Kapitel 7: Der einzige Weg, Versuchung loszuwerden, ist ihr nachzugeben

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Der einzige Weg, Versuchung loszuwerden, ist ihr nachzugeben

- Oscar Wilde



Raphaels Worte klangen noch zu deutlich in meinen Ohren nach, während ich die Straßen entlang hastete

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Raphaels Worte klangen noch zu deutlich in meinen Ohren nach, während ich die Straßen entlang hastete. Die Schatten der untergehenden Sonne waren so verzerrt, dass sie in meiner Vorstellung wie lange, schwarze Finger nach mir griffen, um mich endgültig zu verschlingen.

Statt warm und beruhigend zu wirken, kamen mir die letzten abendlichen Sonnenstrahlen eher wie die bedrohlichen Vorboten dessen vor, was in der Dunkelheit der einbrechenden Nacht auf mich lauerte.

Wenn Ihr nicht auf mich hört, Priesterin, werden sie auf Euch Jagd machen.

Einbildung. Es passierte nur in meiner Einbildung, es musste einfach.

Es gibt wesentlich schlimmere Kreaturen, als mich.

Ich beschleunigte meine Schritte und verfiel fast in einen kleinen Trott.

So wie ich Euch finden konnte, können dies auch andere.

Ich war wie vom Teufel besessen aus dem Atelier gestürmt, hatte Raphael und seine unheimliche Botschaft zurückgelassen, ohne mehr zurückzuschauen. Doch meine Sinne waren in Alarmbereitschaft, als wäre ich längst dem Verfolgungswahn verfallen.

Es werden noch andere kommen.

Mir blieb fast das Herz stehen, als neben mir eine Taube aufflog, ihre Flügelschläge schrill und pfeifend.

Da war dieses Gefühl in mir, dass mir sagte, ich wäre irgendwann in den letzten vierundzwanzig Stunden von meinem geraden Weg falsch abgebogen; ein Gefühl, das mir zuschrie, dass ich am Rand stand, nur darauf wartend, dass mich jemand stoßen würde.

Was war bloß geschehen?

Wer hatte mir ins Steuer gegriffen, sodass ich zielsicher auf etwas zuhielt, dass sich verdammt nach meinem eigenen Verderben anfühlte?

Ich bog um eine Ecke. Es war nicht mehr weit bis in den Salon , die schicke kleine Weinbar, in der ich neben dem Studium jobbte. Doch für meinen Geschmack waren die Straßen und Gassen, die mich von meinem Ziel trennten, ungewohnt leer und gerade zu beängstigend still.

Sehnsuchtsvoll dachte ich an mein Bett, das auf mich wartete, sobald dieser viel zu lange Tag enden würde. Es rief lockend nach mir, mit dem Versprechen, mich von dem zum Leben erwachten Albtraum zu erlösen. Wenn ich morgen früh die Augen öffnete, da war ich mir sicher, wäre alles vergessen.

Aus den Augenwinkeln vernahm ich eine Bewegung und lief nun noch schneller. Das Gefühl verfolgt zu werden, hielt schon an, seit ich nach Raphaels unheilvollen Worten das Atelier verlassen hatte.

Da war etwas, in den Schatten neben mir, ich war mir so sicher. Es bewegte sich im gleichen Tempo wie ich, doch jedes Mal, wenn ich leicht meinen Kopf in die Richtung wandte, verschwand es aus meinem Sichtfeld.

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⏰ Last updated: Feb 23 ⏰

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