Lügen

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Kapitel 6

"NEIN RENESMEE! DU WIRST NICHT GEHEN!", sagte dad scharf. Er war mit seiner Geduld am Ende. Mom mischte sich wieder ein.

"Renesmee... Du kannst nicht gehen. -Bitte...", sagte sie sanft. Ich konnte sehr wohl gehen! Und ich würde es auch tun! Ich wusste, wie schlimm es für Jake war, von mir getrennt zu sein und ich wollte ihn gerade jetzt, nicht allein gehen lassen. Außerdem fühlte ich mich ebenfalls verpflichtet, nach La Push zu gehen. In diesem Moment war ich wütend auf meine Familie. Sie wollten mich unter keinen Umständen gehen lassen, aber ich musste gehen! Mein Entschluss stand fest. Heute Aben in zwei Stunden würden Jacob und die anderen aufbrechen und ich würde mitkommen, und wenn ich mich dafür wegschleichen musste. Und so leid mir meine Eltern taten.

"Das musst du nicht!!!", zischte dad. Ich drehte mich um.

"Renesmee Carlie Cullen!", rief er. Ich ignorierte ihn. Das war der erste richtige Streit, zwischen meinen Eltern und mir. Und es tat weh, aber ich hatte meinen Entschluss gefasst.

In den nächsten halben Stunden war immer jemand in meiner Nähe. Mal Rose, mal meine besorgte Mom, mal mein wütender Dad und mal Esme. Als es so weit war und wir uns von den Wölfen verabschieden mussten, standen Carlisle und Dad auffällig nah, bei mir. Jake wurde von allen verabschiedet. Zuletzt von mir. Wir küsste uns gefühlvoll und lange. Dann sahen wir uns in die Augen. Wir umarmten uns innig. Dann liefen die fünf in den Wald. Ich wusste, dass sie sich verwandelten. Danach würden sie weg sein. Unwillkürlich machte ich einen Schritt nach vorn. Blitzschnell griff Dad meinen Arm. "DAD!", rief ich gereitzt. Ich machte kehrt und luef in Richtung Haus. Ich musste mich auf den Weg machen, ehe die Spuren der Wölfe verschwunden waren, was spätestens morgen Abend passieren würde. Ich horchte. Bis jetzt war mir niemand gefolgt. Schnell lief ich in das Schlafzimmer. Ich griff nach einer Tasche. Dann kramte ich meine Badsachen zusammen. Ich horchte immer mal wieder auf Schritte, doch es war nur der Wind in den Bäumen zu hören. Als ich den Schrank öffnete griff ich nach zwei Jeans, zwei Pullis und einem T-Shirt. Ich stopfte alles in die Tasche und horchte wieder auf. Da war das erwartete Geräusch. Schnelle, leichte und regelmäßige Schritte, -Dad. Ich schmiss die Tasche in den Schrank, griff nach einem Buch, ließ mich auf das Bett fallen und tat, als würde ich lesen. Im nächsten Moment öffenete sich die Haustür. Schritte näherten sich und die Tür wurde aufgerissen. Ich konzentrierte meine Gedanken auf das Buch und auf meine Umgebung, nur nicht auf Jake, mein Vorhaben oder die Tasche im Schrank.

Ich tat, als würde er dort gar nicht stehen.

"Renesmee...", sagte er in einer geziehlt ruhigen Stimme. Ich ignorierte ihn weiterhin.

"Ness... Ich... Wir, -", ich unterbrach ihn, "- Du musst nichts sagen, ich hab es schon verstanden... Is okay." Nicht an meine Worte denken... Nicht an die Lüge denken! Blumen... Wasser.... Nahrung.... Jagt...

"Okay... Ich lass dich mal allein...", sagte er. Er fiel auf meine Lügen, auf meine Gedanken rein.

Er sah mich nocheinmal prüfen an, blickte sich im Zimmer um und ging dann. Seine Schritte entfernten sich schnell. Ich stürmte zum Schrank und zog die Tasche wieder raus. Die letzten Klamotten, Geld, Verpflegung. Die Tasche war nicht Wasserfest. Ich würde mit einem Schiff fahren. Ich blickte aus dem Fenster. Es dämmerte. Mir tat meine Familie leid. Sie würden herkommen und ein leeres Haus vorfinden. Würden sie meiner Spur folgen? Nein, sie wussten, wo ich hinwollte. Aber sie würden enttäuscht von mir sein. Sollte ich einen Zettel hinterlassen? Aber was sollte ich draufschreiben?!

'Hey Leute, ich hab mich

weggeschlichen, um zu Jake

zu gehen, macht euch keine

Sorgen, ich liebe euch,

RENESMEE'

Ich war ratlos. Ich wollte keine Zeit verschwenden, schließlich nahm ich mir einen kleinen Zettel und einen Bleistift.

'Macht euch keine Sorgen,

ich liebe euch!

RENESMEE <3'

Ich zeichnete noch ein Herz hinter meinen Namen. Dann legte ich die Nachicht auf den Wohnzimmertisch. Dann zog ich mir feste Schuhe und eine Regenjacke an, griff nach der Tasche und verließ das Haus. Ich horchte. Bis auf das rauschen der Blätter, der Fluss und ein kleiner Hase, war nichts zu hören. Ich atmete tief durch. Dann rannte ich los. Ich lief so schnell ich konnte. Nach wenigen Minuten hatte ich die Färte, der Wölfe, aufgespürt. Ich orientierte mich an meinem ausgeprägten Geruchssinn und rannte. Rannte weg. Weg von meinem Zuhause, weg von meiner Familie. Ich rannte.

SUNRISE    Bis(s) in die EwigkeitWhere stories live. Discover now