Prolog

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„Du wirst es niemals über diese Halle hinaus bringen! Merk dir das Mädchen, Frauen haben in dieser Sportart nichts in der Profiliga zu suchen außer als nettes Anhängsel an der Seite eines Profis!" Die Worte meines Vaters flogen mir nur so um die Ohren und ich konnte nichts gegen die Tränen tuen die in meinen Augen brannten. Doch eins hatte ich in den letzten Jahren gelernt, zeige deinem Gegner keine Schwäche sonst verwendet er sie gegen dich und genau das war gerade passiert. Heute war  einer dieser Tage an dem mein Vater uns mit seiner Anwesenheit beehrte. Alec Morrow war in seiner Vergangenheit ein erfolgreicher Goalie in der NHL gewesen der mehrere Meisterschaftstitel einfahren konnte, bevor er nach einer schlimmen Knieverletzung zum Experten  bei ESPN anfing. Mein Vater war immer mein größtes Vorbild gewesen und genau wie er wollte ich immer in die NHL um als Goalie genauso erfolgreich zu werden wie er. Meine Eltern lernten sich am College in New York kennen. Auch zu seiner Collegezeit war mein Vater ein Überflieger gewesen und meine Mutter hatte sich in sein gutes Aussehen und seine charmante Art verliebt. Nachdem mein Vater, im Alter von 23, von Washington gedraftet wurde, stand für meine Eltern fest das meine Mutter mit ihm umzieht und ihr Studium als Juristin in Washington weiterführt. Nach seiner ersten Saison in der NHL heirateten meine Eltern und nur ein Jahr später kam ich zu Welt. Ein Jahr nach meiner Geburt beendete meine Mutter ihr Studium. Mein Vater hatte sich immer einen Jungen gewünscht, der in seine Fußstapfen treten konnte und hatte stattdessen mich bekommen. Für meine Mutter war es völlig egal gewesen ob ich ein Mädchen oder ein Junge wurde und das ich Eishockey spielen wollte hatte sie immer unterstützt, was mein Vater nicht gerne sah. In seiner dritten Saison in Washington verletze sich mein Vater am Knie und erhielt die Diagnose nie wieder aufs Eis gehen zu dürfen, wenn ihm an seiner Gesundheit etwas lag. Ich bekam von dem ganzen nicht viel mit, war ich schließlich erst drei Jahre alt. Meine Mutter versuchte meinen Vater bei seiner Therapie unterstützend zu Seite zu stehen doch er schottete sich immer mehr von uns ab, verlor sich im Alkohol und in Partys. Erst durch das Angebot der ESPN kam wieder etwas Normalität in die Familie und mein Vater schien in seinem neuen Job aufzublühen. Trotzdem fiel meiner Mutter immer wieder auf, dass ihm etwas zu fehlen schien. Ein Jahr nach dem Karriereaus meines Vaters kam meine zwei Jahre jüngere Schwester Summer zur Welt und auch die Geburt seiner zweiten Tochter versetzte meinem Vater einen Stich. Als meine Schwester sechs Jahre alt war ließen sich meine Eltern scheiden. Grund dafür war sowohl das Verhalten meines Vaters uns gegenüber als auch seine Affäre mit seiner Physiotherapeutin die ein Jahr später einen Sohn zur Welt brachte und ihm somit den Traum eines Sohnes erfüllte. Zusammen mit unserer Mutter zogen Summer und ich wonach Seattle zu unseren Großeltern, die und in allem unterstützten was wir anfingen. Meine Mutter bekam eine Stelle in einer großen Kanzlei in Seattle und Summer und ich besuchten die Schulen in einem Vorort von Seattle. Summer fand gefallen an der Leichtathletik und ich am Eishockey. Zuerst besuchte ich das Training der Peewees nur aus lauter Hoffnung mein Vater würde sich doch für mich interessieren doch nachher fand ich gefallen an der Sportart und wurde schnell zu einem festen Bestandteil des Teams. In meinen späteren Jahren spielte ich mehrere Meisterschaften, trainierte immer härter und spielte sogar für die Junioren Nationalmannschaft. Ein fester Bestandteil waren immer meine Großeltern, meine Schwester und meine Mutter gewesen die mich in allem unterstützten was ich anfing und mich nie aufgaben. Durch die Scheidung meiner Eltern und meine Entscheidung Eishockey zu spielen fiel der Kontakt zu meinem Vater eher sporadisch aus, nur Thanksgiving verbrachten wir alle zwei Jahre mit ihm und seiner Familie zusammen. Meine Einladungen zu den Meisterschaftsspielen oder meinen Abschluss an der Highschool ignorierte er und schickte uns jedes Jahr mindestens einmal eine Postkarte mit seiner neuen Familie und berichtete uns wie toll Josh, sein Sohn und unser Halbbruder, doch im Eishockey aufging und wie erfolgreich er war. Heute war wieder einer dieser Thanksgivings alle zwei Jahre an dem Summer und ich zusammen mit unserem Vater, seinem Sohn Josh und seiner neuen Frau Laura zusammen an einem Tisch saßen und im Hintergrund ein Footballspiel lief, auf das sich niemand von uns konzentrierte. Laura gab sich jedes Mal besonders viel Mühe, dass es uns Mädchen gut ging und backte jedes Mal diesen red velvet cheescake auf den Summer und ich so standen doch mein Vater zerstörte jedes Mal die schon fast harmonische Stimmung indem er mich nach meinen sportlichen Ambitionen ausfragte und jedes Jahr dasselbe von sich gab. Ich konnte mittlerweile die Zeilen mitsprechen. Mit meinen mittlerweile 22 Jahren sollte es mir nichts mehr ausmachen doch der Draft stand kurz vor der Tür und mein Trainer am College hatte durchsickern lassen, dass die Seattle Seadevils an mir interessiert waren und sich einen Vertrag mit mir vorstellen könnten. Ich war also sehr nervös und schlief die Nächte nur sehr sporadisch. Hinzu kam das Meisterschaftsspiel in dem mein Team stand und auf das ich mich vollkommen konzentrieren und nicht auf die Worte meines alten Herren hören sollte. Summer drückte untern Tisch mein Knie und ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln. Im Gegensatz zu anderen Geschwistern hatten meine Schwester und ich ein so enges Verhältnis, dass wir uns blind verstanden. Auch Josh sah mich über den Tisch hinweg mitleidig an und ich verzog nur den Mund zu einem schrägen Lächeln was so viel heißen sollte wie:„ was soll ich machen? Du weißt doch wie er ist wenn meine Eishockeykarriere zur Sprache kommt." Josh bemühte sich immer um ein gutes Verhältnis zu uns und auch wir verstanden uns gut mit ihm. Im Gegensatz zu mir wollte Josh nicht in die NHL sondern Medizin studieren und später als Sportmediziner arbeiten was unserem Vater überhaupt nicht gefiel. Josh spielte an seinem College, das er seit einem halben Jahr besuchte weiterhin Eishockey und war auch einer der Besten doch seine Ambitionen waren ganz andere als meine.
„Bin ich froh, dass wir es geschafft haben. Noch mehr von seinen leidlichen Tiraden zum Thema Eishockey hätte ich nicht ausgehalten.", seufzte Summer als wir uns wieder auf den Weg nach Seattle machten. „Du weißt doch wie dramatisch er immer ist wenn es um meine Karriere geht.", antwortete ich ihr und kuschelte mich in meinem Sitz im Flugzeug. „Ich weiß, aber es ist immer noch unfair zumal er weiß das bald der Draft ansteht und du durch deine Spielzeit am College als einzige Frau schon viel Aufmerksamkeit bekommen hast. Ich wette mit dir, dass er insgeheim neidisch ist weil du es schon mit 22 in die NHL schaffst und er es erst im 23 geschafft hatte.", versuchte meine Schwester mich aufzubauen und ich liebte sie dafür umso mehr. Ich lächelte ihr zu und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. „Wir werden sehen was passiert.", antwortete ich ihr und erntete ein schnaufen ihrerseits. „Du wirst die NHL rocken und allen zeigen das Frauen so viel mehr drauf haben als nur ein nettes Anhängsel zu sein. Keine halben Sachen, schon vergessen?"

Keine halben SachenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora