Kapitel 60

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Yehun und ich schlenderten durch eine enge Gasse, die von kleinen Cafés und charmanten Geschäften gesäumt war. 

Die Gasse lag nur wenige Schritte von der Universität in Seoul entfernt und bot eine willkommene Abwechslung in unserer Pause zwischen Seminar und Vorlesung. Die Luft war erfüllt vom Duft frisch gebrühten Kaffees und dem leisen Murmeln der Gespräche von Studenten und Anwohnern, die ihre Freizeit genossen. 

Plötzlich hörte ich jemanden meinen Namen rufen. "Goldie! Warte!"

Ich drehte mich um und sah Minah, Kwons Schwester, die strahlend auf mich zulief. 

Es war, als hätte sie nicht vor Gericht gegen mich ausgesagt und behauptet, ich würde lügen und Kwon hätte mich nicht missbraucht, als sie mit einem solchen Lächeln und einer Selbstverständlichkeit auf mich zu ging.

Sie sah wie immer umwerfend aus, ihre langen, dunkelbraunen Haare fielen perfekt frisiert über ihre Schultern. Sie trug eine Leinenhose und ein simples Shirt, auf dem Arm hielt sie ihre kleine Tochter. Minah umarmte mich kurz, während Yehun irritiert stehen blieb.

Ich schaute sie völlig perplex an. "Hey," zwang ich mir ein Lächeln auf.

"Hey! Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen! Ich vermisse dich!" Minah strahlte. "Es ist schade, dass Dinge so geendet haben."

Dass Dinge so geendet habe? Ja ich schätze so konnte man es auch formulieren.

"Nun ja, das alles hätte anders laufen können, Minah," sagte ich kühl.

"Ich wäre gerne mit dir befreundet geblieb-" setzte sie an.

Ich blinzelte. Wir hatten uns gut verstanden und ein paar mal zum Café getroffen und uns auf Geburtstagen von Kwons Familie gesehen, aber ich hatte Minha nie als eine Freundin wahrgenommen.

"Minah," unterbrach ich sie. "Das hätten wir gekonnt, hättest du nicht vor Gericht gegen mich ausgesagt und so getan, als hättest du die Anzeichen nicht bemerkt, als hätte ich dir nicht gesagt, was an eurer Hochzeit passiert ist."

Yehun neben mir versteifte sich, als er realisierte, wen er da vor sich hatte. Er hatte Kwon ein paar Mal getroffen und wie der Rest meiner Freunde nicht besonders viel von ihm gehalten, doch er kannte Minha nicht.

"Ich... ich wusste nicht, was wirklich passiert ist und ich war im neunten Monat schwanger, ich hätte nicht -" Minahs schlechtes Gewissen war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, ihre Augen wanderten nervös, während sie sprach. Ihre Stimme zitterte und sie hielt ihre Tochter ein wenig fester.

Ich nickte starr. "Du wusstest ganz genau, was passiert ist."

"Meine Familie hätte - du weißt, wie sie sind. Ich war schwanger, Goldie." Minahs Augen waren feucht, ihre Lippen zitterten leicht, doch sie hielt ihre Fassung. Ihr Blick verriet, dass sie sich der Schwere ihrer Entscheidung bewusst war.

Ich seufzte. "Es bringt jedenfalls nichts mehr, jetzt darüber zu diskutieren." 

Die Erinnerungen an die Hochzeit und die einhergehende Panik versuchten, an die Oberfläche zu dringen. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und ich spürte, wie meine Hände zu zittern begannen. Die Bilder jener Nacht, die bedrückenden Gefühle der Hilflosigkeit und Angst, drohten mich zu überwältigen. Doch ich schob sie entschieden beiseite.

"Wie alt ist sie?" deutete ich auf das Kind, um das Thema zu wechseln.

"Zehn Monate, sie heißt A-rin." Minah lächelte vorsichtig und stockte kurz. "Du wärst eine großartige Tante gewesen. Es tut mir leid, dass es so geendet hat-" Ihre Stimme versagte. "Ich hätte dich gerne im Leben meiner Tochter gehabt."

Serendipity (A BTS Jimin Fan-Fiction)Where stories live. Discover now