𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 72

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»Ich bekomm' ...« Dag wendete die Speisekarte ein weiteres Mal.

»Mein Gott. Jetzt mach doch.« , gab Isabelle genervt von sich. »So schwer kann es doch nicht sein, sich zu entscheiden. Du musst doch wissen, was du willst.«

Dag wusste genau, was er wollte, allerdings fand man das nicht auf der Menükarte des Restaurants, in welchem sie sich befanden. Wahllos zeigte er einfach auf irgendein Gericht.

Auf dem Weg hierher, war es mucksmäuschenstill gewesen und als sie sich zu Hause schick gemacht hatten, wie Mara es verlangt hatte, fielen eher böse Worte. Unteranderem wurde ihm abermals der Betrug vorgeworfen, als er lieber leger gehen wollte und Isabelle ihm bezichtigte, sich für sie nicht in Schale werfen zu wollen.

Nun saß er hier mit ihr in diesem Restaurant und konnte es bereits kaum erwarten, wieder nach Hause zu gelangen.

»Na komm fang an.« , forderte Isabelle ihm aus dem Nichts auf.

»Womit?«

»Ja. Rede.«

»Worüber?«

»Du warst doch mit anwesend. Wir sollen über alles Mögliche reden.«

»Ist ... nett hier ... oder?!« , kam aus seinem Mund.

»Sehr einfallsreich Dag.« , moserte sie.

»Ja, es tut mir leid. Dann starte du doch.«

»Wieso sollte ich es tun?« , fragte sie. »Im Grunde sitzen wir hier nur wegen dir.«

Er atmete tief ein und nippte an seinem Rotwein. »Vielleicht ... ja, vielleicht hat deine Therapeutin gar nicht so Unrecht.«

»Wie bitte?«

»Unsere Probleme sind um einiges größer, als wir ... vielleicht dachten.«

»Ach. Findest du?«

»Du nicht?«

»Dag, wir müssen das hinbekommen. Für Nia. Wenn wir das nicht hinbekommen, soll ich sagen, es hat daran gelegen, weil du einfach aufgegeben hast?«

»Nein. Aber ... es kann ja nicht sein, dass alles nur auf mich abgewälzt wird.« , sprach er es aus. »Ich will auch das wir das mit Nia hinbekommen. Aber das ist nicht einzig und allein meine Aufgabe.«

»Super Dag. Wir sollen über alles reden und du suchst dir Themen aus, die ...«

»Ja. Es tut mir leid Isy. Ich bin halt immer derjenige, der alles im Leben falsch macht.« , gab er mit viel Sarkasmus in der Stimme von sich.

»Mach' nicht so unschuldig. Denkst du, ich hab' nicht gesehen, wie du die eine Kellnerin angesehen hast?!«

Irritiert blickte er sie an. »Ich hab' was?« Dag konnte sich nicht mal erinnern, wie irgendeiner vom Personal hier überhaupt ausgesehen hatte.

»Ach. Tu' nicht so.«

»Ich habe niemanden angesehen. Und wenn dann flüchtig.«

»Klar. Sie hat dich ja auch richtig angegafft. Vielleicht kennt ihr euch ja. Möglicherweise hattest du sie auch schon, und ...«

»Es reicht.« Er wurde ein wenig lauter und minderte seine Stimmlage sofort. »Hör auf, mir irgendwelche Dinge zu unterstellen.«

»Wieso unterstellen? Du bist fremdgegangen. Oder bestreitest du es jetzt?«

»Ich bestreite nichts. Aber ich gebe hier bestimmt nicht etwas zu, was ich nicht getan habe.«

»Sie war ... die Einzige?«

»Ja.« , antwortete er kurz und knapp.

»Klar.« Isabelles Lippen wurden spitz. »Als ob.«

»Glaub' doch, was du willst. Du hast mich doch eh schon in irgendeine unterste Schublade gesteckt.«

Sie lachte gekünstelt auf. »Ja du armer Leidtragender. Wie kann ich dich auch nicht in den Himmel heben, nach deinem Verrat mir gegenüber?!«

»Wird eine tolle nächste Sitzung.« Er prostete ihr zu.

»Wir werden davon bestimmt nichts berichten.« , zischte sie.

»Nicht?«

»Nein. Im Leben nicht. Wie sollen wir denn dann vorankommen?«

»Du willst das wir lügen? Wie toll alles läuft?«

»Besser, als zu versagen. Und mit Lügen kennst du dich doch aus.«

Der Kellner kam und brachte zwei Teller, die er vor ihnen abstellte. Dag blickte angewidert auf seinen. Ausgerechnet etwas, was er gar nicht mochte, hatte er in der Eile auserwählt.

Er nahm einen weiteren Schluck und sah hinter Isabelle nach draußen auf die Straße ... hin zu der jungen dunkelhaarigen Frau, die ihn erschrocken und mit Tränen in den Augen ansah.

Carla.

Vor lauter Schock prustete er sein Getränk aus dem Mund ... und benässte damit ... Isabelle, wie ein kleiner Springbrunnen.

Sie sprang sofort auf. »Hast du eine Macke oder was? Sollte das etwa witzig sein?«

»Nein. Es ...« Er stand auf und rieb mit seiner Serviette über ihr Oberteil.

»Das ist Rotwein. Das bekomm' ich nicht mehr raus.« Wütend stampfte sie zu den sanitären Einrichtungen.

Dag blickte ihr für einen Moment nach und sah dann wie gehabt nach draußen. Carla war noch da. Ihr Blick war unverändert, jedoch war sie nun nicht mehr alleine. Leni stand bei ihr und versuchte, sie wegzuziehen. Der Augenausdruck ihrer Freundin hingegen, den sie ihm widmete, war regelrecht feindselig.

Irgendwie wollte er nach draußen. Zu Carla. Mit ihr reden, und ...

Leni zeigte ihm den Stinkefinger und bekam ihre Freundin letzten Endes dazu, sich mit ihr fortzubewegen.

Dag näherte sich der Scheibe. Sah ihr nach. Sah, wie sie sich zu ihm umdrehte. Wie ...

»Hast du bezahlt?« , fragte Isabelle, als sie wiederkam.

»Was? Nein.« Er ging zurück zu seinem Platz.

»Ich bleibe bestimmt nicht hier. Schau' ma', wie ich aussehe.« Sie zeigte auf die Flecken.

»Wir haben noch nicht ge- ...«

»Dag, ich bleibe nicht hier.« , meckerte sie.

»Okay. Ja. Es ... es tut mir leid.«

»Klar doch. Dein dämlicher Versuch witzig zu sein ist gescheitert.«

»Das war aus Ver- ...«

»Natürlich. Dir geschehen immer nur Dinge aus Versehen.«

Umso mehr wünschte er sich nun, bei Carla zu sein.

Als sie nach draußen gingen, fiel seine Sicht sofort die Straße entlang, wo sie vor einigen Sekunden noch fortgegangen war.

Dieser traurige Blick, als sie ihn angesehen hatte.

Wie gern er ihr erklärt hätte, dass es ihm gar nicht gutging. Das dies hier keineswegs ein ... entspanntes, friedliches Beieinandersein mit seiner Frau war. Aber Carla hatte sich bestimmt ihren eigenen Reim auf das gemacht, was sie gesehen hatte.

»Worauf wartest du?« Isabelles Stimme blieb schrill. »Musst du dich jetzt auch noch entscheiden, welchen Weg du einschlägst?«

Er sah sie folgend an. »Nein. Ich weiß genau, wohin ich will.«

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Where stories live. Discover now