-𝟺𝟺-

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Ich hatte die Nachricht zwischen den Seiten eines Buches im Regal verschwinden lassen. So, als könne man sie mir wegnehmen und gegen mich verwenden.
Oder vielleicht auch, wie etwas Wertvolles?
Mich als verwirrt zu bezeichnen, wäre die Untertreibung des Jahres gewesen.
Was wollte Leontes von mir, nachdem ich endlich und endgültig akzeptiert hatte, dass er kein aktiver Part mehr meines Lebens mehr sein würde?

Scimmietta... So nannte er mich, als die kleine Pflanze unserer Beziehung begann Wurzeln zu schlagen, doch er hatte sie mit Gewalt aus dem Boden gerissen.

Ich drehte mich auf meinem Bett von links nach rechts und wieder zurück. Dabei fand ich keine gemütliche Position. Um vier Uhr am Morgen, griff ich zum Handy.

Idiota♡: Heute habe ich mich ein zweites Mal in dich verliebt.

Eine Nachricht, die mich unbewusst zum Lächeln brachte. Der andere Vampir war vergessen, als hätte er nie existiert.

Ich: Steckt in dir ein heimlicher Masochist? 🙃

Denn er stand scheinbar auf Schmerzen, wenn er sich ein zweites Mal verliebte, wobei ich ihn vor Stunden noch erstochen hatte.
Es überraschte mich, dass der grüne Punkt aufleuchtete. Roel kam online, keine drei Sekunden nachdem ich ihm geschrieben hatte.

Idiota♡: Kein Plan, was das ist.. aber, wenn das heißt, dass ich einer Göttin verfallen bin, dann ja.

Er übertrieb maßlos, was mich mitten in der Nacht laut auflachen ließ. Der neue Kontaktname, den ich ihm verpasst hatte, passte wie angegossen.

Idiota♡: Du bist mir einen Abend, ein Hotelzimmer mit Jacuzzi und fünfzig Küsse schuldig.

Wenn er wüsste, wie gerne ich gerade bei ihm wäre...
Und als könne er, über die Distanz meine Gedanken lesen, schickte er mir ein Selfie von sich.
Ich erkannte den Hintergrund.
Das weiße Leder des Sofas, auf dem ich auch gelegen hatte.
Den Glastisch, den ich zum Schminken benutzen musste, der jetzt wieder in mitten des Raums auf dem flauschigen Teppich stand.
Roel war bei MedicoSMart, in dem Zimmer, welches er damals für mich hergerichtet hatte. Er lag auf dem Sofa, den Arm unter seinen Kopf geklemmt. Seine Locken wirkten unsortiert, aber natürlich. Durch die schlechte Qualität schauten mir dunkle Augen, ohne Details entgegen. Seine Lippen formten einen Strich. Ich wusste, wie sie sich anfühlten und ich roch seinen herrlichen Duft, auch ohne seine Anwesenheit.
Ich wollte mich an den gut sichtbaren Sehnen seines Halses entlang küssen, die über seinem Schlüsselbein endeten.

Ich: Heute ist erstmal jemand anderes dran.💋

Dazu schickte ich ihm ebenfalls ein Bild, aber nicht nur von mir. Ich nahm den Teddy in Polizeiuniform, den er mir einst schenkte vor meine Brust und drückte meine Lippen gegen seine Stirn.

Idiota♡: Ich wünschte, ich wäre er...

Ich wünschte, er wäre er. Plötzlich überfiel mich eine unschlagbare Müdigkeit. Zumindest wusste ich am nächsten Tag nicht, wie, oder wann ich eingeschlafen war. Als mein Wecker um acht Uhr klingelte, wollte ich ihn gegen die Wand schmeißen. Der Teddy klemmte noch immer fest unter meinem Arm. Ich löste mich von seinem weichen Fell, um das penetrante Geräusch loszuwerden, doch es verstummte von selbst.

"Schwester Nivia, Schwester Nivia, schläfst du noch? Hörst du nicht den Wecker, hörst du nicht den Wecker? Grrrrr, piep, grrrrrr. Grrrr, piep, grrrr." Mir sprang beinahe das Herz aus der Brust. Ich saß von der einen auf die andere Sekunde kerzengerade in meinem Bett und hatte mich mit einem Kissen bewaffnet. Anto zeigte mir nur ihr unschuldiges Grinsen, was ihre beiden Hasenzähnchen offenbarte.

All You Can BiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt