Kapitel 10

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Mein Herz wurde schwer. Ich starrte die Fenster an und fragte mich, hinter welchem wohl Niall sitzen mochte. Schaute er mich gerade vielleicht sogar an? Meinen Traum konnte ich definitiv vergessen. Er würde jetzt mit Harry und seinen Bodyguards an irgendeinen für mich unbekannten Ort fahren, zu seiner täglichen Band-Routine zurückkehren und mich wahrscheinlich bald vergessen.

Was hatte ich eigentlich erwartet? Dass er sich ernsthaft für ein normales Mädchen aus dem Volk interessierte, das noch nicht mal die Musik mochte, die er machte? Ich war so naiv gewesen!

Ich wollte mich gerade traurig abwenden und zum Laden zurückschlurfen, um mich Tausenden von bohrenden Fragen zu stellen, als eine Autotür aufgestoßen wurde.

„Komm mal wieder runter, ich werd schon nicht erschossen oder aufgeschlitzt oder was weiß ich!", fauchte eine mir nur allzu bekannte Stimme eine andere Person im Wagen an, dann zwängte sich doch tatsächlich kein anderer als Niall an ein paar Armen vorbei, die ihn verzweifelt zurückhalten wollten, aus der Tür.

„Horan! Rein da!".

„Kannst mich mal". Niall schlug nachdrücklich die Tür zu. Ohne ein weiteres Wort stürzte er auf mich zu und bevor ich überhaupt richtig gecheckt hatte, was vor sich ging, hatte er schon seine Lippen auf meine gedrückt.

Ich hörte Nici nach Luft schnappen.

Automatisch schlang ich meine Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss voller Leidenschaft. Das Gefühl seiner Lippen war unglaublich, sie waren zart und sanft, aber dennoch voller Verlangen. Ich zog ihn näher an mich heran, mit dem Vorhaben, ihn nie wieder gehen zu lassen. Seine Hände an meinen Wangen waren wunderbar warm, genau wie an diesem einen unvergesslichen Moment oben am Dach, bevor Stan uns so rüde unterbrochen und Niall beinahe mit sich in den Tod gerissen hatte. Bei dem Gedanken krallte ich mich reflexartig in seinem Shirt fest, nie wieder würde ich zulassen, dass ihm je wieder Derartiges zustieß. Wenn ich könnte, würde ich dieses wunderbare Schneegitter eigenhändig herunterschrauben und es als ewiges Andenken in mein Zimmer stellen.

Viel zu früh löste er sich von mir. Etwas außer Atem grinste er mich mit seinem hinreißend-frechem Grinsen an, seine Wangen waren rot vor Aufregung. „Ich musste das endlich nachholen".

Auf meinem Gesicht breitete sich ein überglückliches Lächeln aus. Unbeschreiblich. Diesen Augenblick meines Lebens KANN man nicht beschreiben, er ist einmalig, wertvoller als alles Geld der Welt. Niall ist wertvoller als alles Geld der Welt. Ich umfing seine Lippen ein zweites mal, diesmal etwas besitzergreifender; in seinem Nacken spielten meine Finger mit einer Locke seines blonden Haars.

Nach einer Weile räusperte sich Nici dezent. „Leute, entweder ihr hört auf oder ihr nehmt euch ein Zimmer".

Ich warf ihr über Nialls Schulter einen bösen Blick zu, doch sie lachte nur. Erstaunlich, wie gefasst sie das aufnahm. Ihre beste Freundin knutschte mit einem von ihr heiß verehrten Superstar herum - vollkommen normal.

„Stans Handy ist Schrott", informierte mich Niall vergnügt. „Und somit auch das Foto".

„Soll also heißen, wir haben erst mal unsere Ruhe".

Niall nahm meine Hände in seine. „Allie, es wird nicht einfach werden".

„Mir egal".

„Jetzt vielleicht noch. Glaub mir, sobald plötzlich eine Horde Paparazzi vor deiner Haustür auftaucht, wird es dir nicht mehr so egal sein".

Ich musste mich zusammenreißen, um nicht im Meer seiner blauen Augen zu versinken. „Und wenn es mir das wert ist?".

Sein Blick schien eine Ewigkeit auf mir zu ruhen. „Dann bist du das Beste, was mir je passieren konnte".

Ich wollte etwas antworten, ich wollte ihn so gern noch einmal küssen oder wenigstens umarmen, doch da stand plötzlich ein Mann hinter ihm und packte ihn meiner Ansicht nach etwas zu grob am Arm. „Wir müssen los, Horan". Sein Gesicht sagte eher „Wir müssen uns unterhalten, Freundchen".

Oha. Ich hatte noch gar nicht bedacht, dass Niall wegen mir Stress mit dem Management oder so bekommen könnte. Jetzt war es wohl zu spät und ich konnte nur noch hoffen, dass es ihm nicht allzu sehr an den Kragen ging.

„Okay". Niall kramte etwas aus seiner Tasche hervor. „Nici hat doch ihre Karte verloren ... hier der Ersatz. Von Harry". Er hielt mir ein Ticket hin und ich verdrehte die Augen. „Das ist natürlich unglaublich wichtig".

Er lachte. „Ich muss mich doch vergewissern, dass ihr auch wirklich kommt. Dass du wirklich kommst".

Ich bemerkte, dass er noch einen weiteren Zettel in der Hand hielt, den er mir nun reichte. „Und das ist für dich. Melde dich. Schreib einfach ...". Er überlegte. „1D-Hater".

„WAS?!". Entgeistert starrte ich den zusammengefalteten Zettel an. „Wie soll ich mich denn melden? Ich hab doch gar nicht deine ...".

„Bis bald". Er gab mir einen schnellen, letzten Kuss, bevor er sich von dem Typen zum Wagen ziehen ließ.

Keine halbe Minute später war er weg.

Erst als Nici mich in eine Umarmung zog, merkte ich, dass mir eine einsame Träne über die Wange lief. Wortlos wiegten wir uns beruhigend hin und her, bis der Wasserhahn schließlich versiegte. Es war lange her gewesen, seit ich das letzte mal geweint hatte. Ich hatte schon befürchtet, ich könnte emotionslos geworden sein, doch Niall hatte die Gefühle in mir wieder zum Leben erwachen lassen - und es fühlte sich gut an.

„Soll ich dir von Harry geben". Ich drückte ihr das Ticket in die Hände.

Statt vor Freude loszukreischen umarmte sie mich kurz ein zweites mal und schob es in die Hosentasche. „Danke".

Wie diese eine Nacht uns alle verändert hatte.

Und sie hatte mich in dem Wissen bestärkt, dass Nici meine beste Freundin war, egal, was uns in der Zukunft noch alles erwartete.

„Mädels!", rief uns jemand zu. „Ihr solltet lieber irgendwo verschwinden".

Wir drehten uns um und sahen, dass am anderen Ende der Straße ein paar Autos hielten und gehetzt wirkende Leute mit Fotoapparaten und Mikrofonen ausstiegen.

„Komm", murmelte ich. „Sonst sind wir morgen in den News". Ich sah die Schlagzeile schon vor mir: „Durchgeknallte Teenager entführen One Direction-Stars".

Wir liefen auf den Polizisten zu, der uns freundlicherweise gewarnt hatte, und verdrückten uns auf den Rücksitz seines Autos, bevor die Nervensägen ihre Kameras aktivieren konnten.


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Sorry, dass es etwas länger gedauert hat ... Schule eben :/ Whatever, Kapitel 10 (ich muss bei der Nummerierung schon überlegen, irgendwann werde ich einen peinlichen Fehler machen) ist wieder etwas kürzer ... Ich teile die Kapitel immer schon vorher ein, und wenn ich dann etwas ändere, gerät meine ganze Planung durcheinander :D Egal, hauptsache, euch gefällt die Geschichte! Dankeschön für die ganzen lieben Kommis! Hier auch ein riesiges ExtraMerci an @Niall_Fan_4ever <3

Dann bis zum nächsten Kapitel! :)



Night Of Captivity (1D-FF)Where stories live. Discover now