Kapitel 17

515 17 4
                                    

Epilog

"Morgan, Reid, Beckett, ihr geht vorne rein. Rossi und ich sichern die Hintertür. Los jetzt!"

Die Waffe im Anschlag ging ich neben der Glastür des Einfamilienhauses in Deckung. Geschrei drang aus den naheliegenden Zimmern zu uns. Die Tochter des Hausherren, Joleen McDavid, war die einzige Überlebende des Massakers an ihrer Familie vor wenigen Wochen. Nun war der Mörder zurückgekehrt und wollte auch die 15-jährige auslöschen.

James Ryan hatte eine harte Kindheit hinter sich, Schläge durch den Vater, die alkoholkranke Mutter hatte sich schon früh das Leben genommen.

Ryan hatte schon früh damit begonnen seine Mitschüler zu quälen, war regelmäßig in Schlägereien verwickelt. Als auch sein Vater gestorben war, kam Ryan in eine Erziehungsanstalt, unter der Leitung eines ehrenamtlichen Pfarrers. Angeblich wollte Ryan die Kinder, welche er zuvor ermordet hatte, aus den Fängen ihrer Familie befreien, indem er zuerst diese tötete und anschließend den Kinder dazu verhalf, in das 'ewige Himmelreich aufzufahren', wie er es nannte.

"Ryan! Lassen Sie sie gehen!", rief Morgan neben mir und positionierte sich direkt vor der Tür.
"Sie werden mich nicht davon abhalten ihr zu helfen! Sehen sie das Leid denn nicht, sehen sie denn nicht, dass ich diesem Mädchen zu einem besseren Leben verhelfen muss?"

Ein markerschütternder Schrei drang aus dem Haus. Durchdringend sah ich Morgan an, nickte ihm zu und fasste den Griff meiner Waffe fester. Reid, der mir gegenüber an der Hauswand lehnte, entsicherte seinen Revolver und gab sein okay.

Während Morgan mit einem gezielten Tritt die Tür aus den Angeln beförderte und in die Wohnung stürmte, sicherten Reid und ich seinen Rückzug. Morgan betrat das Wohnzimmer, während Reid den Flur und ich die angrenzenden Zimmer sicherte. Schnell kehrte ich zu Morgan zurück, richtete den Lauf meiner Waffe auf den schlaksigen Mann, der das entführte Mädchen fest in einer Art Schraubstock-Griff, an der Kehle vor sich hielt. Die eigene Pistole hatte er hart gegen den Schädel der jungen Frau gepresst, die bitterlich weinte und um ihr Leben flehte.

"James Ryan, lassen Sie das Mädchen gehen und werfen Sie Ihre Waffe weg! Dann wird Ihnen nichts geschehen!", sagte ich und trat einen Schritt näher auf den Mörder und Psychopathen zu.

Dieser riss die Pistole herum und hielt sie mit zitternden Händen zwischen mir und Morgan hin und her. Seine Augen waren geweitet, aber in ihnen stand bloße Entschlossenheit.

"Sie werden mich nicht von meiner Mission abbrigen, niemand kann sich zwischen mich und Gott stellen! Ich bin seine ausführende Hand! Seine mensch gewordene Gnade!", rief Ryan und biss die Zähne zusammen.

"Ich werde sie befreien! Euch alle!"

"Ryan!", erklang Hotchs durchdringende Stimme. Rossi und er waren durch den hinteren Eingang in das Haus gelangt. Nun hielten auch sie Ryan im Visier.

Ryan, welcher Sekunden abgelenkt war, wandte den Kopf zu Hotch. Ich sah meine Chance und drückte ab. Die Kugel traff den Mann in die linke Schulter und ließ ihn lauf aufschreien.

"Joleen, komm her!", rief ich und lief auf das Mädchen zu. Völlig aufgelöst sank sie in meine Arme und begann hemmungslos zu weinen. Vorsichtig sicherte ich meine Pistole und steckte sie zurück in das Halfter an meiner Hüfte, bevor ich zusammen mit Joleen aus dem Haus eilte. Morgan hatte sich auf Ryan gestürzt und ihn in Handschellen gelegt.

"James Ryan. Sie haben das Recht zu schweigen, alles was Sie sagen kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet."

Während Morgan dem Mann seine Rechte verlaß, setzte ich Joleen in einen der SUVs und versuchte das verängstigte Mädchen zu beruhigen. Vorsichtig schob ich meine Jacke über ihre zitternden Schultern und redete beruhigend auf sie ein.

"Joleen, hör mir gut zu. Atme ganz tief durch. Ganz langsam, okay?"

Joleen sah mich verstört an, versuchte nach einer Weile sich meinem Rhythmus anzupassen. Langsam kehrte wieder etwas Farbe in das Gesicht des Mädchens und die Tränen hörten auf, über ihre Wangen zu kullern.

"Wir werden jetzt zur BAU Zentrale fahren. Dort musst du nur noch eine Aussage abgeben, aber das hat Zeit. Beruhige dich erst einmal und dann helfe ich dir dabei, ist das in Ordnung?", fragte ich ruhig und legte meine Hände auf Joleens Arme.

Das Mädchen nickte langsam und ließ sich kraftlos in den Sitz sinken.

Während Reid auf dem Fahrersitz Platz nahm und Rossi sich neben ihn fallen ließ, schnallte ich das Mädchen an und versicherte dem Rest des Teams, dass es ihr gut ging.

Zusammen fuhren wir in die Zentrale der BAU.

Ich führte Joleen in den warmen Konferenzraum, stellte ihr eine Flasche Wasser auf den Tisch und erkundigte mich nach ihrem Befinden.

"Joleen, kann ich dir noch etwas bringen? Möchtest du einen Kakao haben? Oder einen Tee?", fragte ich sie leise.

Joleen schüttelte nur stumm den Kopf und atmete tief durch.

"Möchtest du schon jetzt deine Aussage machen, oder später?"

"Ich glaube, ich kann das noch nicht", flüsterte das Mädchen.

Beruhigend strich ich ihr über den Rücken.

"Das ist schon in Ordnung. Wir haben dafür später noch Zeit. Ich kann dir anbieten, dass du dich kurz hinlegen kannst."

Joleen nickte und lehnte sich gegen mich.

"Ja, ich würde gerne etwas schlafen", murmelte sie und ich führte das Mädchen in einen Nebenraum, in dem sie sich auf dem Sofa ausstreckte.

Noch bevor ihr Kopf auf dem Kissen lag, hatte sie vor Erschöpfung die Augen geschlossen und schlief Minuten später schon fest.
Ich löschte das Licht und ließ die Tür angelehnt. Seufzend ließ ich mich auf dem angrenzenden Flur nieder und lehnte mich gegen die Wand neben der Tür.

Spencer entdeckte mich und gesellte sich zu mir. Er legte seinen Arm um meine Schultern und ich lehnte mich gegen ihn.

"Es ist nicht immer wie im Märchen. Es gibt eben nicht immer ein Happy End", murmelte ich und vergrub das Gesicht an Spencers Halsbeuge.

"Aber wir können immer wieder von neuem versuchen, dass dieses Happy End geschieht. Und wenn wir es nicht tun würden, wer dann?"

Lächelnd sah ich ihn an.

"Du hast wie immer Recht, mein Genie", sagte ich und küsste ihn.

Sacht fuhr er mir durch die Haare, sah mich liebevoll an.

"Auf in den Kampf", sagte ich, stand auf und reichte ihm die Hand.

Grinsend nahm er meine Hand und stand auf.

"Treten wir den Bösen gewaltig in den Hintern!"

The End

Fateful DaysWhere stories live. Discover now