-𝟷𝟻-

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Auf dem Heimweg fühlte ich mich um mindestens fünfzig Kilogramm leichter. Mit Anto zu reden, war eine gute Idee gewesen. Ich hoffte, dass auch mein nächstes Vorhaben kein Reinfall werden würde.

Bevor ich zur Farm ging, machte ich Halt beim örtlichen Blumenladen. Zum Glück hatte Leontes nicht meine ganzen Notizen eingesackt und so blieb mir das Interview mit ihm. Er erzählte mir davon, dass Vampire beinahe unzerstörbar waren, außer man entfernte ihr Herz. Ich zweifelte daran, zu sowas fähig zu sein. Allerdings erwähnte er auch die Empfindlichkeit gegenüber Rizin.

Da ich in dieser Angelegenheit selbstständig arbeitete, informierte ich mich über dieses Zeug. Es wurde schon damals als hochwirksames Gift vom Adel benutzt. Also war es auch für Menschen tödlich. Kurz erklärt, ließ Rizin das Blut im Körper verklumpen. Wahrscheinlich ging es den Vampiren da nicht anders, nur, dass sie sich davon erholten, während ein Mensch elendig daran krepierte, ohne dass es ein Gegenmittel gab.

Rizin wurde aus den Samen des roten Wunderbaumes gewonnen, also besorgte ich mir diese.

Ich hielt das unschuldige Päckchen in den Händen, bereit meinen ganzen Besitz darin einzuweichen. Noch einmal würde ein Blutsauer mir nicht mehr so nahe kommen.

Meine Eltern hantierten immer noch wild im Restaurant, als ich es mit Guardiano betrat. Mamma servierte, während Papà die Bestellungen aufnahm. Ich schlich zwischen den Gästen vorbei, die Treppe nach oben, direkt in mein Zimmer. Dort packte ich meine Dienstwaffe, mein Taschenmesser, sowie meinen nachfüllbaren Mini-Pafumzerstäuber aus. Dabei kam ich mir ja schon fast vor, wie Walter White aus Breaking Bad. Das Gefühl verstärkte sich noch mal, als ich die Nylon-Handschuhe bis über die Handgelenke zog.

Ich hackte die Samen mit dem Taschenmesser klein und verteilte den öligen Film auf der gesamten Klinge. Die erste Waffe war präpariert. Das selbe tat ich noch mit den Patronen meiner Beretta. Harte Zeiten erforderten harte Maßnahmen.

Um Leontes zu hassen, wie er es verdiente, rief ich mir andauernd das auf, was Fiamma mir offenbarte. Er gab mir das was ich brauchte, bis er sich das nahm, was er brauchte.
In meinem Fall, schenkte er mir Sicherheit und ich zahlte den Preis mit einer simplen Zeichnung. Doch vielleicht war diese Blume gar nicht so unwichtig. Was wusste ich schon...
In einer Welt, in der Monster existierten, verlor man schnell den Überblick über Richtig und Falsch.

Mein letztes Projekt stand an. Ich sprühte ein paar Milliliter meines Lieblings-Parfums in ein Glas, wobei mein innerer Sparfuchs sich selbst in den Schwanz biss. Ich hatte mich so lange gegen den Kauf des Duftes gewehrt, weil er ein Vermögen kostete. Nun landete der edle Tropfen in einem Milchglas, zusammen mit den gehackten Samen. Dabei wusste ich nicht mal, ob es funktionieren würde. Ich schwenkte das Gemisch ein wenig herum und stellte es erstmal ab, damit das Gift einziehen konnte.

Beinahe hätte ich es mit meinem Ellenbogen umgeworfen, weil mein dämlicher Bruder ins Zimmer stürmte, ohne anzuklopfen. Rote Äderchen schlängelten sich durch das Weiß seiner Augen. Würde ich ihn jetzt fragen, ob er geweint hatte, dann würde er eine Pollenallergie vorgeben. Doch wir wussten beide, dass er wieder ohne Ende Gras konsumierte.
„Kannst du nicht unseren Eltern helfen, Freunde treffen, oder lernen? Warum machst du nichts Sinnvolles?!" An manchen Tagen hätte ich ihn am liebsten mit Handschellen an der Heizung befestigt, solange, bis er wieder normal werden würde.
„Was alter? Ich zocke doch... mit Freunden." Es versetzte mir feine Nadelstiche ihn so zu sehen. Die Schultern hingen vorn über. Aus seinen Pupillen schien die Seele entwichen zu sein. Egal, wie ich versuchte ihm Vernunft einzutrichtern, es kam niemals in dieser Leere an.

„Hör auf mich so anzuglotzen, Mister Muffin steht vor der Tür."
Kayden... Ich hatte mir geschworen, mit ihm zu reden, doch war erst auf einen späteren Zeitpunkt eingestellt. „Soll ich ihn wegschicken? Macht mir auch gar keine Umstände."
Natürlich nicht. Ardian hasste diesen Mann schon, seit er ihn das erste Mal gesehen hatte.

All You Can BiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt