Brodem des Zorns

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Die Sonne stand tief am Horizont, schickte sich aber an, die Sanddünen zu erklimmen. Ihre heißen Strahlen hatte die Kälte der Nacht noch nicht vertrieben.

„Sie nennen ihn Brodem des Zorns", erklärte Vlotharian, während er sich zu Valaria und Dairos ans wärmende Feuer setzte.

Der Ordensritter wirkte zwar immer noch reichlich angeschlagen, doch nachdem er die Nacht überstanden hatte, hatten ihm die Kuttenträger versichert, dass keine Gefahr mehr drohte.Nichtsdestotrotz erweckte der blonde Ritter den Eindruck, als wäre eine Horde wütender Büffel über ihn hinweggetrampelt.

Einer der Leguanos reichte Valaria und Dairos jeweils eine dampfende Schale voller Tee. Dankbar nahmen sie an. Der schmächtige Prinz wartete ab, bis beide getrunken hatten, ehe er fortfuhr.

„Ich weiß ebenfalls noch nicht viel, aber wir werden gleich mehr erfahren."

Der Halbprinz sah sich um. Zwischen den aufgeschlagenen Zelten näherte sich eine gutgebaute, menschliche Gestalt. Es schien der Anführer zu sein, den sie gestern schon gesehen hatten. Ein etwas größerer Echsenkrieger trat an seine Seite. Sie schienen sich zu unterhalten, waren aber sichtlich unterschiedlicher Meinung.

Schließlich kamen sie zu Dairos und Valaria ans Feuer und ließen sich nieder.Der muskulöse, menschliche Mann mit den schwarzen Haaren und den tiefblauen Augen beugte sich nach vorne.

„Ich darf euch Botschafterin Rah-Li vorstellen, Rudelführerin der Leguanos. Ihr seid von weither angereist. Euer erster Eindruck von den südlichen Landen könnte wohl nicht schlechter sein."Valaria fiel auf, dass die Echse sich selbst nicht vorgestellt hatte. Doch noch ehe sie darüber nachdenken konnte, ergriff Rah-Li das Wort. Die Leguano sprach klar und deutlich, wenngleich die Aussprache einiger Silben ungewohnt zischelnd klang.

„Wie Prinz Vlotharian sagte, seid ihr ebenfalls Schiffbrüchige und stammt aus dem goldenen Reich, ungeachtet ...", sie stockte kurz und warf Valaria einen verwirrten Blick zu, „... ihr etwas seltsam riecht, als ob ihr ... aus dem Meer stammen würdet."

„Ich stamme aus dem Volk der Nebelsirenen. Das Meer ist meine Heimat."

Der Blick Rah-Lis richtete sich auf den jungen Mann an ihrer Seite, der sich daraufhin streckte. „Dairos von Ordon, ehemaliger Ordensritter im Dienst des Ordens."

Der muskulöse Anführer grinste. „Ich wusste, dass ihr ein Mann des Ordens seid, als ich eure gelbe Klinge sah. Allerdings hätte ich nichts darauf verwettet, heute noch mit euch sprechen zu können. Die Wenigsten überleben es, wenn sie solange dem Brodem des Zorns ausgesetzt sind."„Ich habe kaum noch eine Erinnerung daran, glaube aber, dass ich ...", er schluckte, „... versucht habe, euch, Valaria zu töten."

Sie winkte gespielt verächtlich ab. „Ein Ordensritter kann einer Nebelsirene nicht gefährlich werden. Da ich mich dem Einfluss auch nur teilweise entziehen konnte, habt ihr mein vollstes Verständnis."

Dairos runzelte die Stirn. Ich erinnere mich vage an einen Kuss ...Glucksend schüttelte Valaria den Kopf. „Das hättet ihr wohl gerne. Aber der Brodem des Zorns lässt euch wohl Dinge sehen, die ihr euch einfach nur wünscht."Feigling, schnurrte Leishas Stimme leise.

„Ihr könnt nichts dafür. Nur wenige können sich dem Einfluss entziehen. Wir tragen daher diese Kutten. Sie bieten einen Schutz", erklärte der muskulöse Mann ruhig.Valaria blickte auf die Düne, hinter der sie die Lavaseen wusste. „Was ist ...? Sind wir nicht zu nah an den Kultisten?"

Aus Rah-Lis Richtung war ein belustigtes Schnauben zu hören. „Die Sandkultisten tun uns nichts. Wir pflegen derzeit einen Waffenstillstand. Sie sind auch nicht der Gegner." Der muskulöse Mann nickte Rah-Li zu. „Wir haben gleiche Ziele, wenngleich die Wege unterschiedlich sind."

„Ihr seid keine Feinde?", fragte Valaria nach„Wir sind keine Freunde", versuchte Rah-Li zu erklären. „Vor noch wenigen Monden befanden wir uns in einem Krieg mit den südlichen Landen."

Die Nebelsirene runzelte die Stirn. „Aber jetzt nicht mehr?"

„Gewisse Umstände erforden ungewöhnliche Seilschaften", erklärte die Diplomatin ernst.„Und wenn die trennenden Umstände gelöst sind, Botschafterin Rah-Li?"„Dann werden wir weitersehen. Der generelle Konflikt besteht weiterhin, aber da unseren Völkern nun mal der Untergang droht, mussten wir uns zusammentun."„Was ist dieser Brodem?", wollte Dairos nun wissen.

Rah-Li und der muskulöse Mann wechselten einen kurzen Blick. Es schien so, als wollten sie abstecken, was sie erzählen sollten. Schließlich seufzte der Anführer und gab der Rudelführerin zu verstehen, dass er berichten würde.

„Vor einiger Zeit brachen diese Lavaseen überall aus dem Boden. Schnell merkten wir, dass Menschen, die sich zu nahe an den Schlünden aufhielten, zu mordlüsternden Bestien werden. Allerdings entwickelt sich dieser Einfluss erst nach und nach. Wenn die Grube entsteht, ist die Wirkung noch nicht so brachial. Je länger aber das Magma darin brodelt, desto stärker ist die Wirkung."

Er schwieg einen kurzen Augenblick. Sein Blick fiel auf Dairos.

„Ihr hattet viel Glück. Hier ist es besonders schlimm. Wer sich ungeschützt zu nahe an den Lavaseen aufhält, verliert den Verstand und stirbt wenig später. Man darf sich dem Brodem einfach nicht zu lange aussetzen. Sogar mit der Kutte ist kein zu langer Aufenthalt ratsam."„Wir haben viele Fragen, denn im goldenen Reich sind nun auch die Sandkultisten aufgetaucht. Wir vermuten, dass uns deren Absichten gefährden", eröffnete der blonde Ritter seinem Gastgeber.

„Davon ist auszugehen, Dairos von Ordon. Der Plan, den die Sandkultisten und deren Anführer verfolgen, besteht darin, die gefährlichen Lavaseen in das goldene Reich umzuleiten."Dairos wurde blass. Es ging ihm ohnehin nicht gut, doch diese Nachricht war schrecklich. „Dann müssen wir zurück und die Sandkultisten aufhalten."

„Das ist nicht ganz so einfach, Ordensritter. Die Lage ist viel komplizierter, als ihr denkt. Nicht nur das Goldene Reich ist in Gefahr, sondern auch die südlichen Lande und die Echsenreiche im Norden. Die Katastrophe ist viel umfassender, als ihr es euch vorstellen könnt."

Valaria hatte ihren Tee ausgetrunken und setzte die Schale neben der glimmenden Feuerstelle ab. „Bitte berichtet uns."

„Damit ihr alles verstehen könnt müsste ich weit ausholen, Lady Valaria. Und ich muss gestehen, nicht alle Vorgänge sind geklärt. Dazu müsste sich einer der Dschinnmeister erklären ... und die werden sich hüten, ihre Verbrechen kundzutun."

„Wir sind wegen Informationen hierhergereist. Wir sind geduldig."

„Nun denn. Ich werde euch erzählen, was wir wissen. Aber zunächst interessiert es mich, wie es in meiner Heimat aussieht." „In eurer Heimat?"„Ja, denn ich stamme aus dem goldenen Reich. Einst wurde ich als Kind den Sultanen der südlichen Lande als Unterpfand ausgeliefert."

Dairos gingen die Augen über, als er verstand. „Ihr seid ..."

„Ja, ich bin Elgar vom goldenen Turm ... und ehe ihr fragt, ich habe keine Ahnung, wer statt meiner auf dem Thron sitzt."

Magmageister - Die Legende der Bluthexe (Band 3)Where stories live. Discover now