Meine Augen weiteten sich überrascht und Ardians Lächeln wurde noch einen Tick breiter.
"Was hast du gesagt?", fragte ich hoffnungsvoll und wedelte mit den Händen den Rauch von meiner Nase weg.
"Wir fahren in den Urlaub. So, jetzt reich mal deinen Rucksack raus, klemm' dir deine Kissen unter den Arm und komm mit." Ehe ich die Bedeutung seiner Wörter überhaupt begriffen hat, war er in mein Zimmer marschiert, warf mich kichernd mit Kissen ab (und mit einer Strickjacke) und kletterte dann mit meinem nicht allzu leichten Rucksack auf das Dach.
"Ist da nicht noch Seife drauf?", rief ich besorgt, machte aber das Licht in meinem Zimmer aus, zog die Balkontür hinter mir zu und wischte über die ersten Ziegel. Ja, die Seife war noch da.
"Du musst nur vorsichtig sein", informierte Ardian, der schon wieder wo ganz anders war. Ich zog mir die Strickjacke über und betrat vorsichtig das Dach.
"Ein bisschen nach rechts... nein, die ist rutschig. Da steckt ein Muster hinter, du Dummerchen. Kletter' doch mal vernünftig." Als ich schweißgebadet auf Ardians Balkon landete, begann er zu lachen. In dieser Situation wusste ich nicht warum. Ich zitterte am ganzen Körper. Gott, ein falscher Schritt und ich hätte schlitternd in die Tiefe fallen können. Brauchte Ardian diesen Nervenkitzel? Fand er das wirklich lustig? Gut, es war nichts passiert, aber reintheoretisch hätten wir sterben können.
"Du... Delilah, du bist so dumm. Als ob da noch was drauf wäre. Aber du warst sehr... elegant." Er kicherte, schmiss mir den Rucksack vor die Füße und während ich ihn einfach nur böse anstarrte, spazierte er aus der Wohnung. Ich hatte das für einen Scherz gehalten. Er war vor meinen Augen die Treppen runter und aus der Wohnung raus gelaufen, aber ich hielt das noch immer für einen Scherz. Ihr habt gerade gesehen, was für einen kuriosen Geschmack Ardian für Streiche hat. Mein Misstrauen war also durchaus berechtigt. Doch egal, wohin Ardian wollte, er war Ardian und ich würde ihm folgen.
Ihr könnt euch meinen Gesichtsausdruck vorstellen, als ich einen Ford vor der Wohnungstür stehen sah. Ein Cabrio mit Felix am Steuer, Josi wie sie Ardian half, das Gepäck einzuladen und Simon, der um Felix herumtänzelte und den CO2 Ausstoß des Autos bemängelte. Als er mich sah, nahm er mir hilfsbereit den Rucksack ab und machte mit seinen Beschwerden bei Josi weiter. Ich ging zu Felix.
"Was soll das? Ich dachte, wir fahren erst morgen los. Weiß meine Mutter davon?" Felix wollte zu einer Antwort ansetzen, aber mir wurde von hinten ein Finger auf den Mund gelegt. Felix seufzte und ließ den Motor aufheulen.
"Delilah. Weniger denken, mehr einsteigen." Ich machte kein Geräusch, als er mich hochhob und unsanft auf die hintere Bank fallen ließ. Man könnte meinen Zustand als Schockstarre beschreiben. Er kletterte geschmeidig neben mich und kramte aus dem kleineren Rucksack vier Schnapsgläser.
"Für dich Feigling?" Ich mochte Feigling. Ich mochte Feigling wirklich. Aber ich konnte mich nun mal wirklich noch nicht zu Bewegungen durchringen. Aber mir wurde trotzdem das kleine Glas und der Feigling in die Hand gedrückt. Ich starrte starr geradeaus. Meine Mutter würde mich umbringen. Wo war mein Handy? Ach ja. Ganz unten in meinem Rucksack. Das waren ja tolle Aussichten. Es war mitten in der Nacht, ich wurde langsam müde, sollte mich jetzt betrinken und musste jetzt neben Ardian sitzen bleiben.
"Auf uns", sagte Felix und hob sein Glas.
"Am Steuer darf man nicht trinken", sagte Josi und hob ihr Glas.
"Carpe Diem", sagte Ardian und drehte mir mit der einen Hand den Feigling auf, während er mit der anderen sein Glas hob.
"Scheiße", sagte ich und kippte mir den Feigling hinter. Dann heulte der Motor auf und wir schossen in die Nacht davon.
Naja. "Schossen" war nicht wirklich passend. Wir fuhren sehr schnell die Straßen entlang und bogen dann ab. Und noch mal. Wir kurvten durch ganz Köln und es verging mindestens eine halbe Stunde, bis wir es auf eine Autobahn geschafft hatten. Dann ging es los. Ich saß zitternd neben Ardian und hatte es noch nicht mal geschafft, mich anzuschnallen, während Ardian halb bei Felix und Josi auf dem Schoß saß und lauthals Musikwünsche äußerte. Und Gott, war der abgehoben. Es hieß nur, DFA hier, DFA da. Und dass DFA seine Band war, hatte ich schon verstanden. Er hörte nichts anderes.
"Ich sollte meine Mutter anrufen", hauchte ich und sofort ließ Ardian sich wieder neben mich fallen.
"Trink noch was und dann wird bald alles besser." Er hielt mir eine Flasche Saurer Apfel unter die Nase. Ich begann mich zu fragen, ob er mich nicht schon länger verfolgte und während der letzten Jahre ausführlich meine Trinkgewohnheiten studiert hatte. Ich liebte Saurer Apfel.
Und es wurde nicht alles besser. Felix machte DFA an, Josi schlief ein, der Wind zerstörte unsere Haare, manchmal rauschten ein paar Autos an uns vorbei. Der Motor dröhnte. Über uns war der Nachthimmel, ich schlief ein.
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Die Essenspause habt ihr geschafft, ab jetzt geht es hoffentlich schneller ;)
LG Küken

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Ardian Bora. | Ardy
FanfictionDelilah hat gerade ein Auslandsjahr in Frankreich hinter sich. Aber anstatt in ihre Heimatstadt Leipzig zurück zu kehren, muss sie nach Köln. Denn ihre Eltern haben sich getrennt und aus fragwürdigen Gründen entschieden, dass sie muss zu ihrer Mutte...