𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 11

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Carla lag auf ihrer Couch.

Sie fühlte sich nicht besser. Ihre Freundin Leni hatte ihr geraten, es umstandslos zu vergessen. Ihn zu vergessen.

Wenn das doch nur so einfach wäre.

Menschen empfehlen einem etwas, aber wissen im Grunde nicht, wie dieses Gefühl ist jemanden auf solch eine Art und Weise zu vermissen.

Carla konnte Dag nicht kurzerhand wegwischen, als wäre er nichts weiter als nur ein Name auf einer Tafel gewesen. Er war unter ihre Haut gegangen. Und allein deshalb vermisste sie seine Nähe. Seine Wärme. Sein Lachen. Seine Albernheiten. Einfach alles.

Sie fühlte sich so ... alleine.

Leni hatte vorgeschlagen, sie sollten weggehen. Ein wenig Alkohol. Ein bisschen Tanzen. Ein kleiner Flirt ... und all ihre Sorgen würden sich in Luft auflösen.

Klar doch.

Carla hatte keine Lust, ihre Sorgen in Alkohol zu ertränken. Geschweige denn zu tanzen. Und noch weniger auf irgendeinen belanglosen Flirt.

Ihr war klar, dass sie im Grunde keine Probleme hatte, auf einen Typen interessant zu wirken. Sie wurde oft angesprochen. Um ein Date gebeten. Und und und ...

Doch das wollte sie nicht.

Sie wollte keinen anderen. Mit Dag war alles anders gewesen. So viel besser. Er war erfahren und ... sah gut aus ... er brachte sie zum Lachen. Carla fühlte sich einfach nur wohl in seiner Nähe ... in seinen Armen.

Leni wollte später dennoch vorbeikommen. Irgendwie war sie nicht gerade erpicht darauf, aber absagen konnte sie nicht, denn darin war ihre Freundin eisern.

Es lag im Bereich des Möglichen, das sie anders reden würde, wenn sie Dag kennengelernt hätte. Doch ... Carla hatte niemanden den süßen Lockenkopf vorgestellt. Wie auch? Es war ja nichts Offizielles zwischen ihnen gewesen.

Sie war lediglich als sein schmutziges kleines Geheimnis aufgetreten, und vielleicht ... musste sie es doch langsam einsehen, dass nie mehr daraus werden würde.

Die Angst das er gerade bei seiner Frau war und eventuell alles versuchte, um diese Ehe zu retten, tat ihr in der Seele weh.

Sie lag hier ... einsam und alleine ... vermisste ihn schmerzlich ... und er, dachte möglicherweise gerade gar nicht an sie.

Das sie ihn belogen hatte, was die nicht vorhandene Schwangerschaft betraf, fand Leni keineswegs gut. Carla empfand es ja selber als Fehler, aber in dem Moment sah sie dies als einzigen Ausweg an, um weiterhin mit ihm im Kontakt zu bleiben. Um nicht aus seinem Leben zu verschwinden.

Sie blickte sich um.

Genützt hatte es anscheinend nichts, denn sie war allein. Unsichtbar.

Ihr Handy gab einen Ton von sich und sie schüttelte den Kopf. Bestimmt war das Leni, die ihr sagen wollte, wann sie in etwa käme.

Carla hatte keine Lust, sich nun zu strecken, um an ihr iPhone zu gelangen.

Wäre sie ihm bei allem, was recht ist nie begegnet ... oder hätte wenigstens früh genug die Reißleine gezogen.

Aber ... hatte sie diesbezüglich je eine Chance gehabt? Irgendwie war sie ihm doch sofort verfallen. Dieser süße Blick, als er immer wieder herübergeschaut hatte, als sie im Eiscafé saßen. Sie musste ihn einfach kennenlernen.

Und bereute es im Endeffekt auch nicht.

Sie atmete tief ein und streckte sich nun doch nach ihrem Handy, um die eben angekommene Nachricht lesen zu können.

- Hey. Was machst du?

Ihr Herz pochte wie verrückt.

Es war Dag.

Eilig setzte sie sich auf. Was sollte sie antworten? Sie wollte nicht als ... die bettelnde Affäre gelten, die sich nach ihm sehnte. Carla wollte ihn keineswegs verschrecken.

- Nichts. Liege auf der Couch. Und du?

Er antworte sofort.

- So ähnlich.

Carla überlegte, was sie nun schreiben könnte, um das Gespräch nicht ... einschlafen zu lassen, doch bemerkte auf Anhieb, das Dag weiterschrieb.

- Kann ich vorbeikommen? Einfach nur so.

Das Pochen in ihrer Brust verstärkte sich, sowie dieses schöne Gefühl in ihrer Magengegend, was er generell in ihr auslöste.

So schnell sie konnte, öffnete sie eine App und überlegte auch nicht lange, was er gerne aß. Sie hatten schließlich schon oft gemeinsam eine Mahlzeit beordert, und somit kannte Carla genau ... seinen Geschmack.

- Dann beeil dich. Ich hab uns Essen bestellt. Mal sehen, wer zuerst da ist. 😊

Schrieb sie ihm nun.

Schnellstens ging sie nun an ihren Kleiderschrank und holte einige Sachen heraus. Sie wollte hübsch aussehen, aber auch nicht zu ... aufgedonnert, so das er irgendwie ...

Carla stoppte ab. Er fand sie immer hübsch. Egal, was sie trug. Sie musste ... normal erscheinen. Sie hatte es doch auf eine Freundschaft abgesehen. Zumindest wollte sie einen Restart. So, wie es damals begonnen hatte.

Natürlich hatte sie da ein wenig auf ihre weiblichen Attribute gesetzt, jedoch kannte er diese ja mittlerweile in- und auswendig.

Sie entschied sich einfach ihre Jogginghose und ihr Top anzubehalten. Ihre Haare offenzulassen, sich aber wenigstens ein wenig im Gesicht frisch zu machen.

Er hatte sich von alleine gemeldet. Das war ein gutes Zeichen. Er musste also just in dem Moment an sie gedacht haben.

Diese süße Frage, ob er herkommen könne.

Carla lächelte, als sie sich ein wenig Rouge auf die Wangen verteilte, obwohl diese sich schon allein wegen der Nervosität rötlich verfärbt hatten.

Dag wollte bei ihr sein. Mit ihr Zeit verbringen.

Sie musste es nur geschickt anstellen und nicht aufdringlich wirken. Ihm Zeit lassen. Er hatte ja jetzt auch quasi von allein wieder hergefunden.

Die Einsamkeit, die sie eben noch verspürt hatte, war wie fortgepustet. Gleich würde er hier sein. Sie anlächeln. Seine freie Zeit ... mit ihr verbringen wollen.

Sie war so aufgeregt.

Es bedeutete ihr natürlich eine Menge, dass er von alleine den Drang hatte, bei ihr sein zu wollen. Er hatte zwar „Einfach nur so" in seiner Mail vermerkt gehabt, doch Carla sah es anders.

Dag musste nicht hier sein. Aber er wollte bei ihr sein.

Das war etwas anderes. Vielleicht sah er es ja als ... zwanglos an. Dennoch schien er sich ja nach ihrer Gesellschaft zu sehnen.

Es lag im Bereich des Möglichen, das er noch nicht so weit war das Bild im vollen Ausmaß zu erkennen, aber Carla war sich sicher, das er bereits nach den richtigen Farben gegriffen hatte.

Sie waren auf einem guten Weg.

Alles würde gutgehen.

Dessen war sie sich nun umso sicherer.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Where stories live. Discover now