𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 58

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Nia wartete auf dem Spielplatz, der sich nahe ihrem Zuhause befand, auf der Tischtennisplatte, wo sie mit Robin den Krach gehabt hatte.

Ihre Beine baumelten hinunter.

So viel Wut wie jetzt gerade, hatte sie noch nie für ihn verspürt.

Immer wieder unterdrückte sie die Tränen, die sie bereits im Auto von Zarah mehrmals hinausgelassen hatte.

Wie konnte er ihr so etwas nur antun?

Ausgerechnet er ...

... der ihr immer wieder eine Moralpredigt hielt, wie schlimm fremdgehen doch sei. ... der ihr immer wieder sagte, wie sehr er sie doch lieben würde.

Alles gelogen.

Oder hatte Kimmy Recht, dass wirklich jeder Typ fremdgeht?

Jenaro hatte sie mehrmals betrogen.

Auch ihr Vater war nicht treu gewesen. Selbst wenn er wieder da war, spürte Nia, das ihre Eltern sich irgendwie ... nicht vertragen hatten.

Warum sollte man dann überhaupt noch eine Beziehung führen, wenn nichts davon echt war?

Weshalb sollte sie ihm das verzeihen?

Ihr Gesicht verzog sich leicht, als sie weiterhin versuchte, die aufkommenden Tränen beim Herauskommen zu hindern.

Sie hasste Selina.

Am liebsten wäre sie aus dem Auto gestiegen und hätte sie verprügelt. Doch sie wollte mehr. Sie wollte, dass Robin sich genauso scheiße fühlte, so wie sie es in dem Moment verspürt hatte, als er Selinas Hand hielt, oder als er sie umarmte.

Natürlich war sie eifersüchtig. Robin bedeutete ihr schließlich alles.

Ja, es war nicht richtig, ihm hinterherzuspionieren, und es war ja nicht mal ihre Idee gewesen, aber vielleicht hätte sie das schon viel früher tun sollen?!

Wer weiß, was er alles seit geraumer Zeit so getrieben hatte, während er ihr ins Gesicht gelogen hatte, das er sie lieben würde.

Was sie zusätzlich so schlimm fand, war, dass ihre Freundinnen es mitansehen mussten.

Das war für Nia pure Demütigung.

Etwas, was sie hasste. Schon davor als Kimmy sie ausgelacht hatte, war es schlimm für sie gewesen. Das ihre Freundinnen sie danach nicht mal trösteten, sondern es witzig fanden, hatte ihr den Rest gegeben.

Ausgerechnet der nette Junge ging ihr fremd. Sie war nicht mal ihm etwas wert ... geschweige denn gut genug.

~ ob er sie genauso fickt, wie er es mit dir macht? ~ kam lachend von Kimmy als Reaktion darauf.

Ihr wurde übel, als sie rückblickend wieder darüber nachdachte, was ihre Freundinnen davon hielten ... und erst Recht dieses stechende Gefühl, das sie gehabt hatte, als sie Robin mit Selina zusammen gesehen hatte.

Wie er sie anlächelte. Ihre Hand gehalten hatte. Wie sie ihn umarmt hatte.

Dieses Arschloch.

Sie sah, wie er plötzlich und unerwartet mit einem lächelnden Gesicht, den kleinen Berg hinab kam, der zum Spielplatz führte.

Alleine seine fröhliche Visage ließ die Tränen verschwinden.

Natürlich war er happy. Dieses blöde Arschloch dachte wohl, sie wollte sich entschuldigen, weil sie ihn herzitiert hatte.

Robin ging einen Schritt schneller und lächelte umso mehr, als er sie endlich erreicht hatte. »Hey. Du wolltest mir etwas sagen?« Er lächelte sie weiter an, doch änderte seine Mimik blitzartig, als er ihren Gesichtsausdruck registrierte. »Was ist los?«

»Was soll sein?« , kam aus ihrem Mund, während sie ihn abwertend betrachtete.

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Wieso bist du so komisch drauf?«

Sie lachte verachtungsvoll und sprang von der Platte runter. »Komisch?! Wie soll ich denn für dich sein, Robin?! Soll ich dir in den Arsch kriechen und mich bei dir entschuldigen, weil du der überragendste Freund bist, den ich je hatte?«

Seine Mimik blieb. »Was?«

»Ich mach endgültig Schluss.« , sagte sie schließlich.

»Was?« , wiederholte er. »Wieso? Was ... was ist los?«

»Ich hab' keine Lust mehr auf dich.«

»Was? I-i-i-i-ich versteh' nich'.«

»Ich ... will ... nicht ... mehr ... mit ... dir ... zusammen ... sein.« , sprach sie in der Art, wie Kimmy es tat.

»Aber wieso?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Ist halt so.«

»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Wieso willst du das beenden? Ich dachte ... ich dachte ...«

»Ich komm' dir nur zuvor. Es würde eh auf eine Trennung hinauslaufen, also ...«

»Nein. Was laberst du? Ich würde das niemals mit dir beenden. Ich hätt' gar keinen Grund. Ich wollt' nur, das du mal einsiehst, das nicht immer ich derjenige bin, der alles falsch macht. Du überschreitest auch oft Grenzen, aber ich habe trotzdem keinen Grund, das endgültig mit dir beenden zu wollen.«

»Du willst einen Grund?« Sie trat näher an ihn heran. »Ich war mit Jenaro im Bett.« , log sie, um ihm wehzutun ... so wie er ihr wehgetan hatte.

Nia konnte regelrecht sehen, wie sehr Robin diese Aussage traf. »Was? Wann?«

»Is' doch egal, wann und wie oft.«

»Was?« Seine Stimme hakte ab. »Du hast öfters ... aber wieso?«

Sie zuckte abermals mit den Schultern. »Wen interessiert's?«

»Mich.« Die Verzweiflung in seiner Stimme brachte sie für einen kleinen Moment dazu, ihm doch die Wahrheit sagen zu wollen. Aber das er ihr so wehgetan hatte, konnte sie einfach nicht verzeihen. »Ich dachte, du ...«

»Ich dachte auch mal so viel.« , fiel sie ihm ins Wort. »Ich dachte zum Beispiel mal, das ich unbedingt den netten Jungen haben will. Aber so irrt man sich.«

Dass sie all das so locker flockig rüberbrachte, war zu viel für ihn. Robin kämpfte mit den ganzen Emotionen, die auf ihn trafen, als würde eine Lawine über ihn rollen. »Wow. Danke Nia.« Die Tränen standen in seinen Augen. »Du hast wohl deine Arschloch-Phase immer noch nicht überwunden.«

»Scheint so. Ein Arschloch nach dem Nächsten.« Sie sprach, als würde sie es ernst meinen, dabei starb sie innerlich mehrere Tode.

Er nickte mit zitternder Unterlippe. »'kay.« Robin drehte sich um, da er nicht wollte, dass Nia sah, dass er nun total weinte. Zumal er auch gehen wollte. Er hatte nicht vor zusätzlich mehr von ihr zu hören.

Nia blickte ebenfalls in eine andere Richtung und zählte langsam gedanklich bis zehn. Dann sah sie zum Berg und konnte gerade noch einen Blick auf ihn erhaschen, ehe er die Ecke rum verschwand.

Die Gemütsbewegung, die sie die ganze Zeit versucht hatte zu unterdrücken, platzte in dieser Sekunde aus ihr heraus, als würde diese aus Cola bestehen und sie hätte nun ein Mentos hinzugeworfen.

Unkontrolliert begann sie laut zu weinen.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Where stories live. Discover now