Kapitel 8

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„Da sieh mal einer an". Der Riese quetschte sich ungeschickt aus dem kleinen Dachflächenfenster. Es sah so lächerlich aus, dass ich beinahe gekichert hätte, doch die Schusswaffe machte diesen Umstand mit Leichtigkeit wett. Zu meiner Verwunderung hielt er in der anderen Hand sein Handy, mit dem er uns offenbar gerade fotografiert hatte. Auf Niall hatte das eine andere Wirkung. Ich schätze, er hatte schon genug negative Erfahrungen mit Kameras und den damit verbundenen unerwünschten Bildern gemacht, denn er machte einen Satz zurück, das Gesicht so erschrocken, dass es schon beinahe verletzend war.

„Zu spät". Der Riese, Stan, bleckte die Zähne. Oder sollte es ein Grinsen darstellen? Schwer zu sagen, bei ihm lief es auf exakt dasselbe hinaus. „Das geht an die Öffentlichkeit, darauf kannst du dich verlassen".

Ich sah, wie sich Nialls Kiefer anspannte, als ob er mit aller Kraft die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht auf den Mann loszugehen. Hätte er nicht zwei Meter von mir entfernt gestanden, hätte ich nach seiner Hand gegriffen und sie beruhigend gedrückt.

Mit gesenkter Waffe kam Stan auf uns zu, offenbar der festen Überzeugung, dass wir ohnehin nirgends hinkonnten. Wo es gerade noch so ausgesehen hatte, als ob Niall so viel Abstand wie möglich zwischen uns beide bringen wollte, wetzte er nun wieder auf mich zu, schob mich näher ans Dach und sich selbst an mir vorbei. „Spring drüber", raunte er mir ohne die leisteste Mundbewegung ins Ohr, während er sich vor mir platzierte.

Oh nein, Freundchen, du wirst jetzt nicht den Helden spielen. „Lass den Scheiß", zischte ich ihn an. „Mach schon". Er stieß mich ungeduldig mit dem Ellbogen an.

Wütend stieß ich zurück. „Ich werde gar nichts machen". Ich musste wohl wahnsinnig geworden sein, aber ich versuchte, mich auf meinen vorherigen Platz zurückzudrängen, was in einem ungeschickten Gerangel aus Armen und Beinen endete.

„Habt ihr's dann?". Stans Stimme war gelangweilt. „Kommt doch einfach mit rein, dann passiert keinem was". Er machte unerwartet einen weiten Satz nach vorne, der mich zusammenzucken ließ, wodurch ich das Gleichgewicht verlor und beinahe vom Steg getaumelt wäre, hätte Niall mich nicht rechtzeitig noch am Arm gepackt.

„Seht ihr? Los. Rein. Muss ich euch wirklich drohen?".

Bevor wir reagieren konnten, wurden wir alle von einem Heulen abgeklenkt, das von Sekunde zu Sekunde näher kam.

Fast hätte ich vor Erleichterung geheult. Sirenen! Und sie kamen auf uns zu!

Stan drehte uns den Kopf zu. In seinen dunklen Augen blitzte Mordlust auf, dann machte er Anstalten, nach Niall, der zu meinem Ärger noch immer näher bei ihm stand, zu greifen, doch da schoss instinktiv mein Arm vor und versetzte dem Angreifer einen Stoß. Zu meinem Schrecken stolperte er aber nicht wie beabsichtigt rückwärts, er schaffte es irgendwie, nach vorne, auf uns zu zu taumeln. Niall und ich wichen zurück, als er vor uns der Länge nach auf den Steg knallte, einen Ticken zu nahe an den Rand kam - und über die Kante rutschte. Handy und Waffe flogen ihm aus den Händen und verfingen sich in dem Schneegitter am Rand des Daches. Ich schnellte unwillkürlich vor, um ihn noch festzuhalten, immerhin besaß ich doch einen Funken Menschlichkeit, doch Stan hatte seine eigenen Pläne. Bevor ich irgendetwas ausrichten konnte, zappelte er wie wild drauflos. Ich weiß bis jetzt nicht, ob es Glück war oder sein Vorhaben, jedenfalls trat er einem völlig unvorbereitetem Niall die Beine weg und brachte ihn damit zum Fall. Niall gab einen überraschten Aufschrei von sich und versuchte, irgendwo Halt zu finden, doch Stan, der nun endgültig die Schindeln hinunterrutschte, schaffte es noch, sich an seiner Jacke festzuklammern und zog ihn mit sich. Ein entsetztes Quietschen entschüpfte meine Kehle, ich ließ mich auf Hände und Knie fallen und griff nach Nialls Ärmel - zu spät. Unfähig zu schreien oder sonst irgendeinen Laut von mir zu geben, konnte ich nur hilflos mit weit aufgerissenen Augen und beiden Armen über der Stegkante hängend zusehen, wie die beiden ungebremst das Dach hinunterschlitterten, mit jeder Millisekunde näher auf den Abgrung zu.

Einen Fall aus dieser Höhe konnte man nicht überleben.

Gefühlslosigkeit hatte bereits Besitz über meinen Körper übernommen. Innerhalb von wenigen Augenblicken schossen mir Millionen von Gedanken durch den Kopf. Wie ich mich mit ihm gestritten und ihn dennoch zu mögen gelernt hatte, auf diese kurze Zeit, bevor ich überhaupt wusste, wer er war. Wie ich zum ersten mal sein Gesicht gesehen hatte. Diese blauen Augen, die wie Diamanten funkelten und strahlten, wenn er lachte. Bis zum letzten Moment, unserem Beinahe-Kuss. Ich nahm alles zurück, was ich je an gehässigen Sachen über ihn gesagt hatte, bevor ich ihn persönlich kennenlernte, nur, weil er in One Direction war. Wie oft hatte ich behauptet, dass das alles nur oberflächliche, geldgierige Trottel sind?

Und wieso - WIESO musste es nun so enden?


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Erst mal ein dickes Sorry, dass das Kapitel so dermaßen KURZ geraten ist! War nicht beabsichtigt, hat sich von der "Spannendheit" her so ergeben :D Ich weiß, ich bin fies, hehe ;)

Diesmal hat es mit dem Uploaden etwas länger gedauert, und zwar deswegen, weil meine Freundin heute ihren 16. Geburtstag feiert und es sozusagen ein persönliches Update für sie ist! Ich wünsche dir noch einmal von ganzem Herzen ALLES ALLES Gute!!! Bussi! <3 summerraindrops (Mal sehen, ob das mit dem Markieren diesmal geklappt hat :P)

Danke für's Lesen und Voten!! :) Bis zum nächsten Kapitel!


Night Of Captivity (1D-FF)Where stories live. Discover now