Kapitel 18

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Ich weiß nicht, wie lange ich auf der Bank gelegen hatte.
Wahrscheinlich stundenlang, die Zeit war unglaublich schnell vorübergegangen.
Doch nun fing es bereits an, dunkler zu werden, die Sonne war verschwunden und auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut.
Ich stand auf, wobei ich mich kurz festhalten musste, da sich Schwindel in meinem Kopf breit machte.

Was mich sehr erstaunte, war, dass die kleine Katze die ganze Zeit geblieben war. Zwischendurch hatte sie am Ufer nach Fliegen geschlagen, dann lag sie wieder schnurrend auf meinem Bauch.

Auch jetzt folgte sie mir, als ich um das Haus herum ging und die Haustür aufschloss.
Sie huschte zwischen meinen Beinen durch und verschwand im Flur.
"Stop! Psst, komm hier her!" rief ich. Natürlich hörte sie nicht.
Seufzend zog ich meine Schuhe aus und folgte ihr.

"Wo bist du? Heeey... psst psst psst... "

Ich ließ die Küche hinter mir und betrat das Wohnzimmer, als ich überrascht stehen blieb.
Der Anblick, der sich mir bot, war wirklich süß: Niall lag ausgestreckt auf dem Sofa, das Kätzchen turnte auf ihm herum und spielte mit den Bändern von Nialls Hoodie.
Immer wieder schlug es gegen ein Band, sodass es in die Luft flog, und stürzte sich dann darauf.

Nialls Miene schwankte zwischen entzückt und amüsiert.

Lachend sagte ich: "Wie es aussieht, hast du meine Freundin kennengelernt."

Niall schaute hoch. "Freundin? Kann nicht sein. Der kleine hier hat echt Feuer unter dem Hintern, es muss ein Kater sein."

"Das war jetzt sexistisch."

Niall hob das Kätzchen hoch.
"Und die Wahrheit. Es ist ein Kerl."

Kopfschüttelnd kniete ich mich vor das Sofa und streckte die Hand nach dem Katerchen aus. Es hatte sich auf Nialls Brust zusammengerollt und spielte mit den weichen Ohren.
Als ich ihn am Kinn kraulte, fing Nialls ebenfalls an, den Rücken zu streicheln.
Für einen Moment wurde mir klar, wie irrwitzig die Situation doch war: Niall und ich kraulten einen kleinen Kater, obwohl wir uns sonst doch offensichtlich hassten. Zumindest war ich mir ziemlich sicher, dass Niall das tat.

Mein Finger berührte versehentlich seinen. Peinlich berührt zog ich meine Hand zurück und ignorierte, dass sich von der Stelle aus ein Prickeln in meiner Hand ausbreitete.
Blöde Hormone! Wir hassten uns, und nur weil Niall attraktiv war, musste mein Körper nicht gleich verrückt spielen.
Mit diesem Satz im Ohr räusperte ich mich, stand auf und sagte:

"Ich schätze, es ist höchste Zeit, den Kleinen wieder nach draußen zu bringen."

Entrüstet starrte Niall mich an.
"Spinnst du? Wir können ihn doch nicht einfach so rauswerfen! Wahrscheinlich hat er seine Mutter verloren und verhungert ohne uns, oder wird von Wölfen gefressen oder so!"

Ich zog die Augenbrauen hoch.
"Soweit ich weiß, gibt es in Schottland keine Wölfe."

"Das ist doch nebensächlich! Er braucht uns. Wir behalten ihn."

"Wir haben weder ein Katzenklo, Futter, einen Kratzbaum oder sonst etwas", gab ich zu bedenken.

"Macht nichts, dann kaufen wir das eben", erwiderte Niall stur.

"Hast du überhaupt eine Ahnung, was das kostet? Von den Tierarztkosten mal abgesehen, wahrscheinlich hat der Kleine Würmer und Flöhe!"

"Das spielt keine Rolle, ich hab genug Geld."

Ich erinnerte mich an das gigantische Haus und gab schließlich nach.
"Meinetwegen. Aber er braucht einen Namen."

"Finde ich auch. Wie wäre es mit Pepper?"

Ich verzog das Gesicht. "Süß, aber klischeehaft. Wie findest du Wicked?"

Niall schaute das Katerchen prüfend an, dann nickte er.
"Wicked ist klasse. Bist du damit auch zufrieden, kleiner Mann?"
Er stupste den Kleinen an die Nase. Dieser nutzte die Chance und biss prompt in Nialls Finger rein.

"Auu!" jaulte dieser und sprang auf, wobei Wicked von seinem Schoß geschleudert wurde und sich protestierend auf die Armlehne der Couch rettete.

Ich grinste und sagte: "Damit hat er bewiesen, dass der Name perfekt zu ihm passt."

Niall schnaubte bloß.

Da es schon ziemlich spät war, beschloss ich, langsam ins Bett zu gehen.
Ich folgte Niall in die Küche und fragte: "Ist es in Ordnung, wenn Wicked bei mir im Zimmer schläft?"

"Wenn er morgen bei mir schläft."

"Geht klar. Gute Nacht!"

"Nacht."

Na, sonderlich gesprächig war er immer noch nicht.
Ich ging zurück in Wohnzimmer, hob vorsichtig Wicked hoch und verschwand dann nach oben.
Mittlerweile hatte sich Niall auch im Bad eingerichtet, sowohl Aftershave als auch Deo, Shampoo und Gel standen da unter anderem.

Ich versuchte, mein Zeug daneben noch auf die Ablage zu quetschen, ohne dass die Hälfte sofort wieder runterfiel.
Im Vergleich zu meiner Bürste, Schminke, Haarpflege, Cremes und etlichem anderen Zeugs sah Nialls Seite der Ablage mickrig klein aus. Und ich war noch nicht einmal eins von den Mädchen, die sich gerne schminkten.

Ich machte mich fertig und legte mich lächelnd ins Bett. Wicked wollte ebenfalls darauf springen, aber ich hielt ihn erfolgreich ab.
Solange er nicht entwurmt, geimpft oder sonst etwas war, wollte ich lieber nicht so nah bei ihm schlafen.
Ich knipste das Licht aus und glitt langsam in den Schlaf.

Undercover || Niall HoranWhere stories live. Discover now