I would kill you if I could

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„Wo muss ich hin." Auf dem Weg zum Parkplatz rief ich Hongjoons Nummer zurück.
„Das hat dich aber lange gedauert." Bemerkte er nüchtern.
Ich hielt inne und wartete auf seine Anweisungen, als ich den Autoschlüssel betätigte und einen von Minhos SUVs erwischte.
Bevor ich einstieg, überprüfte ich den Kofferraum und fand eine mit Waffen ausgestattete Sporttasche vor.
Einer der Wagen den Minho wohl oft nutzte, um für Kai unterwegs zu sein und heute einer meiner Vorteile.
„Wooyoung lässt dir die Daten zukommen." Stellte Hongjoon mir durch.
Ich grunzte zustimmend, schmiss den Kofferraum wieder zu und stieg ein.
Das Handy verband ich mit der Freisprechanlage und übertrug die gesendeten GPS-Daten auf das Navi im Wagen.
„Richtest du Yeosang und Wooyoung aus, dass sie nicht an dem Klingelton meines Handys herumspielen sollen?"
Hongjoon lachte leise am anderen Ende. „Wie hätten wir dich sonst erreichen sollen. Es handelt sich um einen Notfall."
„Dafür klingst du zu ruhig." Filterte ich anhand seiner Stimmlage und fuhr vom Parkplatz.
„Es ist nicht meine Art unnötig Panik zu schieben. Das bringt uns alle nicht voran."
„Hast du das deinen Minions auch gesagt, als sie mich neben deinen Anrufen zugespammt haben?" harkte ich nach und zog die Augenbraue hoch.
„Ob sie ruhig bleiben, liegt nicht in meiner Hand." Schob er die Verantwortung von sich.
„Um was für einen Notfall handelt es sich genau." Harkte ich dann nach, dem Smalltalk mit einem von Seonghwas Leuten überdrüssig. Ich wollte nur zurück zum Filmabend und einmal die Idylle genießen, dass alles okay war, dass wir in der Zeit vor meinem Unfall und dem Zusammenstoß mit Seonghwa lebten.
„Wir haben leider nicht viele Fakten." Gab Hongjoon Preis.
„Soojin wurde auf den Fall aufmerksam gemacht. Er hat direkt nichts mit den SSang Young Pa zu tun."
Ich nickte.
Meine Stille sah er als Zeichen an weiter zu reden.
„Es geht um eine Art Sekte die in einem der halb verlassenen Vorstädte leben. Sie haben über Jahre Kinder gekidnappt und in ihren Fängen."
Meine Hände griffen sich im Lenkrad fest.
„Anscheinend für Opfergaben oder ähnliches. Die Polizei sieht nicht ein dem Nachzugehen, weil sie von der Sekte in der Hand gehalten wird. Spenden, Mitglieder in Hohen kreisen, der ganze Kram." Ratterte er herunter.
„Ein Sonderkommando aus Seoul hat sich der Sache aber angenommen und einen ihrer Köpfe überfallen.
Soojin kennt den Kopf des Kommandos. Er hat ihr Bescheid gegeben, dass in einem der Häuser noch Kinder sind. Sie hatten keinen Durchsuchungsbefehl für jenes Haus."
„Und wir sollen die Kinder jetzt da rausholen?"
Das klang komisch. Wenn durch das Sonderkommando ein Haftbefehl vorlag, wieso durchsuchten sie nicht gleich das Haus?
„Wir... im Sinne von uns allen ist da ein bisschen Relativ..." redete Hongjoon um den heißen Brei.
„Bedeutet?"
Eine Weile sagte er nichts.
„Wir agieren in dezimierter Anzahl, sagen wir es so." umschrieb er und lachte Unbehagen durch die Leitung.
„Übrigens finde ich es immer noch durchaus beeindruckend, wie du und Seonghwa es geschafft haben eine ganze Woche Funkstille zu..."
Ich legte auf, bevor ich mir ein Gespräch fernab Hongjoons Professionalität aufhalste und steuerte die angegeben Adresse an.
„Han hat beschlossen mit dem Filmabend zu warten, bis du wieder da bist." Klärte Changbin mich unterwegs auf.
„Und zu Chaerim bist du auch nicht unterwegs." Stellte er schonungslos fest.
„Keine Panik, ich bin auf dem Balkon. Mich hört niemand."
Ich seufzte und bog in die Abzweigung zu den Vorstädten ein.
„Die Guerilla haben angerufen." Gab ich zu.
„Ein Notfall, Kinder in einem verlassenen Gebäude von irgendeiner Sekte."
„Chaerim geht es also gut?" harkte Changbin amüsiert über meine Lüge nach.
„Weiß ich selbst nicht, aber sie hat die Woche mit San verbracht und der trägt sie auf Füßen, also..." ließ ich die Lücke für ihn offen, um sich seinen Teil auszumalen.
„Übrigens war Chan nicht davon begeistert, dass du ihn zurückgelassen hast. Han versucht ihm die ganze Zeit Smalltalk aufzudrücken. Er rennt durch die Wohnung wie eine der Katzen."
Ich gab einen amüsierten Laut von mir. „Seungmin und ich standen kurz davor ihn rauszuschmeißen aber Minho..."
Changbin unterbrach sich. „Hörst du mir überhaupt zu?"
„Mhm." Machte ich und warf einen kurzen Blick aufs Navi.
„Wenn ich dich nerve, kannst du das sagen. Gleiches gilt für..." er unterbrach sich und gab einen angespannten Laut von sich.
„Du nervst nicht, Binnie." Murmelte ich und trommelte auf dem Lenkrad herum.
„Es ist nur..." ich brach ab.
„Ich brauche ein wenig Abstand." Gab ich zu. Ich mochte Changbin, ich war mit ihm fast so dick wie mit Hyunjin. Er hatte mir damals meine Menschlichkeit gerettet, war immer da, wenn es um Angelegenheiten ging mit denen ich nicht zu Hyunjin konnte. Doch jetzt gab es Angelegenheiten, mit denen ich nicht an ihn herantrat.
„Das habe ich vorhin bemerkt ich dachte nur..."
Und das war Changbins Fehler und einer der Gründe weshalb wir nie funktionieren würden. Er dachte zu viel nach, während ich aus Instinkt agierte und dabei über die nächsten Schritte dachte.
„Nimm es mir nicht böse." Das tat er nicht. Dafür waren wir ehrlich genug zueinander.
„Ich versuchs. Pass auf dich auf." Verabschiedete er sich durch die Frequenz und es wurde ruhig.
„Richte Han aus, ihr braucht mit den Filmen nicht zu warten. Ich weiß nicht ob ich überhaupt nochmal zurück komme."
Einer der Transporter der Guerilla parkte unweit von dem Zielhaus entfernt. Ich platzierte den SUV von Minho dahinter, zog die Lederjacke zu und umrundete den Wagen um mir meine Waffen aus dem Kofferraum herauszusuchen.
Ich entschied mich für einen Elektroschocker, ein grobgezacktes Messer und einen halblangen Dolch und steckte diese in meine Jacke. Den Wagen riegelte ich ab und suchte dann nach den Guerilla vor dem Haus.
Zu meiner Überraschung befand sich nur einer am Treffpunkt.
Seonghwa scharrte mit dem Fuß über den Boden im Vorgarten des Gebäudes. Drumherum sah ich niemand anderen.
„Was suchst du hier?" Seonghwas Blick fokussierte sich unter der fahlen Beleuchtung einer Laterne auf mich, als er meine Schritte hörte. Sein elegantes Gesicht verzerrte sich ungemütlich.
„Das gleiche frag ich dich auch." Ich hatte mindestens Hongjoon und einen der Brüder erwartet.
Seonghwa lachte auf und warf den Kopf fassungslos in den Nacken.
Dann zückte er sein altmodisches Walkie-Talkie. „Hongjoon, besorgt mir Unterstützung." Forderte er und besah mich von oben bis unten mit einem Blick, der wollte dass mit der Kopf explodierte.
Ich spiegelte seinen Blick und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Cheonsa ist deine Unterstützung." Kam es trocken aus Seonghwas Technik.
Der starrte das Gerät in seiner Hand an, als habe es eben Flammen gefasst.
„Mehr bekommst du nicht, um die Kinder daraus zu holen. Das ist zusätzlicher Stress."
Seonghwa presste die Lippen aufeinander und fuhr sich durch die zerzausten und dunklen Haare.
Wie Chan trug, er ebenfalls einen klassischen dreiteiligen Anzug, der sich maßgeschneidert an seinen Körper legte. Jene Menschlichkeit war seinem kühlen Erscheinen entwichen. Wie er da so stand, erinnerte er mich an Kai an ganz düsteren Tagen.
„Ihr zwei holt die Kids aus dem Gebäude und das ist ein Befehl, Seonghwa." Schloss Hongjoon die Diskussion, als ahne er das Seonghwa und ich nun von einander weg blickten wie zwei streitenden Kinder.
„Du gibst mir keine Befehle." Brummte ich und besah die Straße.
Nur heruntergekommene alte Häuser reihten sich aneinander. Die meisten mussten von Mitgliedern dieser Sekte bewohnt werden.
Kein Licht brannte, bis auf die wenigen funktionierenden Straßenlaternen.
„Komm." Brummte ich und öffnete das Tor zum Grundstück.
„Ich will bei meinen Leuten sein, bevor du dich dazu entschließt mich umzubringen oder nicht."
Seonghwas Schritte erklangen hinter mir, als ich den Weg zum Eingang entlang schlich.
„Ich hätte nicht viel davon dich umzubringen. Nur der Gedanke daran ist in der Tat tröstlich." Sprach er kühl.
Ich verkniff mir ein aufgebrachtes Seufzen und drückte die Klinke der Haustür, die überraschenderweise sofort aufging und mich in das Innere des Gebäudes führte.
Seonghwa hinter mir schaltete eine Taschenlampe an und erhellte den Gang.
Die Möbel im Flur wirkten alt und abgenutzt.
„Hallo?" Flüsterrief Seonghwa in das Haus hinein.
Ich drehte mich zu ihm um.
„Hast du sie noch alle?" zischte ich ihn an und zückte den Dolch aus meiner Jacke.
Wenn einer dieser Psychopathen noch hier herumgeisterte, wusste er spätestens jetzt dass er und die Kids hier nicht mehr sicher waren.
Doch Ruhe folgte.
Ich hielt den Atem an, als in einen der Räume sah und feststellte, dass hier niemand lauerte.
„Das habe ich mich bei dir auch schon oft gefragt." Bemerkte Seonghwa nonchalant und leuchtete den Raum für mich aus.
An der Tatsache, dass die Möbel hier ebenfalls alt und abgenutzt waren, änderte es nichts.
„Hast du einen Plan von dem Haus bekommen?" harkte ich nach.
Sollten hier wirklich Kinder sein, dann war es viel zu ruhig. Man musste mindestens ein Wimmern hören.
„Ich habe genauso wenig einen Plan, von dem was Hongjoon hier an Land gezogen hat, wie du." Brummte Seonghwa und zog an mir vorbei.
„Ich suche nach einem Kellerzugang, du hältst hier Wache."
Ich zückte mein Handy und aktivierte die Taschenlampe, bevor ich begann das Haus auf eigene Faust zu durchsuchen.
„Vergiss es." Lehnte Seonghwa ab und folgte mir.
„Ich muss deinem Verlobten Rechenschaft leisten, wenn du aus eigener Dummheit vor die Hunde gehst."
Jetzt zischte ich die Luft aus und drehte mich zu ihm um.
Ich hielt so abrupt, dass er beinahe in mich reinlief.
„Nenn ihn nicht so." Ich ballte meine Hand zur Faust und spürte die Dornen des Rings in meinen Finger drücken.
„Wie denn dann? Betthäschen, nächtlicher Kuschelpartner..."
Seonghwa verstummte mit eisiger Mine als ich meinen Dolch zückte und ihn warnend hochhielt.
„Du hast kein Recht sowas auch nur zu denken." Fauchte ich. „Dein Verhalten ist unter aller Würde für deinen Job."
Seonghwa verzog angewidert von mir sein Gesicht und druckste schulterzuckend. „Ich wusste gar nicht, dass es diesen Begriff in meinem Job überhaupt gibt."
Er lehnte sich gegen eine alte Garderobe im Flur und so wie er gegen lehnte flogen Staubwolken von ihr ab.
Ich hielt inne, um nicht näher an ihn heranzugehen. Im selben Augenblick drehte ich mich um und lief in den Raum zurück, aus dem wir eben kamen.
„Würde rennt vor mir genauso weg, wie du eben!" rief Seonghwa mir noch hinterher.
Ich leuchtete mit meiner Handytaschenlampe das Wohnzimmer ab und lief zum Stubentisch.
Er war staubbedeckt. Ich fuhr mit dem Finger drüber.
Die Menge an Staub, die sich da ansammelte, kam nicht von einem Tag Abwesenheit im Gebäude.
Draußen vor den Fenstern sah ich eine Gestalt langziehen.
„Seonghwa!" flüsterrief ich ihn. Doch der Herr zeigte keinerlei Reaktion.
Ich schaltete meine Taschenlampe sofort aus und brachte den Dolch in meiner anderen Hand in Position, für den Fall dass der Eindringling durch den Vordereingang kam.
„Seonghwa!" rief ich einen Ton lauter und sah mich nach ihm um.
Er tauchte im Türrahmen auf und hielt mir den Leuchtschwall seiner Lampe direkt in die Augen.
Ich kniff sie zu.
„Sag mal spinnst du?" fluchte ich und sah aus dem Licht weg.
„Wir müssen hier raus, jemand kommt hier her!"
Seonghwa blieb einen Moment ruhig, während ich hörte. Wie sich das Schloss im Vordereingang drehte.
„Scheiße." Fluchte ich und zog aus dem Zimmer und an ihm Vorbei durch den Flur.
Das war eine Falle!
Mein Herzschlag verdreifachte sich mit der Erkenntnis was uns drohte, wenn man uns hier fand. Unter welchem Vorwand man uns hier hergelockt hatte.
Hongjoon hatte uns in eine Falle laufen lassen!
Ich griff Seonghwa im Vorbeigehen an seiner Schulter und zog ihn mit mir zur anderen Seite des Hauses. Wortlos ließ er sich mitziehen und vertraute immerhin noch meinem Instinkt.
In der anderen Seite des Hauses befand sich eine offenen Küche mit einem Hinterausgang.
Vor den Fenstern hier zogen ebenfalls schwarze gestalten entlang.
Seonghwa schaltete seine Taschenlampe aus.
Ich raste. Blind vor Panik und dem anstehenden Gefecht auf die Tür zu.
Sie war abgeschlossen.
„Verdammt." Fluchte ich.
„Was soll das?" Seonghwa versuchte ebenfalls den Hinterausgang zu öffnen und stieß mich unsanft zur Seite.
Er konnte von Glück reden, dass mein Dolch ihm nichts tat.
„Etwas stimmt nicht."
Für eine Falle kam es mir zu harmlos vor, zu groß.
Sollte wer auch immer uns wirklich auffliegen lassen, würde er sich keine Sekte als Vorwand suchen.
Zudem... der Staub, die Ruhe im Haus.
„Wir sind eingeschlossen in einem Sektenviertel, in einem Haus voller schwerverletzter Kinder, natürlich stimmt etwas nicht!" Seonghwa riss noch immer an der Klinke herum. Dann machte er kehrt und stieß aus dem Raum.
Ich aktivierte meine Handylampe wieder. Die Gestalten waren weg.
Mein Blick glitt durch die Küche. Auch hier war alles staubig, langzeitstaubig. Nichts deutet auf Kinder hin. Keine Spielzeuge, keine Windeln, nichts.
Auch wenn die Kinder hier nicht unter guten Umständen lebten, hätte es Zeichen geben müssen.
„Auch abgesperrt!" spie Seonghwa vom Vordereingang durch das Haus.
Wenig später schrie er vor Schmerzen auf.
„Die Fenster sind kugelsicher!" weitere unheilige Schmerzensflüche folgten.
Das heißt, dass es auch durch diese keinen Ausweg gab.
Ich spitzte die Ohren und meine meine Aufmerksamkeit auf die Außenseite des Hauses.
Keine Stimmen waren zu hören.
Die Herrschaften mussten sich lautlos verständigen. Wenn sie der Sekte angehörten, dann hatten sie sicherlich ihre eigene Sprache.
Ich schloss die Augen, in der Hoffnung mehr zu hören, wenn ich durch die ramponierte Küche um mich nicht abgelenkt wurde. Nur ein leises Surren.
Ein Surren, welches nicht in dieses Haus passte.
Ich riss die Augen auf und suchte nach Seonghwa, der im Licht seiner Taschenlampe auf dem verstaubten Sofa saß und sich die Hand hielt.
„Verdammte scheiße." Fluchte er immer und immer wieder.
„Will ich wissen, wie du herausgefunden hast, dass die Fenster nicht nachgeben werden?" ich zog die Augenbraue hoch und musterte sein Handgelenk.
Er versteckte es in dem er die Hand an sich drückte und äffte mich unreif nach.
Na super.
Das Surren hörte ich in der Wohnstube ebenfalls.
Ich ließ den verletzten Seonghwa auf dem Sofa links liegen und lief zu der Standlampe neben dem veralteten Röhrenfernseher. Mit dem Fuß betätigte ich den Schalter am Boden und die Lampe sprang an.
„Spinnst du? Mach die Lampe aus!" fuhr er mich an und sprang auf die Beine, zu schnell für seine in Mitleidenschaft gerissene Handknoche.
„Sie wissen eh schon, dass wir hier sind." Ich ließ das Licht an und streifte durch den Rest des Hauses.
Kein Keller. In jedem Raum funktionierte das Licht. In der Küche sogar der ungewöhnlich neumodische Gasherd. Kaum ein Klecks Staub befand sich auf ihm oder dem grauen Kühlschrank.
Jemand wollte, dass wir hier herkamen.
Von Kindern war hier keine Spur.
„Die Gebäude haben während dem Koreakrieg die amerikanischen Soldaten beherbergt." Erklärte ich Seonghwa nebenbei, als ich meinen Streifzug beendete.
„Sie wollten in keinen Hanoks wohnen und so wurden diese Häuser für sie gebaut."
Seonghwa besah mich, als habe ich den Verstand verloren.
„Wie kann uns das Helfen, hier rauszukommen?" schnauzte er.
„Sag mal teilt ihr alle euch eine Hirnzelle bei den Guerillas?"
So dumm konnte selbst er nicht sein.
„Die Gegend ist verlassen, weil niemand hier leben will. So fernab von der Stadt, in so koreanischunkonventionellen Häusern."
Ich knipste das Licht in der Wohnstube an.
Uns würde hier nichts passieren.
„Keine Sekte in Korea würde sich je an einen solchen Ort verziehen."
Seonghwa versuchte Kontakt zu seiner Hirnzelle aufzunehmen, doch scheiterte.
„Die Sekten in unserem Land zielen auf Tradition ab, dieses Haus steht dagegen. Wer auch immer euch diesen Auftrag gegeben hat, wer ihn an die Queencards gegeben hat, hat uns in einen Hinterhalt gelockt, aber in keinem Fall zu bedrohten Kids."
Seonghwa starrte besinnungslos auf seine Hand.
„Außerdem gibt es hier Strom. Die Fenster, der Herd und der Kühlschrank wurden als einziges ausgetauscht. Hier hat seit Ewigkeiten keiner mehr gelebt, Seonghwa."
Er griff mit seiner gesunden Hand nach dem Walkie Talkie und aktivierte es.
„Irgendjemand wollte, dass wir hier her finden. Irgendjemand hat diesen Ort für uns vorbereitet und hat einen verdammt schlechten Job geleistet."
Ich griff nach meinem Funker und versuchte Changbin zu erreichen.
Stumpfes Knistern folgte.
Ich versuchte es auf Hyunjins Frequenz, auf jeder von den Jungs, sogar auf Chans.
In den Wänden verbarg sich ein Störsender.
„Hongjoon?" sprach Seonghwa in seine Technik.
„Wooyoung?"
„Yeosang? Irgendjemand?" harkte er nacheinander in den Sprechfunk, doch wurde mit Schweigen begrüßt.
Seonghwa sprang in einem Rappel mit einem aufgebrachten Schrei auf die Beine, bereit das Walkie-Talkie frustgeballt auf den Boden zu schmeißen.
„Sie können nichts dafür. Ich kann meine Leute auch nicht erreichen." Bemerkte ich.
„In den Wänden sind Störsender. Wir kommen hier nicht raus und erreichen auch keinen."
Ich sah zu Seonghwa. Seine Augen brodelten beinahe über, als ihm die Eingebung kam, dass wir mächtig in der Tinte steckten.
„Wir müssen hier raus, wenn sie uns erwischen, dann..."
Wenn wir wüssten, wer sie waren... Ich wusste nicht, ob es das besser oder schlimmer machte, nicht zu wissen, wer uns hier hin geführt hatte.
Seonghwa steckte sein Walkie-Talkie weg und begann mechanisch jeden der Schränke, jeden der Schubladen zu durchsuchen.
Ich ließ mich auf dem Sofa nieder.
„WIE KANNST DU SO RUHIG BLEIBEN?" ging er mich an und kam auf mich zu gerast, als er sah wie ich die Beine übereinander schlug und ihn beobachtete.
Ich zuckte zusammen, doch hielt seinem Blick stand. Seine Augen nahmen einen glasigen Schimmer an.
Sein ganzer Körper zitterte, er atmete schnell, zu schnell.
Seonghwa bekam es mit echter Angst zu tun. Er war es nicht gewohnt im Käfig zu sitzen.
„Wir können eh nicht viel machen. Unser Aufenthalt hier wurde geplant." Ich zuckte mit den Schultern.
„Jemand wird uns abholen kommen." Ich spielte mit dem Dolch in meiner Hand und schliff ihn durch den Stoff des Sofas ins Polster rein.
„Dann werden wir uns freischlagen."
„Das ist dein Plan?" harkte er nach und riss die Augen auf wie ein Wahnsinniger.
„Hier herumzusitzen, bis sie uns holen kommen?"
Ich fasste seinen Blick und nickte in aller Ruhe.
Er hatte mich mehrmals von meinen Anfällen losgelöst, jetzt lag es an mir einen Mechanismus zu finden, wie ich ihn wieder auf den Boden der Tatsachen brachte.
„Hongjoon!" schrie Seonghwa einen weiteren Kontaktversuch durch sein Walkie-Talkie.
„Die große Cheonsa hat keinen Plan, außer herumzusitzen und abzuwarten." Schmetterte er mir nun vorwurfsvoll entgegen und lachte bitterlich auf.
„Hat dir dein lieber Verlobter nie gezeigt, was in so einer Situation zu machen ist oder wart ihr zu beschäftigt euch besinnungslos zu vö..."
Das brachte mich dazu, dass meine Leitungen durchschmorrten. Ich pfiff auf jeden Beruhigungsmechanismus bei Seonghwa und sprang auf die Beine, packte Seonghwa am Hals und schmetterte ihn gegen die nächstgelegene Wand.
„Halt deinen Mund!" fuhr ich ihn an.
In seinen Augen lag nun nichts Ehrfürchtiges vor meinem Dämon, keine Bewunderung oder Freude ihn erweckt zu haben nein.
Seiner blickte mir unerschüttert von oben herab zurück.
„Du hast keine Ahnung, Seonghwa. Von nichts aus meinem Leben!" führte ich ihn vor.
„Du glaubst mich zu kennen, von dem was dir erzählt wurde, was Chaerim weiß, was dir vor diesem Job von Kai an die Hand gegeben wurde, aber du weißt nichts!"
Ich drückte zu, ganz leicht, mit beiden Händen.
Der Puls unter meinen Fingerspitzen begann zu Rasen.
„Ich habe gekämpft, um heute hier zu stehen und ein Leben zu haben. Kai hat diesen Kampf für eine Weile mitbestritten. Etwas was er euch wohl nie gesagt hat, weil sein Arsch zu voll von Stolz für sich selbst und Verachtung für mich ist."
Ich schob mein Knie zwischen seine Beine und drückte es ungemütlich gegen seine Mitte.
Einer von uns würde dieses Gebäude nicht lebend verlassen.
„Ich lasse mir diesen Kampf nicht von jemanden aus seinen Reihen niederreden. Ich lasse mich nicht von einem verwöhnten und gefürchteten Schoßhund der Guerilla beleidigen."
Ich drückte fester zu und sah, wie Seonghwa nach Luft japste, wie ein bettelnder Köter.
Mein Dämon bleckte sich die Zähne, recht so. Schien sie zu sagen wollen.
„Seonghwa? Was ist los? Hongjoon hier." Die Stimme aus dem Walkie Talkie, dass er fallen gelassen hatte, ließ mich aufzucken.
Der Moment meiner Unachtsamkeit kostete mich meine Überhand gegenüber Seonghwa. Der reagierte, befreite sich aus meinem Würgegriff, duckte sich unter, griff nach seiner Technik und riss mich mit einem gekonnten Kick von den Füßen.
„Der Auftrag war eine Falle." Ohne auch nur außer Atem zu klingen, pinnte er meine Arme mit dem Unterarm seiner verletzten Hand unbequem über meinen Kopf und kam mir mit seinem Gesicht unangenehm nahe.
„Wie das? Soojins Leute haben die Fakten bestätigt." Erklang Hongjoon gefasst und ruhig. Im Hintergrund folgte unruhiges Gemurmel.
Ich wandte mich unter Seonghwa, versucht schnellstmöglich aus seinem Griff zu kommen, während er für den Moment des Gesprächs mit Hongjoon noch über sich selbst verfügte.
„Die Innenausstattung passt mit dem Zeitgeschehen nicht. Hier sind keine Kinder, wir wurden von irgendwelchen Leuten eingeschlossen."
Ruhe folgte, in der Seonghwa mich warnend ansah.
Ich spukte ihn an. Er konnte mich mal.
Nach der Ruhe auf Hongjoon Seite folgte lachen. Tiefes, ausgeglichenes Lachen.

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