
„Darf ich dir dafür helfen deinen Tag zu versüßen und ihn Kai dafür zu versauen?" schlug er vor, in einer Tonlage die nichts Jugendfreies vermuten ließ.
„Ich mache keine Beine für dich breit." Stellte ich klar.
Seonghwa lachte herzlichst auf. „Ich bekomm dich noch soweit, dann wirst du darum betteln."
Ich wusste nicht ob das Tiefsitzende Gefühl in meinem Magen Hunger war oder was auch immer Seonghwa mit seinen Worten eben in mir losgetreten hatte.
„Träum. Weiter." Presste ich hervor.
„Meine Idee dürfte dich aber trotzdem interessieren." Summte er lieblich.
Ich hörte wie er im Hintergrund eine Autotür betätigte.
„Welche Umfasst..."
Seonghwas dreckig hämisches lachen klang vielversprechend, weshalb ich beschloss seiner Idee ein Ohr zu geben.
Es stellte sich heraus, dass er einen ähnlich bizarren Gedankengang besaß wie ich.
Anders als ich besaß er mehr Einblicke darüber, wie der kommende Abend verlief. Meine Priorität war es sicherlich nicht heute Abend Kais Hauptattraktion zu spielen.
Seonghwa legte seinen Plan vor, bevor ich meine finalen Schlüsse hinzufügte und wir alles in Sack und Tüten packten.
In der Zwischenzeit war ich zurück am Hauptgebäude und schlich mich durch den Keller zurück ins Foyer.
Ich schlich durch das Haus und aus der Vordertür raus auf den Hof. Ich zückte Hyunjins Schlüssel und öffnete mit einem Klick seinen Maserati.
„Cheonie, warte!" hörte ich Jeongin hinter mir flüsterrufen.
Ich hielt auf dem Weg zum Wagen inne und drehte mich um.
Er stand in der Tür zum Haus und hatte sich grade so einen Bademantel übergeworfen.
„Ich habe gehört, wie du dich heute morgen rausgeschlichen hast und gewartet bis du wieder zurück bist." Er rieb sich die Augen und streckte sich, mit ihn die Tattoos auf seinem Oberkörper.
„Ich will nur wissen, wie es Chan geht, dann kannst du gehen."
Ich lächelte ihm aufmunternd zu und lief ein paar Schritte zu ihm zurück.
„Erschreckt euch nicht, wenn ihr ihn seht." Warnte ich ihn vor.
Jeongin nickte. „Ich habe ihn gestern flüchtig gesehen, als er rein ist." Murmelte er und hüllte sich in seinen Bademantel ein. Er zitterte am ganzen Körper. In seinen Knopfaugen lag Angst um den ältesten unserer Gruppe.
Ich stopfte meine Hände in die Taschen meiner durchnässten Jacke. „Lasst ihn bis heute Abend einfach in Ruhe. Ich will nicht wissen, wie er reagiert, wenn er die Outfits für heute Abend sieht."
Jeongins Sorge schwang aus seinen Augen. Er grinste frech, ganz den Schalk im Nacken. „Da haben die anderen beiden und ich ganze Arbeit geleistet." Stolz auf sich stemmte er nun die Hände in die Hüften. In Vorfreude lächelnd nickte ich.
„Hyunjin hat uns per Ohrstecker Anweisungen gegeben, wie wir die Farbe auftragen müssen." Er seufzte, „Ich hätte nie gedacht, dass ich dieses arrogante Aß mal vermisse." Scherzte er und blickte mich entschuldigend an.
„Hyunjin denkt auch nicht besser über dich." Zwinkerte ich Jeongin zu und machte wieder kehrt zum Wagen.
„Cheonsa!" Hielt Jeongin mich erneut auf. „Es ist wirklich schade, dass wir kaum Zeit miteinander verbringen." Bemerkte er.
Ich nickte. Das stimmte. Ich stiftete Jeongin ab und an zu Blödsinn an, aber wirklich kannten taten wir uns nicht. Gleiches galt für Seungmin.
Die beiden kamen als letztes dazu. Chan brachte sie nach einem Auftrag mit, eine Weile, nachdem die Sache mit Kai durch war. Ich war zu dieser Zeit auf einem anderen Stern und bekam nur wenig von dem mit, was in der Gruppe vor sich ging.
Auf einmal waren da dann Jeongin und Seungmin, ganz unter der Fuchtel von Chan, mit dem ich damals kaum noch etwas zu tun hatte. Ich akzeptierte, dass da plötzlich zwei Leute mehr waren, nahm sie in meinen Kreis auf, den ich zu beschützen wusste, aber viel Zeit allein mit beiden ergab sich nie wirklich.
Die hatte ich bei allem, was aktuell zusammenbrach leider nicht.
„Das holen wir irgendwann mal nach!" rief ich Jeongin zu. „Hyunjin und ich laden Seungmin und dich mal zum Essen bei uns ein." Versprach ich und winkte, als ich in Hyunjins Maserati stieg.
Hyunjin sah die beiden als kleine wilde Streuner, die Chan sich zu folgsamen Hunden erzog. In seinen Augen waren sie unreif, wie Kinder, dabei waren sie kaum jünger als ich.
Bevor ich den Wagen startete, zückte ich mein Handy, verband es mit der Anlage des Wagens und rief Han an.
Ich startete das Auto und rollte vom Hof.
Han ließ sich Zeit, bis er den Anruf annahm.
„Morgen Chonie." Murmelte er mit tiefer Morgenstimme ins Telefon.
„Habe ich dich geweckt Han?" für gewöhnlich war er so voller Energie, dass er jeden Tag bei Zeiten aus dem Bett fiel.
„Ausnahmsweise ja." Gähnte er.
„Das tut mir leid. Dann rufe ich später nochmal an." Ich war dabei den Anruf über die Tasten am Lenkrad zu beenden, da grätschte er dazwischen, dass er eh demnächst wachgeworden wäre.
Im Hintergrund hörte ich Deckenrascheln.
„Wieso rufst du eigentlich so früh an?" fragte an und schien über etwas zu lachen, dass ich weder sah noch hörte.
„Ich wollte fragen, ob wir zusammen Frühstücken gehen wollen. Ich komme grad von der Strecke, ich bin in zwanzig Minuten in Busan."
Han gab einen Laut von sich, als würde er sich ausgiebig im Bett strecken.
„Darf Minho mit?"
„Ich hatte ihn in meinem wir mit einbegriffen." Schmunzelte ich.
„Ich frag ihn mal." Erneutes Deckenrascheln folgte, dann das tappsen von Füßen auf dem Boden.
„Willst du mit Cheonsa und mir Frühstücken gehen?" säuselte Han nun hellwach und voller Energie. Brummen von Minho folgte.
„Er ist dabei. Wir sind in einer dreiviertel Stunde im Café bei uns an der Ecke." Machte er fest.
„Alles klar." Lachte ich ins Telefon und legte wenige Sekunden später auf.
Mit zwei weiteren Handgriffen am Lenkrad hatte ich Musik eingestellt, drehte sie etwas lauter und reihte mich auf der Autobahn gen Stadtmitte ein.
Ich hatte verstörende gute Laune, wenn ich bedachte, was mit meinem Plan heute Abend alles Schiefgehen kann. Ich fokussierte mich jedoch mehr darauf Kais Blick zu sehen, wenn ich mit den Jungs und meinen Wachen am Anwesen auftauchte. Die Aufregung darüber Seonghwas und meinen Plan in die Tat umzusetzen, hielt meine Stimmung heiter.

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