Zielübung

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Mit einem tiefen Atemzug wurde ich wach und öffnete die Augen. Noch etwas desorientierst sah ich mich um und begegnete Alastors amüsiertem Blick. Der Dämon saß mal wieder an meiner Bettkante, von wo aus er scheinbar in meine Träume eingedrungen war.

(Ich weiß nicht, ob Alastor diese Kraft hat, aber in meiner Geschichte hat er sie, zumindest bei den Personen, dessen Seele er besitzt)

Leicht schläfrig richtete ich mich in eine Sitzposition auf und ließ dabei den Radio Dämon nicht aus den Augen. Durch all die Jahre, die ich ihn kannte, wusste ich, wie unberechenbar er war und das man nie wusste, was in ihm vorging.

"Guten Morgen meine Liebe. Da du nun wach bist: Du hast 20 Minuten um dich frisch zu machen und etwas zu Frühstücken. Dann erwarte ich dich im Hinterhof für dein Training. Und lass mich nicht warten."

Ehe ich auch nur irgendwie darauf reagieren konnte, warf er mir noch einen eindringlichen Blick zu, bevor er sich elegant erhob und mein Zimmer verließ.

Da 20 Minuten nicht gerade viel waren, huschte ich nur schnell ins Bad, machte eine Katzenwäsche und band meine Haare zu einem hohen Zopf. Ich zog mir eine eng anliegende, schwarze Leggins und ein etwas locker sitzendes, blutrotes T-Shirt an. Da ich keine anderen Schuhe hatte, zog ich meine schwarzen Stiefeletten an, da diese bequemer waren, als die kniehohen Stiefel, die ich sonst trug.

Ich hatte noch knappe 7 Minuten, als ich mein Zimmer verließ, also aß ich nur schnell einen Apfel im Speisesaal, trank eine Tasse Kaffee und betrieb kurzen Smal Talk mit den anderen, ehe ich dann zum Hinterhof ging und gerade so pünktlich war.

Doch zu meiner Überraschung war hier niemand. Verwirrt sah ich mich um. Hatte ich mich mit der Zeit vertan? Aber ehe ich weiter nachdenken konnte, umschlang jemand von hinten meine Hüfte und ich hörte Alastors Stimme dicht an meinen Ohr:

"Du musst wachsamer sein Mila. Regel Nummer 1: Engel kämpfen niemals Fair, weil sie uns Höllen Bewohner niemals als gleichwertig ansehen."

Draufhin ließ der Dämon mich zum Glück wieder los, weswegen ich einen Schritt von ihm weg gehen wollte, doch die Kette um meinen Hals zog sich bei dieser Bewegung leicht zusammen, weshalb ich schnell wieder zurück ging.

Alastor schnippste ein mal und 10 Meter vor uns erschien eine Zielscheibe. Kurz darauf erkärte er mir die Regeln für die erste Trainings-Einheit:

"Du bleibst genau hier stehen und versuchst mit einem Blitz die Scheibe in der Mitte zu treffen. Bisher hast du deine Macht durch Gefühlsausbrüchen verwendet und natürlich können wir uns das auch zur Nutze machen, aber in einem Kampf sollten wir uns nicht nur von unseren Gefühlen leiten lassen, ansonsten haben wir gegen die Engel keine Chance.

Ach ja, und solltest du die Übung abbrechen, bevor du es geschafft hast, dann... "

Bei seinen letzten Worten zog sich die Kette wieder enger um meinen Hals, weswegen ich schnell nickte was ihn zufrieden stimmte, da sich die Kette lockerte und er endlich von mir weg schritt, nur um sich auf einen Stuhl einige Meter neben mich zu setzen und mir signalisierte, zu beginnen.

Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, lockerte ein wenig meine Gliedmaßen, konzentrierte mich auf mein Ziel und es passierte... Nichts.

Absolut gar nichts. Ich stand bereits mehrere Stunden da und egal, was ich versuchte, bis auf ein paar Mini-Blitze, die zwei Meter vor mir in den Boden einschlugen, passierte nichts.

Das Alastor zwischendurch verschwand, um sich eine Tasse Kaffee zu holen, nur um dann wieder zu kommen um mich beim Scheitern zu beobachten, machte die Situation nicht gerade besser.

Doch ich wollte nicht aufgeben, hatte noch nicht einmal die Chance dazu. Außerdem stand ich bestimmt schon fast 8 Stunden hier und merkte die Erschöpfung bis tief in meinen Knochen.

Ruhig atmete ich ein und aus und versuchte zu überlegen, wie es die letzten beiden Male war, als ich die Blitze eingesetzt hatte. Und dann begriff ich, was ich in den letzten Stunden falsch gemacht hatte.

Diese Elektrizität war nicht nur irgendeine Waffe, sondern ein Teil von mir. Jedes mal hatte sie mich versucht zu beschützen, vor denen, die mir schadeten. Ich musste akzeptieren, dass ich das war. Ruhig schloss ich die Augen, und suchte nach diesem prickelnden Gefühl in mir, das jedes mal unterbewusst da war.

Entschlossen öffnete ich die Augen, fokussierte die Scheibe und ließ einen gewaltigen Lichtstrahl aus meinen Händen, der die Zielscheibe in kleine Teile zerfetzte.

Daraufhin erhob sich Alastor und kam auf mich zu. Bei der Explosion hatte er kein bischen gezuckt.

"Wurde aber auch Zeit Mila.", gab er belustigt von sich, doch ich wusste, dass dies aus seinem Mund schon fast ein Lob war. Die Anspannung fiel von mir ab, weswegen ich nun die Erschöpfung stärker den je spürte und leicht gähnen musste.

"Ich denke, wir beendet für heute das Training. Du musst dich ausruhen. Morgen geht es dann weiter." Ich nickte, doch noch ehe ich mich versah, verschwand der Boden unter meinen Füßen, ich glitt durch die Schatten und landete auf meinem Bett.

Oh man, wegen diesem verdammten Dämon würde ich noch irgendwann einen Herzinfarkt bekommen.

Ich zog mich schnell um und da ich ziemlich müde war, schlief ich auch schon ein, kurz nachdem mein Kopf das Kissen berührt hatte.

My Life in Hell (Hazbin Hotel FF) Where stories live. Discover now