2.1 ~ Entweder oder

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100,000,000 Euro oder die wahre Liebe?

Schon allein mir so eine Frage zu stellen - damit hatte sie mich ja schön drangekriegt. Ich meine, was ist denn das bitte für eine Wahl? Da bist du doch von vorherein so oder so die Gearschte, egal wie du dich entscheidest Nimmst du das Geld, ziehst du haufenweise falsche Freunde an, und – und beschließt du, dass Herz Trumpf ist, entpuppt sich der Traumprinz womöglich als Rohrkrepierer. Na, Mahlzeit; aber wenn Ella das Spielchen mit mir unbedingt spielen wollte – bitte schön. Also stieg ich in das Szenario ein, gönnte mir aber vorher noch ein extra großes Stück von der berühmten Mokkatorte. Dass ich das letzte Stück ergatterte, schrieb ich meinem unbeschreiblichen Glück zu – nicht ganz so wohlgesonnen war mir jedoch Fortuna bei unserer Spielerunde.

„Lass mich mal nachdenken", zog ich meinen Einsatz in die Länge, um Zeit zu gewinnen. „Geld oder Liebe... Liebe oder Geld.... Eine solche Entscheidung will wohlüberlegt sein ", ließ ich zwischen zwei Bissen hören, während ich andächtig weiterkaute, obwohl ich ganz genau wusste, dass Ella so eine Umstandskrämerei fast jedes Mal auf die Palme brachte. Irgendwie tat sie mir ja schon leid, wie sie von mir auf die Folter gespannt wurde, also riss ich mich zusammen und spann den Faden weiter.

„Also gut, stell dir vor, ich nehme die Kohle. Was würde ich damit tun?"

Ja, gute Frage, in Gedanken hatte ich schon so oft mit dem Gedanken gespielt, was ich tun würde, wenn es mir gelänge, den Lottojackpot zu knacken. Nur waren da höchstens 40 Millionen drin gewesen. Das allein ist ja schon eine ordentliche Hausnummer und im Prinzip viel zu hoch, wenn ich an meinem Lebensstil nichts ändern möchte. Eine dieser nagelneuen Penthousewohnungen hoch oben in einem dieser neuen „Wohntürme" mitten in New York? Da reicht nicht mal der Jackpot – mit hundert Millionen wäre das ein Klacks. Aber ganz ehrlich: Was will ich damit? Dann doch lieber einen Teil für wohltätige Zwecke beiseite legen und ein weiteres Stück vom Kuchen Freunden und Familie zukommen lassen.

„O komm, Jess, streng dich an. Jetzt hast du immer noch 50 Millionen. Du willst mir doch nicht weismachen, dass du die Kohle lieber im Tresor Staub ansetzen lässt?"

Natürlich nicht, ha ha. Selbstverständlich würde ich mir den ein oder anderen Luxus gönnen. Ich hatte meine Pläne, mir den Traum von einer eigenen Whiskydestillerie zu erfüllen, in Gedanken noch nicht vollständig ausgearbeitet, da grätschte Ella erneut dazwischen. Tolles Spiel!

„Ha, wusste ich's doch! Ja, hau mal richtig auf den Putz. Erst 'ne schöne ausgedehnte Shoppingtour mit den Mädels. Und dann lassen wir es in unseren neuen, sexy Fummeln im Club so richtig krachen..."

Hallo?!! Shopping... sexy Fummel... es richtig krachen lassen... gleich würde sie mir damit kommen, dass das doch der perfekte Auftakt zu einer heißen Nacht für mich wäre. Halt! Stop! Erstens war das nicht ich und zweitens zeigte meine beste Freundin plötzlich Seiten, die ich bisher noch nicht kannte. Aber ich wusste neuerdings ja so vieles nicht.

Plötzlich bereute ich es, nach dem Jackpot gegriffen zu haben.

Alles nochmal auf Anfang, seufzte ich innerlich und wollte mich schon räuspern, um Ella in ihrer Euphorie zu bremsen, da kam mir eine Idee – war mir doch mit einem Mal aufgegangen, dass sie mir mit ihrer Begeisterung über die schlangestehenden heißen Typen im Club soeben die perfekte Steilvorlage geliefert hatte.

„So so... etwa so heiß wie der, den du dir da unten in Australien geangelt hast?"

Seinen Namen nannte ich mit voller Absicht nicht und machte eine Kunstpause, bevor ich weiterstichelte, obwohl ich mich alles andere als fair verhielt. So richtig wohl war mir nicht bei dieser schlecht verhüllten Manipulation. Vermutlich kam ich wie eine eifersüchtige, frustrierte Zicke rüber, die Ella für eine komplette Flirtlegasthenikerin hielt – oder, noch schlimmer, ihr das noch frische Glück nicht gönnte.

„Ich wüsste nur zu gerne, wie du dieses Kunststück fertig gebracht hast..."

Den Rest des Satzes ließ ich unausgesprochen in der Luft hängen. Doch der erhoffte Erfolg wollte sich nicht einstellen, denn anstatt mir zu erzählen, wie sie ihren schnuckeligen Surferboy kennengelernt hatte, schnitt sie mir das Wort ab und schaute mich mit einem an mitleidige Verachtung grenzenden Blick an, dass mir trotz der muckeligen Wärme in der Mokkaschnitte ein kalter Hauch den Rücken hinunterlief.

„Das ist so typisch Jess. Keiner ist dir gut genug. Kein Wunder, dass deine Dates ein Haufen Reinfälle sind..."

Äh, was? Diese Wendung hatte ich so nicht kommen sehen, und mir gefiel die Richtung, in die dieser Mädelsabend ging, überhaupt nicht.

„... an deiner Stelle würde ich ja mal meine Ansprüche runterschrauben und an meiner Einstellung arbeiten!"

Jetzt war genau das eingetroffen, was ich schon am Anfang befürchtet hatte: Jetzt war ich wirklich die Gearschte.

„Wenn du so weitermachst, wirst du nie jemanden finden."

Mit einem knappen „Denk an meine Worte" erhob sie sich abrupt, warf einen Zwanziger auf den Tisch und ließ mich verblüfft am Tisch sitzen. So schnell, wie sie das Café verließ, konnte ich ihr nur noch sprachlos hinterherstarren, bevor mir dämmerte, dass meine Taktik wohl gründlich in die Hose gegangen war.


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Falsche Taktik, wirklich? Oder doch wohl eher selbsterfüllende Prophezeihung?

Hätte mir jemand gesagt, dass ich an diesem lauen Frühlingsabend zusammen mit zwei weiteren Kandidatinnen zu den Alster-Studios gekarrt werde, ich hätte ihm den Vogel gezeigt und erwidert, für wie lächerlich ich diesen Gedanken halte. Inzwischen tendiere ich eher zum Zweiten.

Denk an meine Worte...

Nichts anderes tue ich, seit mir diese Vor- äh, Einladung vorgelesen und in die Hand gedrückt wurde: Geld oder Liebe... Der Dating Pool... die Jubiläumsausgabe...

Wie sind wir nur wieder in eine solche Situation geraten?


A/N: Wie ihr an der Überschrift sicherlich schon gesehen habt, befinden wir uns, was die Schreibprompts angeht, bereits im Februar - und bestimmt habt ihr schon herausgefunden, mit welchem Vorschlag ich weitergemacht habe

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A/N: Wie ihr an der Überschrift sicherlich schon gesehen habt, befinden wir uns, was die Schreibprompts angeht, bereits im Februar - und bestimmt habt ihr schon herausgefunden, mit welchem Vorschlag ich weitergemacht habe. Aber keine Angst, es kommen noch ein paar.

Geld oder Liebe : Der Dating-PoolWhere stories live. Discover now