To the highest bidder

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Triggerwarnung: Menschenhandel + Gewalt

In der Dämmerung bekam Changkyun einen Befehl von Takanashis Männern, ich solle mich für die Nacht aufbereiten. Er solle mir zudem ausrichten, dass, wenn ich auch nur einmal aus der Reihe tanzen sollte, er diesmal wüsste mir nicht nochmal so viel wie am Mittag durchgehen zu lassen.
Ich lächelte zufrieden darüber, dass ich sein altes, fettes Gemüt aus der Haut fahren lassen hatte und verschwand mit Seonghwas Outfit und seinem großartigen Geschenk, so wie dem ganzen Make-Up im Bad.
Als ich das Bad verließ war Changkyun ein auf und ab laufendes Chaos.
„Jooheon hat mir eben mitgeteilt, dass Jinni im Bad festhängt." Flüsterte er und tigerte durch das Zimmer. „Ihr geht es überhaupt nicht gut."
„Sie kann aus der Nummer aber auch nicht mehr raus." Chaerin hatte ihr die Option offengelassen, sie hatte abgelehnt.
„Sie hat Angst, dass die Guerilla zu spät kommen und sie wirklich wegkommt."
Eine Angst, die sie zurecht hatte.
Chaerins und Hongjoons Plan was den Verkauf heute Anbelangte, war sehr vage. Bis auf das Seonghwa mir sein Zeichen gab, hatte ich überhaupt keine Ahnung was genau uns erwarten würde.
Takanashis Kopf würde durch meine Hände rollen. Etwas anderes wusste ich ebenfalls nicht.
„Und Soojin? Weißt du etwas von ihr?" versuchte ich das Thema zu wechseln.
Jinni würde nicht in die Hände einer dieser Widerlinge gelangen. Der, den sie erwischte, würde ich eigenhändig kalt machen.
„Sie hat wohl mit Wooyoung gesprochen. Er versucht sie im Verkauf zu bekommen, koste es was es wolle. Er will sie mit keinem anderen aus dem Raum gehen sehen."
„Lass mich raten, das war nicht Teil von Chaerins Plan?"
Changkyun nickte. „Er bringt damit eine Menge Punkte in Gefahr."
„Soojin und er sind Eltern, ich finde das berechtigt ihre Sicherheit." Bemerkte ich und richtete vor dem Spiegel meine Haare.
Seonghwas Zweiteiler lag viel angenehmer an mir als die widerlichen Kleider, die Chaerin mir herausgesucht hatte.
Es würde mir leichter fallen mich zu bewegen, ohne dass mir meine Brüste aus dem Kleid fielen oder es mir zu hochrutschte. Zudem konnte ich Seonghwas Waffe ungesehen in der eingenähten Rückentasche der Weste verstecken.
Bevor es Zeit war das Hotel zu verlassen, suchte Changkyun meine Kleider und mein Kram im Bad zusammen und packte es in den Rollkoffer.
Er legte mir die Handschelle um mein Handgelenk und die andere um seines, bevor wir das Zimmer verließen und wie zum Mittag mit einer Hand voll von Takanashis Männern umgeben auf den Gang traten.
Diesmal wartete er nicht hier, sondern am Hinterausgang des Hotels.
Auch Soojin hatte ein Outfit an, dass den Standards einer zu versteigernden Hure widersprach. Sie trug ein Mittellanges engen schwarzes Kleid, dass dem Rachekleid von Diana zum Verwechseln ähnlichsah und in dem sie sich wohler fühlte als in dem Fummel vom Mittag.
Jinni hatte die Arme um sich gelegt und befand sich ebenfalls in Kleidung, die mehr bedeckte als ihr vorheriges Outfit.
Die anderen Mädchen hingegen trugen noch weniger als im Tagungssaal. Einige von ihnen nicht älter als vierzehn.
Insgesamt zehn an der Zahl.
„Sag Seonghwa Bescheid, dass es 10 sind." Flüsterte ich Changkyun zu, der sich umsah und dann nach seinem Handy griff und meinen Worten nachkam.
Jooheon, Jinnis Begleiter gab sein Bestes, sie von den anderen Mädchen und den gaffenden Wachen abzuschotten. Doch ihre Augen waren blutunterlaufen und sie Leichenblass. Sie gehörte optisch mit zu den jüngsten. Auf dem Ausweis war sie grade 20.
Takanashi lief seine Runde an jeder der jungen Damen vorbei und überprüfte die Outfits.
Als er bei uns dreien ankam, nahm er sich mich als erstes vor.
„Durchsuch sie." Befahl er Changkyun, der eine abneigende Geste mit dem Kopf machte. „Sie ist blank. Keine Stich- oder Hiebwaffen, habe sie bis in jede kleine Falte durchsucht." Erläuterte er.
Takanashi nickte. „Besser ist. Deine Interessenten haben Unmut über dich geäußert."
Ich lächelte. „Dann komme ich immerhin zu Chaerin zurück, wenn mich keiner will."
Er hob die Hand und ließ sie auf mein Gesicht zu schnellen.
Ich wusste mich und Changkyun im richtigen Moment wegzuziehen, sodass Takanashi nach vorne taumelte und sich an der Wand abstützte, vor der ich eben noch mit Changkyun stand.
Über Jinnis Lippen huschte ein schwaches und amüsiertes lächeln.
Soojin strahlte Takanashi schadenfroh an. Die anderen Mädchen, schon lange gebrochen, zeigten keine einzige Regung überhaupt noch ein Lächeln zu kennen.
Chaerin und die anderen beiden würden sich darum kümmern, sie wieder in ihr altes Leben zurückzuführen, zu ihren Familien und Freunden und in die Hände geeigneter Psychologen.
„Heben Sie noch einmal die Hand gegen mich, lass ich Sie Raufasertapete fressen." Drohte ich ihm.
Jetzt hatte ich die Reaktionen der anderen Damen, die mich ängstlich anfunkelten und dann unbeteiligt wegsahen.
„Du kleine Hure wagst es das Wort gegen mich zu..."
Soojin spukte in die Richtung seiner Schuhe und spie ihm etwas auf koreanisch zu.
Kihyun blickte sie aus aufgerissenen Augen an. Takanashi, ähnlich wie bei mir eben, hob die Hand, doch überlegte.
Tat er einer von uns jetzt weh, würde dies unseren Wert gewaltig senken und meinen Hass auf ihn umso mehr schüren.
Auf Jinnis Lippen zückte ein schüchternes Lachen. Soojin dagegen schien ihren ganzen aufbrausenden Charakter über den Tag zusammengesammelt zu haben.
Takanashi hastete zu ihr, doch erinnerte sich ebenfalls an seine Verlüste in Form eines blauen Flecks an einer von uns.
Er fluchte ausgiebig auf japanisch, was Soojin düster auflächeln ließ.
„Ihr werdet sehen, was ihr davon habt." Grummelte er auf koreanisch und gab dann den Befehl uns alle aus dem Gebäude führen zu lassen.
Ich schaffte es mich zu Jinni und Soojin zu schlagen und Changkyun hinter mir her zu ziehen.
„Was war das?" harkte ich amüsiert nach. Soojin zuckte. „Er stirbt eh. Da will ich ihm noch ein bisschen auf die Nerven gehen." Sie straffte die Schultern und stolzierte mit Kiyhun an mir vorbei.
„Ich würde auch gerne wissen, woher das auf einmal kam." Murmelte Changkyun mir zu. Ich schmunzelte und sah zu, wie die anderen Mädchen auf verschiedene Transporter aufgeteilt wurden.
Chaerin stand an einem dieser und winkte uns sechs zu sich.
Erleichtert ein sicheres Gesicht zu sehen, war Jinni die erste, die sich losriss und in ihre Richtung marschierte.
Soojin und ich beobachteten noch einige Momente, wie die anderen Mädchen in die Wagen verschwanden, bevor wir uns zu Chaerin durchrangen.
„Das waren nicht die Outfits, die wir vereinbart hatten." Grimmig inspizierte sie Soojin und mich und untersuchte uns dann mit einem durchleuchtenden Blick auf irgendwelche Spuren, die an uns hinterlassen wurden.
„Von dem Desaster wusste ich." Chaerin deutete auf meinen Zweiteiler und zog die Augenbrauen kraus. „Er hätte dir alles schicken können und er entscheidet sich für einen zerschnittenen Anzug." Es schüttelte sie, als sie sich in ihren Pelzmantel kuschelte und wir in der beißenden Kälte schlotterten.
„Wooyoung hat da mehr geschmack." Sie besah Soojin und dann Jinni.
„Von wem kommt das?" sie zuckte mit den Schultern und auch Jooheon wusste keine Antwort auf Jinnis einpackendes Outfit.
Chaerin rollte nur mit den Augen, dass wir alle an ihrem Plan gemanscht hatten und wies uns einzusteigen.
Takanashi stieß wenig später zu ihr und deutete auf den Wagen, in dem wir drei mit unseren Begleitern saßen.
Wenig später ging er und sie sah ihm hinterher, als würde sie ihn jede Sekunde mit einem ihrer Absatzschuhe abstechen.
Sie stieg ein und nahm neben dem Fahrer Platz.
„Cheonsa, du hast für Aufsehen gesorgt." Bemerkte sie, als wir vom Hinterhof des Hotels fuhren. „Anscheinend ist jeder der Männer, denen du die Seele geraubt hast, heute anwesend."
Wunderbar. Dann wurden sie selbst Zeuge dessen, was geschah, wenn sie sich in die menschlichen Abgründe verirrten.
Ich lächelte verschmitzt und blickte aus dem Fenster. „Ich hatte dennoch gehofft einige von ihnen habe ich genug verschreckt, dass sie mir nicht mehr nahekommen wollen."
Chaerin schüttelte den Kopf. „Sie waren beeindruckt und haben geredet. Heute Mittag war nur wie eine Katalogveranstaltung. Mögliche Interessenten werfen einen Blick darauf, was es gibt. Es werden wesentlich mehr sein, wenn wir gleich ankommen."
Aufregung und Nervosität mischte sich gleichermaßen in mein Gemüt. Das Metall von Seonghwas Geschenk bohrte sich in meinen Rücken, als ich mich anlehnte. Mein Dämon konnte es kaum erwarten ihre Krallen zu wetzen und den Abend ausklingen zu lassen.
Ich dagegen konnte es kaum erwarten Seonghwa wieder zu sehen.
„Ihr habt übrigens alle drei wundervolle Arbeit geleistet. Yeosang und Wooyoung haben über jeden einzelnen der Männer so einiges ausgraben können." Chaerin lächelte stolz in den Rückspiegel.
„Jinni, wenn du an dieser Stelle aussteigen..."
„Nein." Unterbrach sie Chaerin. „Es ist nicht schlimmer, als das, was mir bereits angetan wurde. Ich werde den Rest des Abends auch noch überleben." Erklang sie selbstbestimmt und sich ihrer Sache sicher. „Ich weiß, dass es einer Menge Menschen helfen wird."
Chaerin nickte. „Jooheon, sorg dafür, dass sie unbeschadet aus der Location rauskommt, sollte sie es sich anders überlegen."
Jooheon gab seine Zustimmung.
„Cheonsa, Soojin ihr beide habt ein Auge auf sie. Wenn ihr etwas passiert, mache ich euch alle dafür verantwortlich." Spie Chaerin im strengen Ton.
Stille breitete sich im Wagen aus und lud sich elektrisch auf, je näher wir dem Ziel kamen.
Laut dem Navigationsystem im Wagen wären es noch zehn Minuten.
Chaerin meldete sich an der Stelle wieder zu Wort.
„Cheonsa, an deinen Schuhen sind Dolche verbaut." Ließ sie mich wissen und drehte sich zu mir um.
Ich betrachtete meine schwarzen Highheels und den silberverzierten Absats in Form eines Dolches.
„Genau, den kannst du rauslösen, sobald das Kommando kommt."
Ohne zu überlegen, kam ich ihren Worten nach. Mein Dämon klatschte in die Hände, als sich der Dolch in der Tat aus seiner Scheide am Absatz löste und in einem angenehmen Gewicht in meiner Hand ruhte.
„Woah!" machte Soojin beeindruckt und starrte die Waffe in meiner Hand an.
„Können das meine Schuhe auch?" harkte sie nach. Chaerin schüttelte den Kopf. „Für euch ist nicht vorgesehen handgreiflich zu werden. Sobald alles seinen Gang geht, seid ihr mit den Mädchen in Sicherheit."
Soojin schmollte, Jinni dagegen schien durchaus erleichtert darüber keine Hiebe und Schläge verteilen zu müssen.
„Ich erwarte von euch allen, dass ihr euch in den kommenden Stunden am Riemen reißt." Chaerin sah uns nacheinander an. „Keiner verteilt Löcher in Händen, keiner spuckt jemandem auf die Schuhe." Soojin und ich grinsten uns wissend an.
„Ihr benimmt euch wie die anderen Mädchen. Je mehr ihr auffallt umso mehr ereilt Takanashi der Verdacht, dass etwas mit mir nicht stimmt und ich habe lange daran gearbeitet um diese Chance heute zu bekommen." Chaerin hörte man an, wie viel ihr daran lag, dass ihr der Abend gelang, wie viel ihr daran lag Takanashi ins Abseits zu befördern.
„Warum?" konnte ich mir die Frage nicht erübrigen.
„Du setzt alles auf eine Karte, für was?"
Chaerin sah mich an, als habe ich ihren Modestil angekreidet und drehte sich tonlos wieder nach vorne.
Ich bekam keine Antwort von ihr, wohlmöglich weil es zu tief in ihr privates, vorheriges Leben eingriff.
War sie eines der Mädchen, dass vor Jahren durch seine Hände ging und sie wollte ihre persönliche Rache an ihm nehmen?
„Wenn du in einem Stück den Abend überlebst, denke ich darüber nach dir die Frage zu beantworten." Bat sie mir an.
Ich nickte. „Ich freu mich drauf."

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